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Zum journalistischen Leitbild von t-online.1. FC Köln Funkel geht in die Offensive: "Tim ist damit genug bestraft"

Friedhelm Funkel hat mit einem Appell an Fans und Öffentlichkeit die Sorgen beim 1. FC Köln abmoderiert. Der 71-Jährige übernimmt beim FC die Führung.
Es war ein denkwürdiger Auftritt von Friedhelm Funkel am Freitagnachmittag im RheinEnergieStadion. Der Interimstrainer des 1. FC Köln absolvierte die Pressekonferenz vor dem Aufstiegsendspiel am Sonntag nicht einfach nur routiniert und spulte sein Programm ab. Der 71-Jährige zeigt, was der FC in der aktuellen Situation braucht.
Den Skandal um Tim Lemperle beendete Funkel mit einer emotionalen Rede und drehte auch jede Nachfrage in ein positives Signal für das Spiel am Sonntag. Der Coach baute seine Mannschaft noch einmal öffentlich auf und lobte sie für ihren Umgang mit dem Druck im Aufstiegskampf. Und am Ende rief er die Fans auf, sich dem großen Ziel des Clubs zu verschreiben: dem Aufstieg in die Bundesliga.
Funkel hat nur ein Ziel: den Aufstieg
Dass es am Freitag vor allem um Tim Lemperle gehen würde, war nach dessen Alkohol-Exzess und dem Angriff auf seine Person zu erwarten gewesen. Fraglich war, wie Funkel diesen Vorfall moderieren würde. Doch nach 25 Minuten am Freitagnachmittag gab es keine Fragen mehr. "Tim weiß, dass er einen Fehler gemacht hat. Er hat viel Reue gezeigt. Das will ich hier ganz klar sagen", begann Funkel. Und dann legte er los.
"Daher ist das Thema für mich erledigt." Es gehe darum, sich auf das Sportliche zu konzentrieren. "Ich glaube, wir alle, das Publikum, die Fans, wollen am Sonntag aufsteigen. Und ich bin mir sicher, dass das Publikum diejenigen unterstützen wird, die auf dem Platz stehen werden", fuhr Funkel fort. "Es ist die ganze Woche über den Fall gesprochen worden, aber irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen. Dann ist es vorbei und da sollte man nur noch das eine Ziel haben: den Aufstieg."
"Tim ist damit genug bestraft"
Ja, auch er, Funkel, sei "verärgert" gewesen. "Aber den Aufstieg des 1. FC Köln müssen wir uns alle – alle – zum Ziel setzen. Diesen Appell richte ich an ganz Köln." Am Sonntag ab 15.30 Uhr kämpft der FC in Köln-Müngersdorf gegen den 1. FC Kaiserslautern um den Aufstieg. Ein Sieg oder ein Unentschieden würde den FC zurück in die Bundesliga befördern.
Lemperle habe "genügend berechtigte Kritik einstecken müssen, aber irgendwann muss mal gut sein". Für die Partie gegen Lautern dürfte der Vorfall vom vergangenen Sonntag keine Rolle mehr spielen. "Es gibt nur ein Ziel: das Spiel zu gewinnen." Natürlich hatte Funkel auch mit einzelnen Spielern und mit dem Mannschaftsrat gesprochen, "weil es für mich wichtig ist, die Jungs mitzunehmen und die Stimmung in der Mannschaft zu kennen. Da hat man mir gesagt, was ich jetzt auch gesagt habe: dass sie das nicht gut gefunden haben, dass Tim einen Fehler gemacht hat, aber dass es damit gut sein muss. Ich kann mich gut in eine Mannschaft hineinversetzen, und ich spüre, dass Tim damit genug bestraft ist."
Auswirkungen auf die Mannschaft? "Null!"
Es war ein Auftritt mit Wucht, mit Überzeugung. Funkel schien genau zu wissen, welchen Auftrag er zwei Tage vor dem entscheidenden Spiel hatte. Er musste die Causa Lemperle beenden, die Tür schließen, um wieder nach vorne zu schauen. Und genau das gelang ihm. In der Mannschaft sei "kein Bruch entstanden". Eine derartige mannschaftliche Geschlossenheit habe er "selten so erlebt". Und überhaupt: Der Vorfall habe "keinen Einfluss auf das Spiel am Sonntag – null!"
Vielmehr redete Funkel noch einmal seine Spieler stark. "Ich bin von dieser Mannschaft vollkommen überzeugt. Das ist eine Einheit, und die müssen wir am Sonntag auf den Platz bringen", forderte der 71-Jährige. "Letzte Woche in Nürnberg, genau zur richtigen Zeit, hat die Mannschaft gezeigt, dass sie mit Druck umgehen kann. Da war viel Druck auf dem Kasten. Wir mussten gewinnen, um die gute Ausgangssituation zu sichern. Das hat sie eindrucksvoll geschafft." Nun wolle man genau diese gute Ausgangsposition mit einem Heimsieg veredeln.
"Egal, wer hinter uns Dritter wird"
Einzig offen ist noch, wie der FC mit den Ergebnissen auf den anderen Plätzen umgehen wird. Bislang ist nicht geplant, dass Zwischenresultate auf den Anzeigetafeln im Stadion zu sehen sein werden. Die Zuschauer werden sich freilich selbst informieren, die Spieler hingegen sollen sich gänzlich auf ihre Aufgabe konzentrieren. "Mich interessiert die Situation hinter uns gar nicht", sagte Funkel. "Ich will, dass die Mannschaft so auftritt, wie sie es in Nürnberg gemacht hat. Dann müssen wir gar nicht nach links oder rechts gucken. Dann ist es uns egal, wer hinter uns Dritter, Vierter oder Fünfter wird."
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