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Uni in Nürnberg will gendern – und löst Streit in Belegschaft aus


Präsident muss einschreiten
Hochschule in Nürnberg will gendern – und löst Streit vor Tausenden aus

  • Meike Kreil
Von Meike Kreil

22.06.2022Lesedauer: 3 Min.
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An der TH Nürnberg ist ein Streit übers Gendern entbrannt.Vergrößern des Bildes
An der TH Nürnberg ist ein Streit übers Gendern entbrannt. (Quelle: Uli Deck/dpa./dpa)

Die Technische Hochschule Nürnberg will künftig gendern. Weil das nicht jedem Lehrenden gefällt, ist ein Streit entbrannt. Ausgetragen über den großen Mailverteiler mit 15.000 Adressen. Der Präsident muss einschreiten. Welche Konsequenzen drohen?

"Wir legen großen Wert auf den respektvollen Umgang miteinander." Es ist der erste Satz im neuen "Leitfaden zur Verwendung gendersensibler Sprache", den die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm am Montag herausgegeben hat. Und der nicht jedem gefällt. Alles andere als respektvoll ist nämlich teilweise der Streit unter Lehrenden, Mitarbeitern und Studierenden. Alle, die an der Hochschule studieren und arbeiten, insgesamt 15.000 Adressen, hatten Teil daran.

Am Montag teilten die Verantwortlichen der TH Nürnberg mit, dass künftig neben "geschlechtsneutralen Formulierungen auch das Gendersternchen zum Einsatz kommen" soll. Sie wollen "alle Menschen in ihrer Individualität berücksichtigen und ansprechen". Das betreffe Pressemitteilungen, die Beiträge in den sozialen Netzwerken, die Webseite und Handbücher – eben alle offiziellen Kommunikationskanäle.

Ob Mitarbeiter diese Schreibweise intern verwenden, bleibe ihnen überlassen. Es werde ihnen jedoch empfohlen, "grundsätzlich neutrale Formulierungen zu wählen und, wenn dies nicht möglich ist, die Sternchenschreibweise konsequent anzuwenden".

Ein elfseitiges Handbuch soll ihnen als Orientierung helfen. Darin wird detailliert beschrieben, welche Anredeformeln künftig erwünscht und welche zu unterlassen seien. Auf Formularen zum Beispiel soll es statt "Antragsteller" nun "antragstellende Person" heißen. Das Handbuch gibt etwa auch Handlungsanweisungen, wie künftig mit Anreden in Mails zu verfahren ist: "Manche Vornamen sind nicht unbedingt klar zu einem der binären Geschlechter zuzuordnen. Dann bietet sich folgende Schreibweise an: Hallo/Guten Tag Kim Muster." Seit 2018 hat die Hochschule eine Diversitätsstrategie.

Gender-Vorgaben sorgen für Unmut bei Lehrenden der TH Nürnberg

Diese Neuerungen sorgten mancherorts für Unmut. Ein Lehrender etwa schickte eine offensichtlich ironisch gemeinte Nachricht an den großen Mailverteiler raus, die auf Twitter kursiert: "Sehr geehrte Hochschulleitung, hiermit stelle ich den Antrag, dass die TH Nürnberg zukünftig den Studentinnen aus Gründen des Respekts und der Sicherstellung der Gleichbehandlung als Studienabschluss die Titel Mistress bzw. Bachelorette verleiht", schreibt er.

Insgesamt 13 solcher Nachrichten von Professoren, Mitarbeitern und Studierenden wurden so mehr oder weniger öffentlich ausgetauscht. Von diesen sprachen sich etwa zwei Drittel gegen das Gendern aus, erklärt Sprecher Matthias Wiedmann im Gespräch mit t-online. Ob es ein Versehen, technische Unwissenheit oder so gewollt war, darüber könne er nur spekulieren. Doch: "Es fällt schon auf, dass es eher Männer sind, die sich davon getriggert fühlen."

Der Präsident musste einschreiten

Dass der Leitfaden nicht auf uneingeschränkte Sympathie stoßen werde, damit haben sie laut Wiedmann bereits im Vorfeld gerechnet. Doch die Diskussionen gingen nun so weit, dass Präsident Niels Oberbeck am Dienstag per Mail einschreiten musste. Die Rückmeldungen der Studierenden dagegen seien überwiegend positiv, so Wiedmann. Ihnen stellte sich vielmehr die Frage, ob sie auch in ihren Fach- und Abschlussarbeiten gendern müssen. Nein, erklärt dazu Wiedmann: "Niemand muss, aber jeder kann."

Welche Konsequenzen ziehen die Verantwortlichen nun? "Wir als Hochschule nehmen das alles natürlich zur Kenntnis", antwortet Wiedmann. Ob womöglich an mancher Stelle Grenzen überschritten wurden, werde geprüft. Im Internet werden derweil Stimmen laut, die fragen, wie sich vor allem junge Studentinnen in der Vorlesung noch wohlfühlen sollen – wenn sich ihr Professor zuvor so abfällig über Gleichbehandlung geäußert habe.

Keine Frage hingegen ist laut Sprecher, dass sie den Leitfaden beibehalten werden, dem Gegenwind zum Trotz.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Matthias Wiedmann
  • Social-Media-Accounts der TH Nürnberg
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