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Corona-Lockdown in Köln: Billard-König vom Cue Club bangt um Existenz


Wegen Corona-Lockdowns
Kölner Dart- und Billard-König bangt um seine Existenz

Von Daniel Rottlaender

14.12.2020Lesedauer: 3 Min.
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Sascha Müller sitzt in seinem Cue Club auf einem Billardtisch: Wegen des Teil-Lockdowns ist der Laden seit Wochen dicht. Das bereitet dem Gastronomen Sorgen.Vergrößern des Bildes
Sascha Müller sitzt in seinem Cue Club auf einem Billardtisch: Wegen des Teil-Lockdowns ist der Laden seit Wochen dicht. Das bereitet dem Gastronomen Sorgen. (Quelle: Rottlaender)

Seit zwölf Jahren führt Sascha Müller den Cologne Cue Club, die größte Darts- und Billardhalle im Rheinland. Über Jahre glich dies einer Erfolgsgeschichte, dann kam Corona und damit mehrere Schicksalsschläge.

Eigentlich ist Sascha Müller eine typisch kölsche Frohnatur: offenherzig, kontaktfreudig und immer für einen lockeren Spruch zu haben. Nun sitzt er nachdenklich auf einem Billard-Tisch in seinem Cologne Cue Club in Köln-Riehl, umgeben von 15 weiteren Billardtischen, viele davon mit Planen abgedeckt. Seit dem erneuten Corona-Lockdown wird auf den ca. 1.000 Quadratmetern nicht mal mehr eine ruhige Kugel geschoben, es herrscht kompletter Stillstand.

Bereits seit zwölf Jahren führt der gelernte Metzger die größte Darts- und Billardhalle im Rheinland, eine Erfolgsgeschichte, wie der 50-Jährige stolz erzählt. Mittlerweile spielen Kölns größte Darts- und Billardvereine im Cue Club, auch Pokerturniere und andere Veranstaltungen, wie der Effzeh-Talk oder große Karnevalssitzungen, finden regelmäßig statt. Die Stars der Dart- und Billardszene gehen ein und aus, auch Rekordweltmeister Phil Taylor war bereits im Cue Club zu Gast.

Ungefähr 400.000 Euro habe Müller dafür investiert, den Cue Club zu dem zu machen, was er heute ist. Seine größte Unterstützerin: Ehefrau Eva (48), die auch als Bedienung tätig war. Das Familienglück schien perfekt.

Erster Schicksalsschlag im Sommer 2017

Im Sommer 2017 änderte sich die Situation jedoch schlagartig: Bei Müllers Frau Eva, der guten Seele des Ladens, wurde eine aggressive Form von Darmkrebs diagnostiziert. Trotz mehrerer Operationen, Chemotherapie und über 30 Bestrahlungen konnte die Ausbreitung des Tumors nicht verhindert werden. Zum Jahreswechsel 2019/2020 wurde der Familie mitgeteilt, dass es aufs Ende zugeht. "Ich war bis zum Schluss bei ihr", sagt Müller.

Kurz darauf kam der erste Lockdown, der unabhängig von fehlenden Einnahmen 30.000 Euro gekostet habe. Das sei eine "Vollkatastrophe" gewesen. Die 9.000 Euro Soforthilfe vom Staat, die zwar schnell und unbürokratisch ausgezahlt wurden, hätten gerade mal für zwei Monatsmieten gereicht. "Dazu kommen dann Strom, GEMA und Materialkosten", fasst der 50-Jährige zusammen. "Und man selber muss da auch noch von Leben können."

Nicht nur beruflich, auch privat wurde der dreifache Familienvater von Corona kalt erwischt: Kurz nach dem Tod seiner Frau verstarb einer seiner engen Freunde plötzlich und unerwartet an den Folgen von Covid-19. "Er war besonders in der Zeit nach Evas Tod wie ein Fels in der Brandung", erzählt der ausgebildete Billard-Trainer. "Zwei solche Schockmomente verpackt keiner einfach so."

Erfolgreicher Neustart nach dem ersten Lockdown

Doch bereits damals konnte er sich auf sein treues Cue-Club-Team verlassen, Müllers Sohn Christian (27) stieg als neuer Partner mit ein: "Während des Lockdowns begannen wir, neue Konzepte zu entwickeln, wie wir den Laden unter den Hygieneauflagen am besten am Laufen halten können." So wurde mit Florian Hempel auch einer der bekanntesten deutschen Darts-Spieler mit ins Boot geholt.

Er begann bereits kurz nach dem Lockdown mit dem Aufbau neuer Turnierserien, um regelmäßige Gäste in den Cue Club zu locken. Mit Erfolg: "Seit wir im Mai wieder angefangen haben, hatten wir jeden Monat mindestens fünf Turniere, die allesamt ausgebucht waren", berichtet der Darts-Profi. Im Herbst hätten zusätzlich sechs große Wochenend-Turniere, die auch Top-Spieler wie Kim Huybrechts (aktuelle Nummer 39 der offiziellen Weltrangliste, Anm. d. Red.) angelockt haben, stattgefunden.

Bereits Müllers Vater war Gastronom

Alleine im Dezember fallen nun neun geplante Turniere aus, doch Sascha Müller bleibt optimistisch. "Wir haben mit der Familie Erben-Fischer sehr faire Vermieter." Ihm ist dennoch klar, dass es ohne Einnahmen auf Dauer eng wird, schließlich muss auch gestundete Miete eines Tages gezahlt werden.

Müller, dessen Vater in den 80ern die bekannte Kneipe Jor-Stübchen in Köln-Nippes besaß, hofft auch deshalb auf ein baldiges Ende des Lockdowns. Schließlich besitzt auch sein Bruder Sven mit der Gaststätte Zur Küz ein Restaurant in Troisdorf.

Sollten die versprochenen Hilfen so schnell und unbürokratisch ausgezahlt werden, wie die Hilfen beim ersten Lockdown, könne der Club noch einige Monate überleben. Doch eins ist auch Sascha Müller klar: Ohne Einnahmen kann sich das größte Billard- und Dartcenter im Rheinland nicht ewig halten.

Verwendete Quellen
  • Persönliche Gespräche mit Sascha Müller und Florian Hempel
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