t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportMehr SportTennis

Boris Becker droht Gefängnis: Was die Tennisikone vor dem Knast bewahren kann


Es droht ihm Gefängnis
Strafmaß-Verkündung – Boris Beckers Schicksalstag

Von Florian Vonholdt

Aktualisiert am 28.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Nachdenkliche Miene: Boris Becker Anfang April auf dem Weg in den Londoner Gerichtssaal. Am Freitag erfährt die Tennislegende ihr Strafmaß.Vergrößern des Bildes
Nachdenkliche Miene: Boris Becker Anfang April auf dem Weg in den Londoner Gerichtssaal. Am Freitag erfährt die Tennislegende ihr Strafmaß. (Quelle: ZUMA Wire/imago-images-bilder)

Freitag wird für Boris Becker zum Schicksalstag. Das Strafmaß im Prozess wegen Insolvenzverschleppung wird in London verkündet. Für die Tennisikone gibt es nur eine kleine Hoffnung, einer Verurteilung doch noch zu entkommen.

Er hat den Center Court gegen den Crown Court eingetauscht. Tennisplatz gegen Gerichtssaal. Unfreiwillig, aber nicht unverschuldet. Nur 15 Kilometer entfernt von Wimbledon, wo sich am 7. Juli 1985 das Leben von Boris Becker ein erstes Mal in eine nicht für möglich gehaltene Richtung änderte, kann es 37 Jahre später am Southwark Crown Court, dem britischen Strafgerichtshof, ein weiteres Mal geschehen.

Boris Becker liegt bildlich gesprochen ein Break hinten. Vielleicht sogar mit Doppel-Break. Die Tennislegende wird am Freitag wegen Insolvenzverschleppung verurteilt. Für schuldig befunden wurde er bereits. Ob ihn eine hohe Geld- oder sogar eine Gefängnisstrafe erwartet, das wird Richterin Deborah Taylor verkünden. Bis zu sieben Jahre hinter Gittern stehen für Becker im schlimmsten Fall im Raum.

Becker, bei den Prozesstagen Anfang des Monats sichtbar gezeichnet, wurde nach dem Schuldspruch vom 8. April gegen Kaution bis zur Strafmaßverkündung auf freien Fuß gesetzt. Er musste seinen Reisepass abgeben.

Becker verschleierte Schulden

Rückblende: Am 21. Juni 2017 war Becker von einem Gericht in London für insolvent erklärt worden. Fast fünf Jahre später, am 8. April 2022, wurde er wegen Insolvenzverschleppung schuldig gesprochen. Zu diesem Entschluss kamen die Geschworenen in 4 der insgesamt 24 Anklagepunkte. Auch wenn Becker 20 entkräften konnte, die 4 verbliebenen könnten nun sein Leben verändern. Der 29. April 2022 wird zu Beckers Schicksalstag.

Was Becker in diesen vier Punkten zur Last gelegt wird: die Nicht-Offenlegung von Besitztümern sowie Verschleierung von Schulden.

Worum handelt es sich dabei genau? Rechtsanwalt Jeremy Boyle von der Londoner Kanzlei "Summit Law LLP" erklärt bei t-online: "Es wurde festgestellt, dass Becker seinen Konkursverwaltern erhebliche Vermögenswerte vorenthalten hat. Darunter ein großes Darlehen, Aktien und eine Immobilie in Deutschland." Es soll sich dabei um eine Immobilie in Beckers Heimatstadt Leimen (Baden-Württemberg) handeln.

Boyle weiter: "Darüber hinaus hat Becker aus seiner Konkursmasse Vermögenswerte in Höhe von fast 430.000 Euro entnommen." Das Geld soll er verbotenerweise auf Konten seiner Ex-Frauen Lilly und Barbara geschafft haben.

Das Strafmaß für diese Vergehen wird Becker am Freitag erfahren. Die Chancen, der Strafe – wie auch immer sie ausfällt – noch zu entgehen, stehen schlecht. Anwalt Boyle: "Theoretisch kann eine Person, die verurteilt wird, bei der Strafkammer des Berufungsgerichts Revision einlegen."

Becker muss auf Fehler des Gerichts hoffen

Zwar kann Becker sowohl gegen den Schuldspruch an sich als auch gegen das Strafmaß Berufung einlegen, doch die Erfolgsaussichten wären gering. Boyle, spezialisiert auf britisches Insolvenzrecht, erklärt: "Gegen ein Urteil oder eine Verurteilung kann nur in begrenztem Umfang Berufung eingelegt werden."

Als die häufigsten drei Gründe nennt er:

1. Der Richter hat während der Verhandlung einen Rechtsfehler begangen.

2. Der Richter hat die Geschworenen in seinem Plädoyer in rechtlicher oder tatsächlicher Hinsicht irregeführt.

3. Es gab einen anderen Verfahrensfehler während der Verhandlung.

Dafür, dass Becker einen dieser Punkte gewinnbringend ins Feld führen kann, gibt es nach jetzigem Stand keine Indizien. Es ist aber die einzige Hoffnung, an die er sich noch klammern kann.

Aussichtslose Spielstände in Tennismatches hat Becker in seiner ruhmreichen Karriere, von der ihm nicht einmal mehr die Pokale geblieben sind, zuhauf umgebogen. Je größer der Druck, desto besser spielte er. Nun aber bleibt ihm nur das, was nie sein Spiel war. Er muss auf einen Fehler des Gegners hoffen.

Verwendete Quellen
  • Kontakt mit Anwalt Jeremy Boyle
  • Eigene Recherche
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website