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Frederick Lau: Der Schauspieler will Bauer werden


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Frederick Lau
"Ich möchte jetzt Bauer werden"

InterviewVon Ricarda Heil

25.10.2023Lesedauer: 5 Min.
Frederick Lau: Seit fast 25 Jahren steht er vor der Kamera.Vergrößern des Bildes
Frederick Lau: Seit fast 25 Jahren steht er vor der Kamera. (Quelle: Steffi Adam / imago)

Statt auf wilden Partys steht Frederick Lau am liebsten in seinem Garten. Mit t-online spricht er über Gefühle, Versagensängste und verrät, warum er jetzt Bauer werden will.

Wilde Partynächte und exzessiver Alkoholkonsum: Schon als Teenager hat es Frederick Lau ordentlich krachen lassen. Jetzt mit 34 lebt der Schauspieler ein ganz anderes Leben. Statt betrunken um die Häuser zu ziehen, genießt der Filmstar die Zeit mit seiner Familie, vorzugsweise in seinem Garten.

Sein neuester Film jedoch lässt Frederick Lau in Erinnerungen schwelgen und in eine Zeit mit Kater und Kopfschmerz zurückblicken. Denn in "One for the Road" spielt der 34-Jährige einen Bauleiter, dem nach und nach bewusst wird, dass er ein Alkoholproblem hat. Die meiste Zeit des Films ist Marc betrunken – und Frederick Lau spielt das ziemlich überzeugend.

Im Interview mit t-online spricht der Schauspieler über seine Bedenken, die Rolle anzunehmen, seinen früheren Alkoholkonsum und verrät, warum er nach langen Partynächten manchmal voller Scham morgens aufgewacht ist.

t-online: Herr Lau, waren Sie wirklich nüchtern während der Dreharbeiten?

Frederick Lau: Ja, ich war komplett nüchtern. Früher hat man solche Szenen bewusst ans Ende des Tages gesetzt und sich dann Hilfsmittel hinzugenommen. Aber diesen Film haben wir komplett nüchtern durchgezogen – und das war eine Herausforderung.

Sie wirkten nüchtern als Betrunkener authentischer als mancher echte Betrunkene …

Ich war wirklich nüchtern (lacht). Ich trinke ja mittlerweile fast gar nichts mehr.

Welche Erinnerungen haben Sie an sich betrunken?

Immer, wenn ich gesagt habe, dass ich etwas trinken gehe, dann habe ich auch richtig getrunken. Ich bin nicht nach zwei Bier nach Hause gegangen. Dass das nicht so toll ist, habe ich auch irgendwann eingesehen – und dann muss man Dinge verändern.

Sie hatten früher einen ganz anderen Bezug zu Alkohol?

Mit 15 oder 16 Jahren fing das mit den "All-inclusive-Partys" an, die zu der Zeit in Berlin angesagt waren. Für 12 Euro Eintritt konntest du so viel trinken, wie du wolltest. Alkohol war für mich nie ein Genuss, ich wollte immer nur den Effekt. Heute lasse ich das.

Wie kam der Sinneswandel?

Ich habe jetzt Familie – meine Frau und drei Kinder. Wenn ich Freitagabend losgehe und Samstag und Sonntag nicht richtig bei der Sache bin, ist es wirklich Zeitverschwendung. Ein Mann bis 30 denkt, dass er unsterblich ist, aber irgendwann muss man Verantwortung übernehmen.

Wann haben Sie gemerkt, dass Sie gar nicht unsterblich sind?

Am schlimmsten war es, wenn man am nächsten Tag aufwacht und sich schämt, man den Kopf schüttelt und sich denkt: "Oh mein Gott, was hab' ich da schon wieder gemacht?!" Darauf hatte ich irgendwann keine Lust mehr.

Was haben Sie denn betrunken so angestellt?

Es gab Momente, in denen ich betrunken einfach zu ehrlich war. Dabei kann man in diesem Zustand gar keine relevanten Gespräche mehr führen, aber man selbst denkt natürlich betrunken, es ist hoch philosophisch, was da aus einem rauskommt.

Betrunken wird man ja auch gerne mal emotional. Lassen Sie uns doch mal über Gefühle reden.

Gerne.

Welches Gefühl löst der Film in Ihnen aus?

Ich fühle mich sehr zufrieden. Es ist ein guter und sehr wichtiger Film. Manchmal macht man Filme zur Unterhaltung, aber dieser regt zum Nachdenken an. Ich glaube, dass ganz viele Zuschauer sich danach selbst hinterfragen. Er spricht ein Thema an, über das nicht gesprochen wird.

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Hatten Sie Bedenken, die Rolle anzunehmen?

Ich hatte komplette Angst. "Ogottogott, wie soll ich das denn machen, dass das wenigstens halbwegs realistisch aussieht?" In dem einen Moment musst du betrunken wirken, danach wird eine Szene gedreht, in der du nüchtern wirken sollst. Dieses Hin und Her war nicht einfach. Aber ehrlich gesagt bin ich ein bisschen stolz, dass ich das hinbekommen habe.

Haben Sie manchmal Versagensängste?

Vor den ersten zwei, drei Drehtagen kann ich immer schlecht schlafen und frage mich: "Wie mache ich das am besten? Wie finde ich in diese Rolle rein?" Ich frage mich nach jedem Film: "Okay, was mache ich jetzt eigentlich als Nächstes? Wie geht es weiter?" Aber ich denke immer sehr positiv und schaue nach vorne.

Wie geht es Ihnen dann, wenn Sie den fertigen Film der Öffentlichkeit präsentieren dürfen?

Ich bin immer total nervös. Ich bin auch vor Premieren total nervös. Ich bin kein Mensch, der es genießt, auf dem roten Teppich zu stehen und von allen Menschen angeguckt wird. Ich freue mich zwar, dass der Film draußen ist, will dann aber lieber meine Ruhe haben und Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern zu Hause verbringen.

Man mag es kaum glauben, aber so geht es vielen Schauspielern.

Das stimmt. Auch die wirklich guten Schauspieler wollen das alles nicht. Ich habe früh angefangen und werde mich nie daran gewöhnen.

Wie fühlen Sie sich denn, wenn Sie an ihre Anfänge zurückdenken?

Mein Ziel, dass ich immer noch Filme drehen darf, habe ich auf jeden Fall erreicht. Und es macht immer noch so viel Freude wie früher. Mittlerweile kann ich behaupten, dass ich das tue, was ich liebe. Das ist total wichtig. Natürlich muss man Geld verdienen, aber man sollte versuchen, das zu machen, was man liebt.

Seit fast 25 Jahren stehen Sie nun vor der Kamera, denken Sie da auch mal ans Aufhören?

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Nein, aber es gibt noch so viele andere Dinge, die ich gerne machen wollen würde, wie zum Beispiel Dokumentarfilme drehen. Ich überlege aber auch, in die Landwirtschaft zu gehen, will mich vielleicht um eine Gärtnerei kümmern. Ich möchte jetzt Bauer werden – als Nebenberuf (lacht).

Das nenn ich mal Kontrastprogramm …

Ich habe gemerkt, dass mich die Natur total beruhigt, dass ich total gerne in meinem Garten stehe und dort Sachen mache. Erst einmal möchte ich mich auf Pflanzen konzentrieren, dann kommen vielleicht noch Bienen und Hühner hinzu. Einen Streichelzoo könnte ich mir auch vorstellen. Aber Tiere zum Schlachter bringen, das könnte ich nicht. Ich möchte Sachen anbauen, ernten – und vielleicht stehe ich dann irgendwann auf dem Markt und verkaufe mein Obst und mein Gemüse.

Das klingt nach dem perfekten Ausgleich zum Großstadtleben in Berlin.

Meine Frau kommt aus den Bergen, dort ist alles so malerisch und wunderschön. Aber auch Berlin kann reizvoll sein. Berlin ist meine Heimat, und in Deutschland könnte ich nirgendwo anders wohnen, das würde sich seltsam anfühlen, wenn, dann vielleicht im Ausland ...

An welches Land haben Sie gedacht?

Ich weiß es noch nicht. Ich bin da noch ganz jungfräulich. Ich halte Sie auf dem Laufenden …

"One for the Road" läuft ab dem 26. Oktober im Kino.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Frederick Lau
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