"Drei Turniere vermasselt": Lahm stellt Forderung an DFB-Elf
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Als Turnierdirektor plant Philipp Lahm die Heim-EM 2024. Um sie zu einem Erfolg werden zu lassen nimmt er die Nationalspieler in die Pflicht. Und er fordert neue Strukturen beim DFB.
Ex-DFB-KapitΓ€n Philipp Lahm hat deutliche Kritik am DFB geΓ€uΓert und fordert dringende VerΓ€nderungen im grΓΆΓten FuΓball-Verband der Welt. In Sachen Strukturen beim DFB wΓΌnscht sich der Weltmeister-KapitΓ€n von 2014 einen spΓΌrbaren Wandel. So wie etwa bei der EinfΓΌhrung der Leistungszentren vor rund zwei Jahrzehnten oder der Professionalisierung der Nationalmannschaft unter JΓΌrgen Klinsmann, vor allem Fitnessbereich.
Lahm: "Ich finde, wenn wir ΓΌber Innovationen und Reformen reden, wΓ€re es jetzt dringend mal wieder Zeit fΓΌr so einen Meilenstein", sagte Lahm im Interview mit der "SΓΌddeutschen Zeitung".
"Die letzten zehn Jahre ist wenig passiert"
Lahm bemΓ€ngelt, dass zuletzt Entwicklungen verschlafen wurden: "Ich wΓΌrde mal sagen, die letzten zehn Jahre ist relativ wenig passiert. Die WM 2014 war noch mal ein HΓΆhepunkt, der WM-Titel meiner Generation war auch eine Folge der beiden Reformen zuvor. Vielleicht ist man danach ein bisschen bequem geworden, man hat wahrscheinlich gedacht: Wir sind doch Weltmeister!"
Lahm nennt auch GrΓΌnde, warum in dieser Zeit Stagnation herrschte: "Zur Wahrheit gehΓΆrt, dass der ganze DFB in den letzten zehn Jahren sehr mit sich selbst beschΓ€ftigt war." Steuerrazzien, PrΓ€sidentenwechsel und andere Querelen waren an der Tagesordnung.
Doch nicht nur beim DFB selbst fordert Lahm Entwicklungen zum Guten, sondern auch die Nationalspieler nimmt er in die Pflicht. Von ihnen erwartet er mehr Identifikation. So wie es Argentinien, Frankreich, Marokko oder auch Kroatien bei der WM eindrucksvoll vorgemacht hΓ€tten. Lahm: "Aber in dieser Hinsicht hat bei unserer Mannschaft schon ein bisschen was gefehlt." Der ehemalige Bayern-Profi wΓΌnscht sich, "dass es nicht mehr darum gehen kann, noch mehr und noch mehr PrΓ€mien zu verdienen. Geld bekommen die Spieler in ihren Klubs mehr als genug."
EM 2024 "eine groΓe Verantwortung"
Was er der aktuellen Generation der DFB-Kicker zum Vorwurf macht: "PlΓΆtzlich ging es mehr um Selbstverwirklichung und nicht mehr so sehr ums Miteinander. Das merkt man der Nationalelf an. Die Mannschaft muss wieder etwas ausstrahlen, was bei den Leuten ankommt. Das ist in den letzten Jahren etwas verloren gegangen."
Daher hat er eine klare Erwartung fΓΌr "seine" EM im kommenden Jahr: "Wir haben drei Turniere hintereinander vermasselt, ein viertes sollten wir uns nicht erlauben."
Er wΓΌnscht sich ein Γ€hnlich berauschendes FuΓball-MΓ€rchen wie bei der WM 2006: "Wir wollen ein groΓes Fest feiern, bei dem alle willkommen sind, wir wollen unsere Werte zeigen und unsere offene Art zu leben." Und weiter: "Das ist eine groΓe Verantwortung, nachdem so viele sportliche GroΓveranstaltungen zuletzt in Katar, China oder Russland stattgefunden haben." Aber klar ist auch, dass ein gutes Abschneiden unserer Elf der allgemeinen Stimmungslage helfen wΓΌrde. Schon deshalb mΓΌssen unsere sportlichen Probleme gelΓΆst werden.
Vor allem, um die Fans wieder zurΓΌckzugewinnen. Lahm gibt zu: "Der FuΓball hat definitiv an GlaubwΓΌrdigkeit verloren."
- Sueddeutsche.de: "Geld bekommen die Spieler mehr als genug"