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Nürnberg | Start-up Traplinked: Mit Mausefallen zu den Millionen


Erfolgsgeschichte eines Start-ups
Mit Mausefallen zu den Millionen


Aktualisiert am 14.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Das alles kann Schädlingsbekämpfung: CEO Daniel Pelikan vor 3D-Druckern, an denen Produktteile hergestellt werden.Vergrößern des Bildes
Das alles kann Schädlingsbekämpfung: Daniel Pelikan vertreibt mit dem Start-up Traplinked intelligente Mausefallen. (Quelle: Meike Kreil)

Der Traum vom großen Geschäft bringt schlaflose Nächte mit sich. Ein Nürnberger Start-up macht mit Mausefallen Millionen – während im Schnitt 90 Prozent aller Unternehmensgründungen scheitern.

Schädlingsbekämpfung – ein angestaubter Begriff. Höchste Zeit, die alteingesessene Branche zu modernisieren, dachte sich ein junger Gründer aus Nürnberg. Und seine simple, aber bahnbrechende Idee wird zur Erfolgsgeschichte.

Am Tag zuvor noch hatten die Sektkorken geknallt, weil er ein großes Investment an Land gezogen hat. Doch die Freude über die neue Million währte nicht lange. Noch am selben Tag sorgte ein neuer Anruf für Ärger: Ein anderer Investor war überraschend abgesprungen. "Es ist ein ständiges Auf und Ab", meint Daniel Pelikan. Der 35-Jährige hat sich mit dem Start-up auf digitale Mausefallen spezialisiert. Traplinked begann 2019 mit der verrückten Idee, die Schädlingsbekämpfung zu revolutionieren. Vier Jahre später scheint das gelungen zu sein. Es ist ein millionenschweres Unternehmen, bezahlt mit viel Zeit und noch mehr Nerven.

Bis zu 25 Prozent der Lebensmittel würden wegen Mäusen, Motten und Co. weltweit zerstört, erklärt CEO Pelikan. Haben sich Schädlinge eingenistet, kann das zum großen Problem für Lebensmittelhersteller oder Supermärkte werden. Ist beispielsweise ein Silo voll Mehl erst mal mit Motten befallen, ist er nicht mehr zu retten.

Start-up aus Nürnberg modernisiert die Schädlingsbekämpfung

Und die ganzen Mausefallen tagtäglich abzusuchen – im Durchschnitt 30 Stück pro Filiale –, gestaltet sich bei großen Lagerhallen aufwendig. Gründer Tim Kirchhof hat bei einem Schädlingsbekämpfer gejobbt und sich gefragt, ob das nicht effizienter geht. Er hatte die simple, aber bahnbrechende Idee, die Fallen mit digitalen Sensoren auszustatten. Diese digitalen Schlagfallen benachrichtigen den Schädlingsbekämpfer beim Auslösen per App - das spart lange Kontrollgänge der Mitarbeiter. Traplinked hat mit seinem modernen System bereits 220 Kunden im In- und Ausland überzeugt. Die modernen Fallen kommen bereits an rund 2.900 Standorten zum Einsatz.

Traplinked ist eine der Erfolgsgeschichten im "Zollhof Tech Incubator". Das Gründerzentrum feiert sein fünfjähriges Bestehen. Die Firma war beinahe von Anfang an dabei, zunächst mit einer kleinen Parzelle im Keller. Heute steht dieser voll mit Mausefallen – dabei hat der Zollhof wahrlich kein Schädlingsproblem. Das Untergeschoss ist auf 300 Quadratmetern voll mit zwölf 3-D-Druckern, Hunderten Kisten und zig Mitarbeitern, die das Produkt wie am Fließband zusammenbauen. Die Szene zeigt: Das Geschäft ist dem Zollhof längst entwachsen. Pelikan braucht dessen Starthilfe nicht länger. Demnächst zieht er mit seinem bald 30-köpfigen Team und den Waren im Wert von fast einer halben Million Euro aus. Die passenden Räumlichkeiten werden gerade gesucht. Dort müssen sie dann auf eigenen Beinen stehen.

Wie viel Wahnsinn braucht ein Millionengeschäft?

Kein Problem, oder? CEO Pelikan schmiedet weiter seine Revolutionspläne – zusammen mit Gründer Tim Kirchhof, auf den die Idee zurückgeht. 2026 plant Traplinked mit einem Umsatz von 80 Millionen Euro.

Wie viel Wahnsinn braucht es dafür? Einen pünktlichen Feierabend, erzählt der Familienvater im Gespräch mit t-online, könne er jedenfalls in der Regel vergessen. Dagegen gebe es viele schlaflose Nächte. Wegen der ständigen Sorge, nicht genug Geld für die Firma beschaffen zu können. Und wegen der Verantwortung für bald 30 Mitarbeiter.

Ängste wie diese kennen wohl alle Entrepreneurs hier im Zollhof – Nürnbergs Start-up-Schmiede Nummer 1. Hier werden aktuell 25 junge Unternehmen gefördert. An 150 Arbeitsplätzen rauchen die Köpfe, tüfteln und entwickeln die kreativen Macher. Zu vergünstigten Bedingungen in einer Co-Working-Atmosphäre, daneben winkt ein umfangreiches Förderprogramm für jährlich etwa 10 ausgewählte Ideen. An jedem Tisch eine andere Achterbahn der Gefühle.

Vernichtende Erfolgsquote: 90 Prozent der Start-ups scheitern

Die Sorge, sich nicht halten zu können, ist nicht unbegründet. Es kann nicht nur Erfolgsgeschichten geben. Das zeigt ein Blick auf die Quote, wie Anne Christin Braun vom Zollhof auf Anfrage mitteilt. Im Durchschnitt scheiterten 90 Prozent aller Gründungen. "Nur 10 Prozent aller Start-ups überleben."

Im Zollhof sehe das anders aus, erklärt sie: Hier seien 70 Prozent aller Unternehmen, die sie mit ihrem Programm unterstützen, sehr erfolgreich am Markt. "Das macht uns stolz." Da ist etwa CarOnSale: ein internationaler Marktplatz für B2B Gebrauchtwagenhandel mit mittlerweile 200 Mitarbeitern. Oder Mentalis, ein Digital-Health-Start-up, das sich der digitalen Nachsorge verschrieben hat und mittlerweile mit 40 Kliniken zusammenarbeitet.

Auch die Jungs von Traplinked haben es geschafft. Pelikan aber hat nicht vor, sich darauf auszuruhen. Er und sein Team setzen nicht mehr nur auf digitale Mausefallen. Sie bringen mittlerweile auch ein intelligentes Fallsystem für Insekten heraus. Die Systeme heißen – Achtung, Witz – "Tom" und "Jerry".

Start-ups bringen die Stadt voran

Nürnberg soll zur Innovationshauptstadt werden, hieß es zum fünfjährigen Jubiläum des Zollhofs im Februar vonseiten der Stadt. Die Einrichtung zähle zu den Top-3-Gründerzentren in Bayern. Wissenschafts- und Wirtschaftsreferent Michael Fraas erklärt dazu: Der Zollhof sei ein wichtiger Treiber des Wirtschaftsstandorts. "Erfolgreiche Start-ups schaffen Arbeitsplätze, zahlen Steuern, geben neue Impulse für Innovation und Technologie, ziehen Talente und artverwandte Unternehmen an und sind auch Markenbotschafter für unseren Standort."

So seien hier mittlerweile fast 90 Technologie-Start-ups entstanden und rund 100 Millionen Euro Investment geflossen. Die Stadt hat nach eigener Aussage rund 2 Millionen Euro Förderung reingesteckt – neben jener vom Freistaat und vieler weiterer Unternehmen aus der Region.

Und was kommt in Zukunft? "Wir wollen die Start-up-Szene in der Region Nürnberg und darüber hinaus weiter stärken", antwortet Anne Christin Braun vom Zollhof. Und ihnen dabei helfen, das Kapital zu finden, das sie brauchen, um vor Ort erfolgreich zu wachsen. Um Menschen zu begeistern, unternehmerisch tätig zu werden.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
  • Anfrage bei Zollhof
  • Nuernberg.de: Mitteilung der Stadt Nürnberg vom 3.2.23
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