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Umstrittener Vortrag: Russland-Expertin widerlegt Gabriele Krone-Schmalz


Russland-Expertin widerlegt Gabriele Krone-Schmalz

  • Michael_Stroebel_04

Aktualisiert am 10.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Seit Wochen schon im Zentrum der Kritik zahlreicher Russland-Experten: Die ehemalige ARD-Moskau-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz. (Quelle: teutopress GmbH via www.imago-images.de)
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Wenn es um Russlands Angriff auf die Ukraine geht, hat Gabriele Krone-Schmalz oft ihre ganz eigenen Ansichten. Eine Wissenschaftlerin zerlegt nun ihre Thesen.

Ein ausfΓΌhrlicher Vortrag von Gabriele Krone-Schmalz an der VHS Reutlingen ΓΌber Russland und die Ukraine hatte Ende 2022 fΓΌr viel Wirbel gesorgt. Wissenschaftler waren entsetzt ΓΌber den Inhalt des Vortrages, warfen der selbst ernannten Russland-Expertin Kreml-Propaganda vor.

Nun hat Osteuropa-Expertin Franziska Davies von der Ludwig-Maximilians-UniversitΓ€t MΓΌnchen einen Aufsatz vorgelegt, in dem sie die Thesen der angeblichen Russlandexpertin wissenschaftlich ΓΌberprΓΌft – und den Aussagen der ehemaligen ARD-Korrespondentin widerspricht. Ihr Fazit gegenΓΌber t-online: "Der Vortrag beruht auf Verdrehungen, Halbwahrheiten, Auslassungen von zentralen Fakten bis hin zur Desinformation."

Schritt fΓΌr Schritt arbeitet sie sechs Kritikpunkte heraus: "Halbwahrheiten und Falschaussagen", "Koloniale Arroganz und negative Stereotype", "Manipulativer Gebrauch von Quellen", "Rosinenpicken und Ausblendung von zentralen Fakten" sowie "TΓ€ter-Opfer-Umkehr" und "ScheinlΓΆsungen und falsche GegensΓ€tze".

Krone-Schmalz macht es sich zu einfach

Empirisch und methodisch seien Frau Krone-Schmalz' Einlassungen unhaltbar. Mit der Behauptung, "der Westen" sei schuld am russischen Angriff auf die Ukraine, er habe Russlands Interessen ignoriert, die Nato erweitert und Russland zur Reaktion genΓΆtigt, mache es sich Krone-Schmalz zu einfach, so Davies: "Diese These kann sich nicht auf Fakten stΓΌtzen".

Diese Behauptung hat Krone-Schmalz nicht nur in ihrem Vortrag verbreitet, sondern auch schon in ihren BΓΌchern und bei frΓΌheren Interviews aufgestellt. So sei im gesamten Quellenapparat ihres Bestsellers "Eiszeit" nur eine einzige russischsprachige Quelle zu finden: "Vor allem ignoriert die 'Expertin' die einschlΓ€gige internationale Literatur ΓΌber Putin und den Putinismus komplett", so Davies.

Wichtige Aspekte bleiben unerwΓ€hnt

Auch im Buch "Russland verstehen" befÀnden sich zweifelhafte Zitationen, sodass laut Davies zumindest wichtige Aspekte unerwÀhnt blieben. Etwa wenn es um die Behauptung geht, der Krieg im Donbas sei ein "innerukrainischer Bürgerkrieg": "Krone-Schmalz unterschlÀgt die (...) Informationen, dass ethnische Russen aus Russland die meisten Schlüsselpositionen in den Volksrepubliken Donezk und Luhansk einnehmen und es viele Hinweise darauf gibt, dass Russland direkt militärisch involviert ist."

Diese Informationen befΓ€nden sich auf derselben Seite, die Krone-Schmalz zitiere, oder auf der folgenden. "Es liegt nahe, dass die Autorin der Leserschaft bewusst die Stellen vorenthΓ€lt, die zeigen wΓΌrden, dass ihre Darstellung und Interpretation des Krieges im Donbas unhaltbar ist", schreibt Davies.

Lesart des Kremls wird unreflektiert ΓΌbernommen

Richtig sei zwar, so Davies, "dass Putin und sein Regime die Ukraine nicht in der Nato sehen wollten". Dies bedeute jedoch "keineswegs, dass der Grund für Russlands Angriff auf die Ukraine deshalb erfolgt sei, um Russlands (legitime) 'Sicherheitsinteressen' zu wahren und eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine zu unterbinden", schreibt Davies in Bezug auf die "Notwehr-These", die Krone-Schmalz immer wieder in Bezug auf die Aggressionen Russlands postuliert. "Dies glauben zu machen, lÀuft auf eine unreflektierte Übernahme der Lesart des Kremls hinaus."

So habe Bundeskanzler Olaf Scholz selbst wenige Tage vor dem Überfall auf die Ukraine noch deutlich gemacht, "dass eine Aufnahme der Ukraine in die Nato auf absehbare Zeit kein Thema" sei. "SpÀtestens seit dem 24. Februar 2022 müsste eigentlich jedem klar sein, dass Russlands Elite sich kaum von einem Land bedroht fühlen konnte, von dem Putin und seine Entourage (...) annahmen, es in wenigen Tagen unterwerfen zu kânnen", schreibt Davies.

Krone-Schmalz an Opfern nicht interessiert

Die brutale, vΓΆlkerrechtswidrige Form der KriegsfΓΌhrung Russlands findet bei Gabriele Krone-Schmalz kaum ErwΓ€hnung. Stattdessen betreibe sie TΓ€ter-Opfer-Umkehr, etwa wenn sie bedauere, dass den Russen der Angriff auf Aleppo "noch lange nachhΓ€ngen" werde.

Auch am Schicksal der ukrainischen Opfer scheine Krone-Schmalz nicht interessiert zu sein. "Frau Krone-Schmalz' Selbstdarstellung als unaufgeregte und sachliche Analytikerin ist ein wichtiger Teil des Erfolgs bei ihrem Publikum. Das ist umso erstaunlicher, als ihre Melange aus Auslassungen, Manipulation und Falschaussagen viel ΓΌber ihren Blick auf die Opfer der russischen Politik aussagt, die ermordet, gefoltert, unterdrΓΌckt und verschleppt werden."

Auch die von Gabriele Krone-Schmalz angebotenen LâsungsvorschlÀge seien keine: "Waffenlieferungen, welche die Ukraine zu ihrer Selbstverteidigung wünscht und benâtigt, findet Krone-Schmalz 'schlimm'. Stattdessen empfiehlt sie 'Geheimdiplomatie' und 'Verhandlungen'." Dem widerspricht Davies mit Nachdruck: "Welche Verhandlungsgrundlage kann es geben, wenn Russland erklÀrtermaßen die Ukraine als Staat und Nation vernichten will und nur die totale Niederlage der Ukraine als einen Ausweg aus diesem Krieg akzeptiert?"

Am Ende ist ihr Fazit eindeutig: "Mit AufklΓ€rung und empirisch fundierter Analyse nach den Kriterien wissenschaftlichen Arbeitens hat das Wirken von Frau Krone-Schmalz nichts zu tun", schreibt Davies. "Es handelt sich um Desinformation."

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Verwendete Quellen
  • zeitschrift-osteuropa.de: "Desinformationsexpertin"
  • gea.de: "Reutlinger VHS-Leiter kontert die Kritik am Vortrag von Gabriele Krone-Schmalz" (kostenpflichtig)
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Von Michael StrΓΆbel
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