Interview-Wand, Mittelkreisfahne ... Köln-Fans klauen halbes FC-Stadion
Der 1. FC Köln verliert – und trotzdem feiern die Fans wie irre. Denn nächste Saison spielt ihr Verein wieder international. Zehntausende stürmten auf den Rasen und plünderten das Stadion gründlich aus.
Köln im Freudentaumel. Trainer Steffen Baumgart behauptete nach der 0:1-Niederlage gegen Wolfsburg am Samstag zwar: "Mir ist heute nicht nach Feiern zumute." Aber selbst wenn diese Aussage tatsächlich seiner Gemütslage entsprochen haben sollte (Zweifel daran dürfen erlaubt sein), sahen zumindest die Fans das ganz anders.
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Sie strömten nach dem Match zu Zehntausenden auf den Platz, sangen Lieder vom Europapokal, trugen Publikumsliebling Anthony Modeste auf Händen – und nahmen alles mit, was sie in die Finger bekommen konnten. Denn weil auch Hoffenheim verlor (ausgerechnet gegen Leverkusen), ist dem 1. FC Köln der siebte Platz in der Fußballbundesliga nicht mehr zu nehmen. Und das heißt: nächste Saison mindestens Conference League.
Zum Souvenir wurden nicht nur, wie in Fußballfeierfällen üblich, Stücke des Rasens. Sondern unter anderem auch eine Stellwand, die normalerweise bei Interviews hinter den Protagonisten aufgebaut wird. Twitter-Bilder zeigen, wie Fans sie in eine Straßenbahn bugsieren und dann als Trommel missbrauchen.
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Besonders spektakuläre Beute machte Gastronom Martin Schlüter, Betriebsleiter vom Reissdorf am Hahnentor: Er schleppte mit Kumpels die große Fahne aus dem Stadion, die vor Heimspielen immer im Mittelkreis ausgelegt wird. Durchmesser: 18,30 Meter.
Am Sonntag verfasste er bei Facebook eine Art launigen Erpresserbrief: "Als wir kurz vor 18 Uhr 'europäisch euphorisch' das Stadion verließen, hatten wir spontan Sorge, dass diese wundervolle Fahne aller Fahnen in die falschen Hände geraten könnte", heißt es darin.
"Wir malten uns aus, dieses Schmuckstück könnte in Leverkusen, Mönchengladbach oder gar in Düsseldorf landen. Das konnten wir natürlich nicht zulassen. So haben wir völlig uneigennützig die Fahne für Euch 'gesichert'."
Man habe das "gefühlt 200 Kilo schwere" Teil quer über die Vorwiese getragen "und einen relativ perplexen Taxifahrer gebeten, uns zu helfen, die Fahne in die Nähe eines Stadttores in der Kölner Innenstadt zu bringen".
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"Tja, keine Ursache", heißt es weiter in dem Beitrag. "Wir haben das natürlich völlig selbstlos für unseren über alles geliebten Verein getan."
Der FC könne die Fahne natürlich wieder zurück haben – aber dies bitte im Austausch gegen entweder vier Europapokal-Karten, 20 Liter Kölsch bei jedem Heimspiel in der kommenden Saison, einen kulinarischen Abend mit Schwarzwälder Leckereien und Obstbränden im kommenden Trainingslager in Donaueschingen oder eine Brotzeit in einem Biergarten beim Auswärtsspiel nächste Woche in Stuttgart.
Das Schreiben endet mit der Formel: "Mit augenzwinkernden und inzwischen wieder nüchternen Grüßen".
- Facebook-Post von und Anfrage an Fahnen-Dieb Schlüter
- Diverse Tweets und Instagram-Posts nach dem Spiel
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur SID