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Formel 1 – Nico Rosberg: "Suche nach dem nächsten Michael Schumacher"


Ex-Formel-1-Weltmeister
Nico Rosberg: "Suche nach dem nächsten Michael Schumacher"

InterviewVon Cian Hartung

Aktualisiert am 01.03.2020Lesedauer: 4 Min.
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Fördert seit seinem Karriereende Rennfahrertalente und ist Investor für Elektromobilität: Formel-1-Weltmeister von 2016 Nico Rosberg.Vergrößern des Bildes
Fördert seit seinem Karriereende Rennfahrertalente und ist Investor für Elektromobilität: Formel-1-Weltmeister von 2016 Nico Rosberg. (Quelle: Jan Huebner/imago-images-bilder)

Der Weltmeister von 2016 glaubt, dass Deutschland bald wieder ein großes Rennsporttalent hervorbringen wird – und kritisiert die hohen Kosten für Nachwuchsfahrer, in die hohen Formel-Rennserien zu gelangen.

Nico Rosberg gehört zu den größten Fahrern der deutschen Renngeschichte. Der gebürtige Wiesbadener ging von 2006 bis 2016 bei insgesamt 206 Grand Prix an den Start. In der Saison 2016 holte er sich den WM-Titel und trat anschließend vom aktiven Rennsport zurück.

Der Ex-Rennfahrer gründete 2018 seine eigene Rennfahrer-Akademie, mit der er junge Rennsporttalente fördert. Obwohl Ferrari-Star Sebastian Vettel derzeit der einzige deutsche Formel 1-Fahrer ist, glaubt Rosberg, dass bald wieder mehr deutsche Talente den Durchbruch schaffen können. "Ich bin mir sicher, dass Deutschland das Potential hat, wieder ein großes Talent hervorzubringen", sagt er im Interview mit t-online.de.

Außerdem ist Rosberg Anteilhaber der Elektrorennserie Formel E und investiert in nachhaltige Mobilitätskonzepte. Beim Thema Nachhaltigkeit sieht er in der heutigen Zeit nicht nur bei sich eine gewisse Verantwortung, sondern auch bei der Königsklasse des Motorsports. "Die Formel 1 hat ein enormes Potenzial, Inhalte und Werte an Menschen überall zu übermitteln", sagt der 23-malige Rennsieger und blickt voraus: "Wenn es der Formel 1 gelingt, klimaneutral zu werden, hat dies auch eine Vorbildfunktion."

t-online.de: Herr Rosberg, Sie sind elf Jahre lang in der Formel 1 gefahren. Haben Sie manchmal ein schlechtes Gewissen wegen des CO2-Ausstoßes während Ihrer aktiven Rennfahrerkarriere?

Nico Rosberg (34): Nein. Als ich in der Formel 1 gefahren bin, hatte ich nur ein Ziel vor Augen: zu siegen. Ich hatte keine Zeit, mir über irgendetwas anderes Gedanken zu machen. Aber ich habe gespürt, dass es Dinge gibt, die ich langfristig verändern möchte, auch an mir selbst. Und daran arbeite ich jetzt.

Welche Dinge sind das?

Durch meine jetzigen und künftigen Projekte werde ich meinen CO2-Abdruck massiv reduzieren. Mein Ziel ist es, mein persönliches und berufliches Leben nicht nur klimaneutral, sondern klimapositiv zu gestalten, das heisst, dass ich mehr CO2 kompensiere als verursache.

Kürzlich hat die FIA den UN-Aktionsplan unterzeichnet, mit dem man sich verpflichtet, bis 2030 klimaneutral zu werden. Inwiefern sind kommerzieller Motorsport und Klimaschutz Ihrer Meinung nach überhaupt vereinbar?

Der Motorsport – insbesondere die Formel 1 – ist eine der wichtigsten Plattformen für die Automobilhersteller, um neue Technologien zu entwickeln, die später ihren Weg in Straßenfahrzeuge finden. Insofern wird man den Herausforderungen der zukünftigen Mobilität auch hier begegnen und mögliche Lösungsansätze entwickeln.

Welche Rolle hat dabei die Formel 1?

Die Formel 1 ist natürlich eine der beliebtesten Sportarten der Welt und hat ein enormes Potenzial, Inhalte und Werte an Menschen überall zu übermitteln, unabhängig von ihrer Kultur und Nationalität. Dies ist ein unglaublicher Vorteil, gerade wenn es um die Akzeptanz von effizienteren Antrieben und alternativen Kraftstoffen geht. Wenn es der Formel 1 gelingt, klimaneutral zu werden, hat dies auch eine Vorbildfunktion.

Welche Schritte wünschen Sie sich von der Formel 1 in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz?

Mit ihrer Nachhaltigkeitsinitiative hat die Formel 1 bereits sehr ehrgeizige Ziele formuliert. Bis 2030 soll die Serie klimaneutral werden. Daneben hoffe ich, dass die Formel 1 auch bei der Entwicklung nachhaltiger Technologien weiter eine große Rolle spielen wird, zum Beispiel durch synthetische Brennstoffe.

Als Anteilhaber der Formel E sind Sie an einer wachsenden Wahrnehmung des Wettbewerbs interessiert. Was muss passieren, dass die Elektrorennserie aus dem Schatten der Formel 1 heraustritt? Braucht es mehr bekannte Gesichter?

Ich sehe die Formel E nicht im Schatten der Formel 1. Das sind zwei grundsätzlich verschiedene Rennserien. Sie konkurrieren nicht um dieselben Sponsoren, Partner oder Zuschauer, da die Formel E in Innenstädten stattfindet und ein Spektakel für die ganze Familie ist, dessen Angebot über die reine Unterhaltung auf der Strecke hinausgeht. Die Formel E ist eine Plattform für nachhaltige Mobilität und spricht eine andere Zielgruppe an als herkömmliche Formel-1-Fans. Zum Beispiel zieht die Formel E auch Menschen an, die normalerweise nicht an Motorsport interessiert sind, sich aber für nachhaltige Mobilität interessieren.

Mit Ihrer Rennfahrerakademie, der "Young Drivers Academy", fördern Sie junge Rennsporttalente. Wie viel kostet es, einen jungen Fahrer heutzutage in die hohen Formel-Serien zu bringen?

Leider viel zu viel. Allein ein Jahr Kart-Training schlägt schon mit 200.000 Euro zu Buche. Aber ich versuche, die jungen Fahrer zu unterstützen, wo ich kann. Ich unterstütze natürlich mein eigenes Team und bin immer erreichbar für sie. Daneben helfe ich Ihnen, Sponsoren und Partner zu finden.

Sie haben in Ihrer Akademie bislang Talente aus China, England und Italien unter Vertrag. Wo steht Deutschland im Nachwuchsbereich des Kart- bzw. Rennsports?

Deutschland hat für mich oberste Priorität. Ich suche nach dem nächsten Michael Schumacher und ich bin mir sicher, dass Deutschland das Potenzial hat, wieder ein großes Talent hervorzubringen.

Welche Fähigkeiten und Erfahrungen konnten Sie aus der Rennfahrer-Karriere in das Leben als Investor übernehmen?

Ein Team kann immer mehr erreichen als der Einzelne. Das war für mich als Rennfahrer eine wichtige Erkenntnis und ist es auch als Unternehmer. Daneben braucht man natürlich für beides eine gewisse Zähigkeit und den Willen, immer das beste Resultat herauszuholen, um erfolgreich zu sein. Als Rennfahrer habe ich regelmäßig Mentaltraining gemacht und daraus viel gezogen, was mich auch jetzt weiterbringt.

Gibt es ein Vorbild, an dem Sie sich als Investor orientieren?

Elon Musk (Tesla-Chef und Paypal-Mitbegründer Anm. d. Red) ist eine große Inspiration. Was er auf die Beine stellt, finde ich unglaublich.

Nach Ihrer Formel-1-Karriere haben Sie bereits einmal einen neuen Weg eingeschlagen und sind Unternehmer geworden. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Mir ist es wichtig, dass ich in Bereichen erfolgreich bin, die einen echten Mehrwert für die Gesellschaft bringen, deshalb investiere ich in nachhaltige Technologien, zukunftsfähige Mobilitätskonzepte und engagiere mich für Projekte, die eine soziale oder ökologische Ausrichtung haben. In den nächsten Jahren werde ich mich noch stärker auf diese Unternehmensbereiche konzentrieren.

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