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Xalo Selam: Ex-Bodyguard von Xatar warnt Jugendliche vor Kriminalität


Brutale Vergangenheit
Früherer Straßenkämpfer warnt: "Macht das bloß nicht"


05.06.2025 - 18:30 UhrLesedauer: 3 Min.
Xalo Selam: Viele Jahre war er der Personenschützer von Rapper Xatar.Vergrößern des Bildes
Xalo Selam: Viele Jahre war er der Personenschützer von Rapper Xatar.
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Xalo Selam war Türsteher, Straßenkämpfer und Personenschützer – jetzt will er Jugendlichen mit seinem Buch Perspektiven aufzeigen. Bei der Premiere in Köln kommt auch der stellvertretende Oberbürgermeister zu Wort.

Ein Montagabend im Kino "Turistarama" in der Kölner Altstadt. An einem Ort, an dem normalerweise Independent-Filme gezeigt werden, oder Pub-Quizze stattfinden, die traditionell vor allem von einem eher studentischen Publikum besucht werden, stehen im Eingangsbereich Baklava, einzeln verpackt und zu kleinen Pyramiden gestapelt, bereit.

Viele junge Männer sind an diesem Abend erschienen. Die meisten von ihnen tragen Designerhemden und schwere Ketten, rauchen E-Zigaretten und tragen Bauchtaschen. Das passt auf den ersten Blick nicht so recht in dieses Kino mit den schweren roten Ledersesseln und der großen Oscar-Figur neben der Leinwand. Das "Turistarama" ist an diesem Abend ein Ort der Gegensätze. Und das wiederum passt dann doch ganz zu der Buchvorstellung, die hier heute stattfindet. Weit über 100 Gäste sind gekommen, das Kino ist ausgebucht. Das Event exklusiv, Zugang nur per Gästeliste. Es soll familiär bleiben.

Vom Straßenkämpfer zum Autor

Xalo Selam, ehemaliger Leibwächter des kürzlich verstorbenen Rappers Xatar, hat gemeinsam mit Co-Autor Dennis Sand seine Autobiografie "Niemand schlägt so hart zu wie das Schicksal. Aber ich habe es versucht" veröffentlicht. Hierin erzählt Xalo Selam die Geschichte eines Lebens zwischen Gewalt, Loyalität und Neuanfang. Geboren im Irak, flieht er mit seiner Familie nach Deutschland. Er wächst in Köln auf, macht sich einen Namen als Straßenkämpfer und später als Leibwächter des Rappers Xatar. Der Weg führt ihn durch kriminelle Strukturen bis ins Gefängnis – geprägt von Wut, Schmerz und der Suche nach Halt.

Xalo Selam.
Xalo Selam.

Zur Person

Xalo Selam wurde 1978 im Irak geboren und kam als Kind mit seiner Familie nach Deutschland. Er wuchs in Köln auf und machte sich früh in der Kampfsportszene und im Straßenmilieu einen Namen. Bekannt wurde er als enger Vertrauter und Leibwächter des Rappers Xatar, den er über Jahre hinweg begleitete. Mit Co-Autor Dennis Sand schrieb er das Buch "Niemand schlägt so hart zu wie das Schicksal. Aber ich habe es versucht".

Der emotionale Wendepunkt: Als seine Frau eine Hirnblutung erleidet und ihn nach dem Koma nicht mehr erkennt, beginnt Selam, sein Leben zu hinterfragen. Sein Buch ist ein schonungsloser Rückblick auf eigene Fehler und eine Auseinandersetzung mit der Verantwortung und der Kraft zur Veränderung.

Dabei wirkt der Zwei-Meter-Kraftprotz auf der Bühne am Abend auch unsicher, fast schüchtern. Sagt am Anfang: "Ich habe viel in meinem Leben gesehen und viele Kämpfe gehabt, aber ehrlich gesagt, ich war noch nie so nervös wie heute." Auf der Bühne warnte er davor, ins kriminelle Milieu abzusteigen: "Ich kann nur eins sagen, macht das bloß nicht." Applaus brandet auf.

Kölns stellvertretender Oberbürgermeister Ralph Elster eröffnet den Abend

Die Einführung am Abend übernimmt Kölns stellvertretender Oberbürgermeister Ralph Elster. In seiner Rede beschreibt er Selams Werdegang als außergewöhnlich: "Es ist am Anfang die Geschichte eines Kindes, gefangen in einer Welt voller Angst." Und weiter: "Vom Bodyguard zum Unternehmer, vom Türsteher zum Storyteller" – Elster findet klare Worte für eine Biografie, die viel mehr sei als eine persönliche Erzählung, sondern stellvertretend für eine ganze Generation geflüchteter Jugendlicher und Kinder Ende der 1990er-Jahre stehe.

Per Videobotschaft meldet sich außerdem Regisseur Fatih Akin zu Wort: Das Buch sei "ein Pageturner", lobt er. Ein dazugehöriger, bildgewaltiger Kurzfilm über das Leben des Autors feiert an diesem Abend ebenfalls Premiere.

Manch einer kennt den Autor aus dem Kölner Nachtleben

Co-Autor und Journalist Dennis Sand betont auf der Bühne die emotionale Tiefe der Zusammenarbeit mit Xalo Selam. "Man kann ihm wahnsinnig gut zuhören, und man möchte einfach immer mehr und mehr erfahren." An den Autor gewandt, stellt Sand auch die gesellschaftliche Dringlichkeit des Buches nach vorn. Er erreiche mit seiner authentischen Art und Vergangenheit viel mehr Jugendliche auf dem Schulhof als ein klassischer Sozialarbeiter.

Am Ende des Abends bildet sich eine lange Schlange vor der Bühne. Die Jungs mit den Designerhemden und den schweren Ketten möchten sich noch ihr Buch signieren lassen und stellen sich brav in einer Reihe auf. Viele, die heute hier hergekommen sind, kennen den Autor aus dem persönlichen Umfeld. "Naja, ich kenne ihn noch von der Tür, da hat er mich jahrelang nicht in den Club gelassen" beschreibt ein junger Mann mit Gucci-Kappe seine Verbindung zum Autor. "Aber so sieht man sich eben wieder." Xalo Selam nimmt sich für jeden einzelnen Zeit. Es bleibt familiär.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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