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Bundesliga: Darum ist der 1. FC Köln in Finanznot


Schwierige Lage für den 1. FC Köln
Warum die Geißböcke kein Geld haben


02.06.2022Lesedauer: 4 Min.
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Der Finanz-Chef des 1. FC Köln Philipp Türoff über Finanzsorgen der Geißböcke: Die Schulden des FC sind höher als bisher gedacht. (Quelle: Herbert Bucco via www.imago-images.de)

Dass sich der 1. FC Köln in finanzieller Schieflage befindet, ist bekannt. Auch die Gründe sind bekannt. Doch was bedeuten die Finanzkennzahlen der Geißböcke wirklich? Und wie kommt der FC aus der Schuldenfalle wieder heraus? Eine Analyse von t-online.

Der 1. FC Köln muss den Gürtel in diesem Sommer deutlich enger schnallen als in der Vergangenheit. Sportchef Christian Keller spricht von einer "Sanierungsaufgabe". Finanzchef Philipp Türoff mahnt, man müsse "Missstände offen ansprechen und realistische Erwartungen erzeugen".

Die Gründe für die finanzielle Schieflage sind bekannt. Einerseits hat die Corona-Pandemie über 85 Millionen Euro an Umsatz gekostet. Andererseits hat die Pandemie offengelegt, dass in den Vorjahren ohne jedes Augenmaß gewirtschaftet wurde – und vor allem ohne jede Perspektive. Die muss nun erst einmal wieder geschaffen werden. Aber wie?

1. Die bekannten Zahlen des 1. FC Köln

Die letzte Bilanz, die der 1. FC Köln vorgelegt hat, stammt aus der Saison 2020/21 zum Stichtag 30. Juni 2021. Das Eigenkapital war in zwei Jahren von 38,5 Millionen Euro auf 1,5 Millionen Euro gesunken – und nur noch deswegen positiv, weil man Spieler verkauft und Genussscheine (Mezzanine-Kapital) herausgegeben hatte. Die Verbindlichkeiten waren von 33,4 auf 70,8 Millionen Euro gestiegen.

Im ersten Jahr der Pandemie stieg trotzdem der Personalaufwand weiter an, weil man beim FC die Notbremse nicht früh genug zog. Zwischen 2020 (70,1 Millionen Euro) und 2021 (76,3 Millionen Euro) investierte der Klub fast zehn Prozent mehr, obwohl die Einnahmen schwanden. So fuhr man in 2020 (24,6 Millionen Euro) und in 2021 (18,3 Millionen Euro) erhebliche Verluste ein.

2. Die aktuelle Saison

Die nächste Bilanz, die im Herbst vorgelegt werden wird, gilt für die Saison 2021/22. Zu erwarten ist, dass die buchhalterischen Verbindlichkeiten auf über 80 Mio. Euro ansteigen werden, weil der FC erneut einen Jahresfehlbetrag in zweistelliger Millionenhöhe wird hinnehmen müssen.

Das Eigenkapital wird zwar wohl weiter positiv bleiben, aber nur deshalb, weil Türoff und Co. tricksen müssen: unter anderem mit einem weiteren Verkauf von Genussscheinen, durch Spielerverkäufe und durch eine höhere Bewertung von Anteilen, die der FC an der eSport-Firma SK Gaming hält.

Entscheidend wird sein, dass der FC für 2021/22 erstmals seit Jahren wieder einen sinkenden Personalaufwand präsentieren will. Dies soll der Anfang einer Entwicklung sein, die die Geißböcke über die kommenden Jahre weiterführen wollen. Ein sinkender Personalaufwand gilt in den Augen der FC-Geschäftsführung als Schlüssel zu einer Entschuldung des Klubs. Und damit hat der FC in der nun ausklingenden Spielzeit begonnen.

3. Das sagt Finanz-Boss Türoff

Philipp Türoff geht mit der aktuellen Situation der Geißböcke offen um. "Unsere Aufgabe ist es, die Situation des 1. FC Köln gründlich und sachlich zu analysieren", sagte der Finanz-Chef dem GEISSBLOG. "Zur Verantwortung zählt auch, Missstände offen anzusprechen und realistische Erwartungen zu erzeugen."

Deshalb machte Türoff auch klar, dass die tatsächlichen Schulden des Klubs deutlich höher sind als veröffentlicht. "Die zum 30. Juni 2021 ausgewiesenen Verbindlichkeiten bilden nicht das gesamte Spektrum von Maßnahmen ab, die der FC zur Stabilisierung der Notlage genutzt hat."

Der Grund: Sonderlösungen wie die Genussscheine sind genauso wenig in diesen buchhalterischen Verbindlichkeiten enthalten wie die Sponsorengelder, die aus den nächsten Jahren vorgezogen wurden.

Auch war der Verkauf der Catering-Rechte des 1. FC Köln an die eigene Marketing-Tochterfirma ein bilanzieller Kniff, der nicht als Schuld zu betrachten ist, die Bilanz aber trotzdem auf Jahre belasten wird. Faktisch drücken die Geißböcke also deutlich mehr Schulden als die 2021 ausgewiesenen rund 70 Mio. Euro.

4. So will sich der FC neu aufstellen

In den kommenden Jahren muss der FC daher einen Spagat schaffen – sportlich konkurrenzfähig bleiben und die massive Schuldenlast reduzieren. Das bedeutet, dass der Klub potentielle Mehreinnahmen durch Spielerverkäufe oder steigende TV-Einnahmen nicht automatisch wieder in den Kader investieren kann. "Mehreinnahmen stehen nicht einfach für höhere Ausgaben zur Verfügung, sondern wir müssen an die Rückführung von Verbindlichkeiten denken", machte Türoff klar.

Konkret hat der FC mehrere Ziele vorgegeben: Über allem steht der Verbleib und damit der sportliche Erfolg in der Bundesliga. Ein Abstieg wäre verheerend für die Geißböcke. Gleichzeitig müssen jedoch vor allem die Spielergehälter gesenkt werden – in einem ersten Schritt zur neuen Saison um 20 Prozent, ehe 2023 der große Umbruch möglich sein wird. Dann laufen insgesamt 14 Verträge aus, wodurch das Gehaltsgefüge nachhaltig verändert werden kann.

Transfers und Genussscheine bringen frisches Kapital

Neben "nennenswerten Transfereinnahmen" (Keller) in diesem Sommer werden zur neuen Saison die Ticketpreise deutlich erhöht (zwischen fünf und 20 Prozent). Zudem sollen weitere Genussscheine herausgegeben und somit frisches (Eigen-)Kapital eingesammelt werden.

Auch will der Klub erste Erfolge mit seiner neuen Strategie ("FC-Matchplan") erzielen und neue Einnahmequellen erschließen – unter anderem in den USA, wohin die Geißböcke im November mit der Mannschaft reisen wollen.

Mindestens fünf Jahre lang, so heißt es am Geißbockheim, wird den 1. FC Köln die Schuldenkrise mindestens beschäftigen. Und das auch nur dann, wenn der FC in der Bundesliga bleibt und die Corona-Krise nicht noch einmal in Form von Zuschauerausschlüssen zuschlägt. Doch Türoff und Keller wollen dies zusammen mit Cheftrainer Steffen Baumgart schaffen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherchen des GEISSBLOG
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