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Bistum Köln: Gutachten fordert Frauen in kirchlichen Führungspositionen


Erzbistum Köln
Gutachten fordert Frauen in kirchlichen Führungspositionen

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 25.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Kardinal Rainer Maria Woelki (Archivbild): Der Erzbischof von Köln gewährt seit Donnerstag Einblicke in das bislang unter Verschluss gehaltene Gutachten zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum.Vergrößern des BildesKardinal Rainer Maria Woelki (Archivbild): Der Erzbischof von Köln gewährt seit Donnerstag Einblicke in das bislang unter Verschluss gehaltene Gutachten zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum. (Quelle: Oliver Berg/dpa-Pool/dpa-bilder)
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Das bislang unter Verschluss gehaltene erste Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln fordert einen Kulturwandel in der katholischen Kirche – unter anderem durch Frauen in Führungspositionen.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat am Donnerstag erstmals Einsicht in ein von ihm bisher unter Verschluss gehaltenes Missbrauchsgutachten gewährt. Das Gutachten wurde schon vor über einem Jahr von der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl fertiggestellt. Es untersucht den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Kindesmissbrauchs gegen Priester. Darin wird unter anderem ein Kulturwandel in der katholischen Kirche gefordert.

Ebenso wie Gercke sehen auch die Gutachter von Westpfahl Spilker Wastl Pflichtversäumnisse unter anderem bei Woelkis Vorgänger Joachim Meisner (1933-2017) und beim früheren Kölner Personalchef Stefan Heße, heute Erzbischof von Hamburg. Woelki wird in dem bisher zurückgehaltenen Gutachten nicht belastet.

Laut dem "Spiegel" werden in dem Münchner Gutachten jedoch insgesamt weniger Pflichtverletzungen durch Kölner Kleriker verzeichnet. So seien mehrere der im Gutachten des Strafrechtlers Björn Gercke ausführlichen Fälle nicht behandelt worden, unter anderem der Fall des Priesters O., zu dem Kardinal Woelki eine freundschaftliche Beziehung pflegte.

Stattdessen liefert das nun einsehbare Münchner Gutachten weitere Empfehlungen an die katholische Kirche: Demnach werde ein Kulturwandel gefordert. Dem derzeitigen männerbündlerischen System müsse unter anderem durch die Berufung von Frauen in Führungspositionen entgegengewirkt werden, so die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl.

Weshalb wurde das Gutachten zurückgehalten?

Woelki sagte stets, er halte das Gutachten für mängelbehaftet und nicht rechtssicher, weshalb er es zunächst nicht habe veröffentlichen wollen. Diese Entscheidung hat eine schwere Vertrauenskrise im größten deutschen Bistum ausgelöst.

Die Kanzlei wies diese Vorwürfe zurück und bot an, das Gutachten auf ihr alleiniges Risiko auf ihrer Website zu publizieren. Darauf ist Woelki aber nicht eingegangen. Stattdessen gibt er Interessierten nun bis zum 1. April die Gelegenheit, das Gutachten im Tagungszentrum des Erzbistums einzusehen. Schriftliche Notizen sind dabei gestattet, Abschriften nicht.

Dem WDR lag bereits ein Ausschnitt der Untersuchung vor. Demnach würden die Verantwortlichen in der Kirche ihrer besonderen Fürsorgepflicht nicht gerecht: Sie würde "mehr oder minder gleichgültig" darauf verweisen, dass es sexuellen Missbrauch auch außerhalb der katholischen Kirche gebe. Sie müsse sich hingegen "mit allen Kräften" darum bemühen, "gerade auch ihre Gläubigen vor sexuellem Missbrauch durch kirchliche Amtsträger zu schützen".

Der Kirchenrechtler Professor Bernhard Anuth sagte dem WDR daraufhin, dass diese Zitate der eigentliche Grund sein könnten, weshalb das Gutachten unter Verschluss bleiben sollte: "Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass solche Einschätzungen nicht öffentlich werden sollten, weil damit nicht mehr so einfach die einen zu be- und der andere zu entschuldigen gewesen wäre."

Laut Gutachten "paranoide Angst" vor einem Skandal

Das Münchner Gutachten unterscheide sich laut der "Rheinischen Post" in der moralischen Bewertung. Als Ursache für sexualisierte Gewalt von Geistlichen an Kindern sähen die Gutachter das "hohe Selbstbild der Priester". Daraus resultiere die mangelnde Bereitschaft, das eigene Handeln zu überprüfen und zu reflektieren – das habe zu einer "Wagenburgmentalität" geführt. Das Ergebnis: Mitbrüderliche Sorge habe selbst bei schwersten Sexualstraftaten Vorrang vor der Opferfürsorge gehabt.

Laut dem Gutachten habe es eine "paranoide Angst der kirchlichen Hierarchie" vor einem Skandal gegeben. Das spiegle sich auch in den Interviews wider, die Gutachter mit kirchlichen Verantwortungsträgern führten. Dabei seien sie auch auf "Verteidigung und Leugnung eigener Schuld" gestoßen.

Woelki hatte nach der Entscheidung, das erste Gutachten nicht zu veröffentlichen, ein neues bei dem Kölner Strafrechtler Björn Gercke in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten wurde vor einer Woche veröffentlicht. Es warf mehreren Bistumsverantwortlichen Pflichtverletzungen vor, so dem Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der früher Personalchef in Köln war. Heße bat den Papst daraufhin um seine Entlassung.

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