Wegen Platzmangel in den Gehegen Tiergarten-Direktor schließt Tötung von weiteren Tieren nicht aus

Der Nürnberger Zoo-Chef rechnet mit Platzmangel bei weiteren Tierarten. Sind nach den getöteten Pavianen jetzt auch Lemuren und Gorillas im Visier?
Der Direktor des Nürnberger Tiergartens, Dag Encke, hat die Tötung von zwölf Pavianen aus Platzgründen verteidigt. In einem Interview mit der "Nürnberger Zeitung" und den "Nürnberger Nachrichten" am Freitag kündigte er zudem weitere Tötungen an.
Auch bei den Primaten der Kronenmakis, Lemuren und Gorillas werde es demnächst eng werden, sagte Tiergartendirektor Encke. Er betonte jedoch: "Wir würden das emotional nicht schaffen – auch wenn das unprofessionell und inkonsequent ist."
Eine Auswilderung kam eher nicht infrage
Die Entscheidung zur Tötung der Paviane sei unvermeidbar gewesen. Encke nannte als Gründe die hohen Reproduktionsraten, rechtliche und ethische Grenzen der Geburtenkontrolle sowie die geringe Anzahl an Abnehmern. Eine Auswilderung sei nie eine echte Option gewesen.
Das Pavian-Gehege war laut Tiergarten seit langem überfüllt. Eine tierschutzkonforme Haltung sei nicht mehr möglich gewesen. Abgabeversuche und Verhütungsmaßnahmen bei den Weibchen hätten keinen Erfolg gebracht.
- Schnellschuss? Kommunikation des Tiergartens wirft Fragen auf
Encke sieht die Zucht der Paviane vor allem als Artenschutzmaßnahme. Sie diene dem Erhalt einer Reservepopulation für den Fall, dass die Tiere in freier Wildbahn aussterben. Der Tiergartendirektor erklärt: "Es ist unsere Pflicht als Menschen, etwas gegen das Artensterben zu unternehmen. Alles, was wir jetzt entscheiden, ist ein Experiment. Aber wir machen das nach bestem Wissen und Gewissen."
Mehr als 350 Anzeigen eingegangen
Zur Tötung der Affen sagte Encke: "Wir haben selten etwas so bis zum Ende durchdacht, ich finde den Fehler in der Logik nicht – außer, die Menschen würden sich dazu entscheiden, dass sie Zoos in dieser Form gar nicht mehr wollen. Das wäre dann eben so."
Tierschützer verurteilten die Tötung der Paviane scharf. Mehr als 350 Anzeigen gingen bei der Staatsanwaltschaft ein. Der Tiergartendirektor erhielt Morddrohungen. "Ich hoffe nach wie vor, dass wir bestenfalls gar nicht mit einem Anfangsverdacht bedacht werden und das Verfahren eingestellt wird", sagte Encke. "Sonst, glaube ich, kann ich naturwissenschaftlich beweisen, dass die Tötung notwendig war."
- Nachrichtenagentur dpa
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