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Karneval in Köln: Karnevalslieder auf Kölsch oder Hochdeutsch?


Gewissensfrage im "Fastelovend"
Karnevalslieder auf Kölsch oder auf Hochdeutsch?

MeinungVon Max Biermann

Aktualisiert am 10.02.2021Lesedauer: 3 Min.
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"Miljö" bei der ZDF-Karnevalssendung "Kölle Alaaf": Die Kölsche Band singt kosequent auf Kölsch.Vergrößern des Bildes
"Miljö" bei der ZDF-Karnevalssendung "Kölle Alaaf": Die Kölner Band singt kosequent auf Kölsch. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)

Max Biermann ist kölscher Singer-Songwriter. Er ist in Köln zu Hause und gibt bei t-online

Es ist eine absolute Gewissensfrage und das Thema, das wohl am meisten unter den Kölschen rund um den Fastelovend polarisiert! Ist im Kölner Karneval Platz für Hochdeutsch? Dürfen Liedtexte kölscher Bands auf Rheinisch – einem heutzutage immer wieder verwendetem Mix aus hochdeutschen und kölschen Wörtern – oder gar auf Hochdeutsch sein?

Kölsch vom Aussterben bedroht

Ich persönlich bin hier klar positioniert: Wenn man schon im Kölschen Fastelovend gespielt werden möchte, dann sollte man das auch auf Kölsch tun. Schon allein aus Respekt vor einem vom Aussterben bedrohten Dialekt! An dieser Stelle sei gesagt, dass auch meine Texte sicherlich nicht immer im perfekten Kölsch sind, schließlich ist niemand fehlerfrei. Aber ich gebe mir größtmögliche Mühe damit, und nehme das Thema sehr ernst.

Ähnlich sieht es auch Mike Kremer, Sänger von Miljö. "Wir Miljös nehmen das auch sehr ernst. Je weniger auf Kölsch gesungen wird, desto mehr verliert der Nachwuchs in Köln den Kontakt mit der kölschen Sprache. Was den Tod der kölsche Sprache mittel- oder langfristig besiegeln würde. Deshalb haben wir uns bei Miljö gesagt, solange wir einen Teil hierzu beitragen können, die Sprache am Leben zu erhalten, werden wir dies auch tun!"

Ein Blick in die Historie des kölschen Karnevals ist hierzu sehr interessant. Nimmt man zum Beispiel die Karnevalsmottos, so fällt auf, dass allein im letzten Jahrzehnt mit "Köln hat was zu beaten" (2011) und "Social Jeck – kunterbunt vernetzt" (2015) zwei hochdeutsche Mottos dabei waren. Dies zieht sich seit dem ersten Kölner Karnevalsmotto von 1823 "Thronbesteigung des Helden Carneval" auch so durch.

Karnevalshits auf Hochdeutsch

In der Musik verhält es sich ähnlich. Wenn man sich alleine die Karnevalsklassiker von Willy Ostermann, Karl Berbuer oder auch Willy Millowitsch anguckt, fällt auf, dass diese sowohl auf Hochdeutsch als auch auf Kölsch waren. Bis heute finden sich unter den in Köln erfolgreichen Karnevalsliedern immer wieder auch hochdeutsche Titel. Da wären zum Beispiel "Es war in Königswinter" (1988, Die 3 Colonias), "Schau mir in die Augen" (1993, Die Räuber), "Die Hände zum Himmel" (2002, Die Kolibris) oder "Guten Morgen Barbarossaplatz" (2017, Querbeat).

Seit rund fünf Jahren gibt es, einen neuen Trend zu Liedern mit "rheinischen" Texten. "Miljo"-Sänger Mike Kremer bedauert dies genauso wie ich: "Leider führt gerade das immer mehr zu einer Verwässerung unserer kölschen Sprache." Aber, die Nachfrage und der Erfolg gerade solcher Lieder erhöht zur Zeit das Angebot und dadurch scheinbar auch deren Berechtigung.

Etwas entspannter als Mike und ich sieht es Musiker Björn Heuser: "Unsere gesellschaftliche Entwicklung führt logischerweise auch zu einer Entwicklung in unserer Sprache. Aber viel wichtiger als die Sprache in den Liedern ist für mich, dass der Geist des Karnevals, nämlich das glückliche, respektvolle zusammen und miteinander Feiern erhalten bleibt, bei dem es eben nicht nur um Saufen und Bützen geht."

Egal wie man also zu diesem Thema steht, denke ich, dass wir hierbei wohl alle Björn zustimmen werden!

Max Biermann ist kölscher Singer-Songwriter. Er ist in Köln und im Fastelovend zo Hus und gibt bei t-online regelmäßig Einblicke in den kölschen Karneval und die kölsche Musik. Seit 2016 steht er mit seiner Flitsch auf den Bühnen Kölns und sorgt für Stimmung und gute Laune.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Gespräch mit Mike Cremer und Björn Heuser
  • Alle Mottos des Kölner Karnevals seit 1823
  • Online Wörterbuch der
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