Obdachlosenhilfe Straßenwächter e.V. "KVB ignoriert Bedürfnisse von Obdachlosen"

Geht es nach den Kölner Verkehrs-Betrieben sollen Obdachlose künftig ab 5 Uhr morgens die Haltestellen verlassen. Der Verein Straßenwächter e.V. kritisiert die Pläne scharf.
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) wollen künftig ihre U-Bahnstationen ab 5 Uhr morgens räumen lassen – vor allem in den Wintermonaten. Mitarbeiter von Reinigungsfirmen sollen gemeinsam mit externen und KVB-Mitarbeitenden Personen aus den unterirdischen Stationen verweisen, die dort übernachtet haben. Lesen Sie hier mehr dazu.
Der Verein Straßenwächter e.V. sieht das kritisch. Auf Anfrage von t-online erklären Georgia Stoinski und Anja Warncke vom Verein: "Auch wenn es nachvollziehbar ist, dass die KVB die U-Bahnhöfe sauber und sicher halten möchte, wirkt dieses 'Sicherheitskonzept' wie ein Plan, um die Menschen aus dem sichtbaren Bereich zu vertreiben".
Um den Wohnungslosen trotzdem einen Schlafplatz zu bieten, erwägt die KVB Shuttlebusse einzusetzen, um die Menschen in eine Notschlafstelle zu bringen. "Ein Shuttlebus klingt vielleicht erstmal nach einer komfortablen und bequemen Lösung, doch wurde dieser ganze Plan von Personen erstellt, die sich abends in ihr gemütliches Bett legen und sich mit der Thematik 'Obdachlosigkeit' nur in der Theorie befassen, kritisieren Stoinski und Warncke. Sie ergänzen: "Wahrscheinlich war niemand dieser Entscheider je zur Primetime in einer der Unterkünfte, die von der Stadt zur Verfügung gestellt werden".
"Menschen wegzuschicken, kann nicht die Lösung sein"
Es gebe viele Menschen, die aufgrund der Zustände in den wenigen Notschlafstellen lieber bei Eiseskälte auf der Straße übernachten. Oft sei es in den Notunterkünften laut und eng. Zudem seien die obdachlosen Menschen oft der Aggressionen und Gewalt von anderen ausgesetzt. Hinzu komme die ständige Angst, im Schlaf beklaut zu werden.
Dass auch Obdachlose ein Bedürfnis nach Sicherheit und Ruhe haben, werde bei den Plänen der KVB komplett ignoriert. "Wer in einem U-Bahnhof übernachtet, macht das ja nicht aus purer Freude. Dort ist es trocken, einigermaßen warm, geschützt und ruhig", so Stoinski und Warnckw weiter.
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Natürlich sei es unansehnlich, wenn Müll und im schlimmsten Fall auch Spritzen und Fäkalien liegen blieben – aber die Menschen einfach wegzuschicken könne nicht die Lösung sein. Der Verein Straßenwächter e.V. setzt sich seit 2005 für obdach- und wohnungslose Menschen in der Kölner Innenstadt ein.
Zuvor hatte bereits der Verein Freunde der Kölner Straßen öffentlich Kritik an den neuen KVB-Plänen geäußert. "Obdachlosigkeit bekämpft man nicht durch Verdrängung und vermeintliche Law and Order Politik, sondern durch Dialog, empathische Lösungen und vor allem durch die Schaffung von Obdach", wie es in einer Stellungnahme heißt.
- t-online.de: "Gegen Uringeruch und mehr Sicherheit: KVB will Haltestellen ab 5 Uhr räumen lassen"
- Anfrage bei dem Verein Straßenwächter e.V.
- instagram.com: Beitrag von @kaelteus.koeln vom 12. Juni 2025