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WM 2022 – Oliver Bierhoff und der DFB: Warum ist er eigentlich noch im Amt?


Auftritt von DFB-Direktor Bierhoff
Es nervt nur noch

  • David Digili
MeinungVon David Digili

Aktualisiert am 02.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Geschickter Strippenzieher: Oliver Bierhoff ist seit 2004 DFB-Funktionär. (Quelle: IMAGO/Julien Becker)

Seit Jahren schon überlebt der DFB-Direktor Krise um Krise. Warum eigentlich? Jetzt ist es Zeit, endlich Konsequenzen zu ziehen.

Das Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar war gerade erst wenige Minuten alt, da stand Oliver Bierhoff schon Rede und Antwort – auf Oliver-Bierhoff-Art. Im Interview mit der beharrlich nachhakenden Moderatorin Esther Sedlaczek und dem kritischen Ex-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger betonte Bierhoff nach einigen betont missmutigen Worten zum Aus, dass es an seiner Arbeit ja nun nicht gelegen habe.

Persönliche Konsequenzen? "Schließe ich gerade aus." Sein Wirken als DFB-Direktor? "Ich bin jetzt auch seit 18 Jahren da. Vielleicht schaut man sich die gesamte Bilanz an, schaut sich das sachlich an. Da mache ich mir jetzt nicht die großen Sorgen. Ich habe ein sehr, sehr gutes Gefühl."

Ein sehr gutes Gefühl, das dürfte wohl nur Oliver Bierhoff haben.

Der Auftritt des 54-Jährigen in der ARD nach dem zweiten WM-Debakel in Folge muss aufregen. Und hat einmal mehr gezeigt: Die Zeit des DFB-Direktors ist abgelaufen.

Bierhoff sitzt weiter gemütlich im DFB-Direktorensessel

Zwar gab der Europameister von 1996 im selben Gespräch zu: "Bei drei schlechten Turnieren habe ich natürlich keine Argumente. Das muss ich akzeptieren." Doch das war auch der einzige Ansatz von angemessener Selbstreflexion.

Bierhoff hat, wenn schon nicht die sportlichen Misserfolge direkt, so doch das allgemeine Form-, Stimmungs- und Imagetief der DFB-Elf zu verantworten. Im immergleichen, sowohl sprachlich als auch emotional gedämpften Duktus eines dauerentspannten Wellness-Animateurs verkauft Bierhoff seit Jahren vor allem eins: die eigene Arbeit als erfolgreich, als unangreifbar, als über jeden Zweifel erhaben. Dass der Ex-Nationalspieler nach mehreren Fehlentwicklungen der letzten Jahre noch immer derart gemütlich im DFB-Direktorensessel sitzt, ist weder verständlich noch gerechtfertigt. Man mag sagen: Es nervt nur noch.

Dabei ist die Liste seiner Misserfolge und Verfehlungen lang: das anhaltend ramponierte Image des DFB im Ganzen und der Nationalmannschaft im Speziellen – das er erst in der eigens für ihn geschaffenen Stelle des Nationalmannschaftsmanagers, nun als DFB-Direktor doch eigentlich aufpolieren müsste.

Das von ihm verantwortete Debakel um die spektakulär verunfallte Marketing-Idee "Die Mannschaft" einschließlich des Wortungetüms "#ZSMMN" – ein Begriff, der der Ideenwelt eines spröden Eventmanagers entsprungen ist. Millionen von Fans haben sich von einer zunehmend profillosen Elf entfremdet. Doch bekämpft wurde das nur halbherzig mit aseptischen Bannern und kühl durchgetakteten, gewieft in Szene gesetzten PR-Terminen. Währenddessen verschanzte sich die Mannschaft bei großen Turnieren zuletzt hinter meterhohen Mauern abgelegener Hotels.

Und nicht zu vergessen: Der selbstgefällige Auftritt des DFB-Trosses bei der WM 2018, der letztlich das Ende der Ära von Bundestrainer Joachim Löw einleitete. 2022 nun das schnelle Einknicken vor der Fifa im Ringen um die "One Love"-Armbinde.

Bierhoff steht für das, was die DFB-Elf aktuell am wenigsten braucht

Im manischen Bestreben, dem "Premium-Produkt" Nationalelf ein Profil überzustülpen, ist das Image einer im Gegenteil merkwürdig profillosen Hochglanzclique ohne Gesicht entstanden, ohne Alleinstellungsmerkmal, ohne Erinnerungswert. Leicht bekömmliche Unterhaltung für jeden, seicht und schnell vergessen. Wozu das auch in der Mannschaft führen kann, belegen die Probleme der letzten Jahre, die nun im erneut frühen Aus ihren vorläufigen Tiefpunkt erreicht haben.

Schlüssige Lösungsansätze ist Bierhoff bisher meist schuldig geblieben – und der Gedanke liegt nahe, dass der Diplom-Kaufmann auch die nächste Krise mit seiner bewährten Strategie bewältigen will: einfach aussitzen das Ganze. Wie soll aber glaubhaft ein Umdenken einsetzen, wenn der Chefdenker stets derselbe bleibt?

Bierhoff ist, das mag schmerzen, im Zusammenhang mit dem sportlichen Abschneiden Deutschlands in Katar kein Vorwurf zu machen. Und doch steht er für das, was die deutsche Nationalmannschaft gerade am wenigsten braucht: ein "Weiter so".

Man möchte ihm stattdessen die Idee zu einem neuen Hashtag in eigener Sache wünschen: #RCKTRTT.

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