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Schüler und Corona in Köln: "Über Fußballstadien wurde geredet, über uns nicht"


Schüler und Corona in NRW
"Über Fußballstadien wurde geredet, über uns nicht"

Von Florian Eßer

Aktualisiert am 23.08.2021Lesedauer: 3 Min.
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Die 18-jährige Henrike (l.) und Mitschülerin Nori: "Es wurde viel diskutiert, über uns jedoch kaum."Vergrößern des Bildes
Die 18-jährige Henrike (l.) und Mitschülerin Nori: "Es wurde viel diskutiert, über uns jedoch kaum." (Quelle: Florian Eßer)

Kinder und Jugendliche sind dem Coronavirus ohne Impfung geradezu ausgeliefert, besonders in NRW stecken sich immer mehr an. Nun läuft der Schulbetrieb wieder. Aber wie? Ein Besuch in Köln.

In Nordrhein-Westfalen verbreitet sich das Coronavirus derzeit immer schneller. Das Land von CDU-Ministerpräsident Armin Laschet ist das Bundesland mit dem höchsten Inzidenzwert. Am Montag meldete das Robert Koch-Institut für NRW eine Sieben-Tage-Inzidenz von 103,3 – der Bundesschnitt liegt bei 56,4.

Viele Kinder und Jugendliche sind noch nicht geimpft, machen sich nun Sorgen. Um ihre Gesundheit. Und darum, wie lange der Präsenzunterricht noch aufrechterhalten werden kann.

"Das letzte Schuljahr war auf jeden Fall komplett anders. Wir wussten nicht, wann die Schule wieder öffnet beziehungsweise wann sie wieder schließen muss", sagt der Gymnasiast Miran. Hinter den Schülerinnen und Schülern liegen ein Jahr der Ungewissheit, Monate des Wechsel- und Hausunterrichts. "Wir mussten viel zu Hause lernen, darunter haben auch die Noten gelitten."

Seine Schule, das Gymnasium Thusneldastraße, liegt in Köln-Deutz, unweit der Lanxess-Arena. Während viele Konzerte in der Veranstaltungshalle weiterhin verschoben werden, hat der Unterricht im benachbarten Gymnasium wieder begonnen.

Die Impfbereitschaft in der Klasse ist hoch

Der 17-Jährige besucht hier die zwölfte Klasse. Am Freitagvormittag sitzt er mit zwölf Mitschülerinnen und Mitschülern im Sozialwissenschaftskurs von Marion Koch. Die Corona-Pandemie und ihre Folgen beschäftigen die Klasse. "Ich finde es nicht gut, dass wir jungen Leute so lange mit der Impfung warten mussten", meint etwa der gleichaltrige Aron. "Wir hatten da gar keine Wahl und mussten die ganze Zeit zu Hause bleiben, während ältere Leute wieder mehr unternehmen durften."

Von den dreizehn Schülern und Schülerinnen des Kurses sind vier geimpft. Eine von ihnen ist die 18-jährige Henrike: "Jetzt, wo ich geimpft bin, mache ich mir keine großen Sorgen mehr, mich in der Schule anzustecken", sagt sie. "Aber wäre ich noch nicht geimpft, sähe das wahrscheinlich anders aus."

"Indirekt wird schon Druck auf Ungeimpfte ausgeübt"

Aus diesem Grund wollen sich auch viele der noch ungeimpften Jugendlichen das Vakzin verabreichen lassen: "Indirekt wird schon irgendwie Druck auf Ungeimpfte ausgeübt", meldet sich wieder Miran zu Wort. "Aber ich finde, dass das auch berechtigt ist. Schließlich sollte man seine Mitmenschen nicht gefährden."

Besonders viele Kinder und Jugendliche infizieren sich im Westen gerade mit dem Virus: Am Sonntag lag die Inzidenz in der Altersgruppe 0 bis 9 Jahre bei 151,2, in der Altersgruppe 10 bis 19 Jahre bei 288,8 – damit haben sich die Zahlen im Vergleich zur Vorwoche mehr als verdoppelt. Die Zahlen dürften weiter steigen: In der vergangenen Woche sind die Schülerinnen und Schüler aus den Sommerferien in den Unterricht zurückgekehrt.

Die 19-jährige Stefania steckte sich bereits vor acht Monaten mit dem Coronavirus an. Auch andere Mitglieder ihrer Familie infizierten sich: "Bei meiner Mutter war es schon schlimm, aber bei mir zum Glück nicht, ich habe nicht viel davon gemerkt, war aber natürlich sehr lange in Quarantäne."

Trotz des recht milden Verlaufs spürt die baldige Abiturientin die Nachwirkungen des Virus noch heute: "Ich kann immer noch nicht wieder richtig schmecken und riechen", sagt Stefania und fügt lachend hinzu: "Aber in manchen Momenten ist das ja auch ganz gut."

"Ich fühle mich von der Politik vernachlässigt"

Wenn es jedoch um die Politik geht, wird die 18-jährige Henrike ernst. Sie fühlt sich von der Politik vernachlässigt. Über die Situation der Schülerinnen und Schüler sei zu wenig gesprochen worden – und noch wichtiger: Es sei auch zu wenig getan worden: "Es wurde viel darüber diskutiert, ob Fußballstadien und andere Dinge wieder öffnen dürfen. Aber über uns wurde kaum geredet. Es kommt mir wirklich so vor, als sei das Geld über unsere Bildung gestellt worden."

Das zeige sich zum Beispiel auch daran, dass in den Schulen noch immer nicht die versprochenen Lüftungsanlagen installiert worden sind: "Für den Anfang waren die Masken und das ständige Lüften okay, aber langsam könnten die Luftfilter mal kommen", sagt die 18-Jährige. "Da ist bis jetzt nicht viel passiert."

Pessimistisch in den Präsenzunterricht

Auch das Lüften bringe eine Vielzahl an Unannehmlichkeiten mit sich: "Im Winter saßen wir hier mit dicken Jacken und teilweise mit der Mütze auf dem Kopf", berichten die Jugendlichen. Als es für Henrike und ihre Klassenkameraden wieder in den Präsenzunterricht ging, sei sie daher schon etwas "pessimistisch eingestellt" gewesen: "Ich wünsche mir natürlich, dass die Schulen offen bleiben, aber auch, dass nun mehr für uns getan wird", sagt sie, während ihre Mitschüler zustimmend nicken.

Dieses Jahr stehen für die Schülerinnen und Schüler des SoWi-Kurses schließlich die Abiturprüfungen an. Der Schulabschluss ist dabei ohnehin nicht immer leicht – die verschärften Bedingungen, wie sie die Jugendlichen seit Beginn der Pandemie vorfinden, machen ihn noch schwerer.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Schülerinnen und Schülern vor Ort
  • Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen: Corona-Meldelage
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