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Donots Buch: Band-Biografie "Heute Pläne, morgen Konfetti"


Punkrocker-Biografie
Leere Kassen, weltweite Hits: Knapp 30 Jahre "Donots" in einem Buch

Von Peter Hesse

Aktualisiert am 16.04.2021Lesedauer: 4 Min.
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Die "Donots" im Jahr 2021: Guido Knollmann, Jan-Dirk Poggemann, Ingo Knollmann, Alex Siedenbiebel und Eike Herwig (v.l.n.r.)Vergrößern des Bildes
Die "Donots" im Jahr 2021: Guido Knollmann, Jan-Dirk Poggemann, Ingo Knollmann, Alex Siedenbiebel und Eike Herwig (v.l.n.r.). (Quelle: Marcel Weste)

Knapp 30 Jahre Punkrock in einem Buch: Die westfälische Band "Donots" steht seit 1993 auf der Bühne. Nach elf Alben und rund 1.200 Konzerten in 21 Ländern erscheint jetzt ihre Biografie. Doch Rocker-Klischees sucht man darin vergebens.

Die "Donots" blicken in den 360 Seiten ihrer Biografie "Heute Pläne, morgen Konfetti" (ab 16. April) nicht nur zurück auf ihre Anfänge in den 90er-Jahren, sondern erklären auch, wie ihre Band funktioniert – mit viel Liebe und großer Freundschaft.

Viele Biografien aus dem Rock'n'Roll-Sektor drehen sich um Kraftprotz-Geschichten und Angebereien zwischen Drogeneskapaden, Verschwendungswahn und Groupie-Gossip. Nicht so bei den "Donots". Die aus Ostwestfalen stammenden Bandmitglieder erzählen unter anderem die skurrile Anekdote von einer Erdnussfabrik, die in Höhe Schwerte-Ergste an der Autobahn A1 liegt: Jedes Mal, wenn die Band daran vorbeifährt, müssen die Jungs deren Firmen-Maskottchen winken, damit die Erdnüsse schön knusprig werden.

"Ich bin sehr stolz auf das Buch – und so, wie wir die einzelnen Kapitel zusammen mit Ingo Neumayer konzipiert haben, macht mich das sehr glücklich", sagt Schlagzeuger Eike Herwig. Für ihn fühlt es sich so an, als sei Biograf Neumayer quasi das sechste Bandmitglied gewesen. Er habe Seite für Seite aufgeschrieben, als sei er selber mit dabei gewesen.

Von der Raupe zum Schmetterling

Die "Donots" sind mehrfach in Amerika getourt und sind auch in Japan bekannt. Von den mühevollen Anfängen im Proberaum ihrer Schule (einem ehemaligen Fahrradkeller) bis zu den aktuellen Schwierigkeiten in der Corona-Pandemie ist ihre Geschichte weitgefächert.

Und sie ist anders, weil sie immer wieder ungeahnte Wendungen nimmt. 1998 werden die "Donots" als große Talente wahrgenommen und landen beim Bertelsmann-Unterlabel "Gun". Dort können sie aus dem Stand mehrere Alben produzieren und ihre Singles werden mit aufwendigen Videos bei MTV und Viva platziert.

Nach kreativen Spannungen verlässt die Band Mitte der Nullerjahre das Label und will auf eigenen Beinen stehen. "Da war nur noch wenig Raum für Spontanes und Unvorhergesehenes", erinnert sich Sänger Ingo Knollmann im Kapitel "Bis hierher und nicht weiter" – es ist Zeit für einen Neuanfang mit dem eigenem Label "Solitary Man Records".

Für Drummer Herwig war der größte Band-Moment der zu den Aufnahmen vom Album "Coma Chameleon" im Jahr 2008 kurz nach der Trennung vom alten Label. Mit dem Produzenten Kurt Ebelhäuser erlebten sie die Studioarbeit noch mal neu, anders und aufregend – fast wie die Verwandlung von der Raupe zum Schmetterling.

"Keine klassische Musikerbiografie"

Dabei sieht das Innenleben der Band zum Ende dieser Aufnahmesession doch ziemlich trist aus. Die Bandkasse ist so leer, dass nur Sänger Ingo Knollmann und Gitarrist Guido Knollmann zu den Videoaufnahmen der Single "Stop the Clocks" nach Schweden fliegen können.

Neben solchen Einblicken nehmen die "Donots" ihre Leser außerdem mit auf eine Tour in den Ostblock, wo bei Minus 30 Grad die Windschutzscheibe des Tour-Bullis ständig von innen und von außen zufriert.

Das größte Pfund der "Donots" ist dabei, wie normal die fünf in der Innen- als auch in der Außenwirkung sind. Und genau so werden sie in ihrem Werdegang beschrieben. "Für mich war das eine sehr schöne Arbeit", erläutert Biograf Ingo Neumayer, der in vielen Interviewsitzungen die Geschichte aufgeschrieben hat. "Wenn es Detailfragen gab, konnte ich jederzeit Fragen per Whatsapp stellen", ergänzt Neumayer. Für ihn sei es nicht die klassische Musikerbiografie mit mehr Tief- als Höhepunkten, "weil die fünf Bandmitglieder sich immer noch gut verstehen."

"Ehrliche Arbeiter" mit Hits

Weil die fünf eine so starke Einheit sind, gelingt es, das Geschäftliche mit der künstlerischen Seite zu vereinbaren. Denn jeder hat neben der eigentlichen Aufgabe als Musiker noch eine weitere, die das Bandleben am Laufen hält: Guido Knollmann komponiert die meisten Songideen und Sänger Ingo Knollmann gibt die meisten Interviews und ist das öffentliche Aushängeschild. Dazu verwaltet Gitarrist Alex Siedenbiebel das Management der Band und Jan-Dirk Poggemann organisiert als Tüftler und Techniker das bandeigene "Heavy Kranich"-Studio – und dreht für die Social-Media-Kanäle aufwendige Videoclips, die er auch selbst schneidet. Und Drummer Eike Herwig kümmerte sich um die Finanzen der Band.

Dass die fünf Musiker so gut harmonieren, spricht sich schnell bei ihren Kollegen herum. Campino von den Toten Hosen lobt im Buch ihre offene Art: "Das sind richtig gute Jungs – ehrliche Arbeiter, die dem Publikum nie was schuldig bleiben". Und Bela B. von den Ärzten schwärmt: "Die Melodien, die die 'Donots' schreiben, sind eben absolute Hits. Es gibt kaum Bands in Deutschland, die so etwas schreiben können."

Im Jahr 2015 kommt noch mal eine weitere Wandlung hinzu. Mit dem Album "Karacho" fängt die Band an, von Englisch auf Deutsch umzusteigen. "Das hat sich gut und richtig angefühlt", erklärt Drummer Herwig, denn die neuen Songs hatten plötzlich "so viel Selbstbewusstsein". Auch bezieht die Band immer deutlicher Position gegen rechte Strömungen und Ausländerfeindlichkeit. Sie spielen Auftritte bei Kundgebungen gegen die AfD in Münster oder beim "Rock den Förster"-Festival.

"Schwierig, auf einen Nenner zu kommen"

Das nicht immer alles glatt läuft, zeigt dieses Buch – doch der Titel "Heute Pläne, morgen Konfetti" zeigt, dass innerhalb der Bandgeschichte die Freude überwiegt.

Schlagzeuger Herwig lebt seit mittlerweile 18 Jahren in Köln und ist Vater von drei Töchtern. "Mir war es wichtig, viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen", – doch für die anderen war immer die Band das Wichtigste. "Es war schwierig, da auf einen Nenner zu kommen". Und dafür musste der Mann am Schlagzeug oftmals hart kämpfen. Sänger Ingo Knollmann erklärt die Bandchemie so: "Wir haben intern ein gutes Regulativ getroffen, wie weit man bei wem gehen kann und wie viel Freiraum jeder braucht".

Und nach dem Lesen von den 360 Seiten wird klar, warum der "Donots"-Frontmann immer wieder beteuert: "Für uns steht die Band an zweiter Stelle. Und an erster Stelle sind wir eine Kinderklassenfahrt mit Freunden."

Verwendete Quellen
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