Wegen der Bundeshymne Ministerin belehrt Gabalier und wird im Internet beschimpft
Weil sie den Volksmusikstar Andreas Gabalier nach dessen Interpretation der österreichischen Bundeshymne belehrte, ist über die Bildungsministerin der Alpenrepublik, Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), ein Shitstorm hereingebrochen. Binnen weniger Stunden erntete die Ministerin mehr als 10.000 negative Kommentare auf ihrer Facebook-Seite.
Doch was war eigentlich geschehen? Andreas Gabalier hatte beim Formel-1-Rennen im österreichischen Spielberg am 22. Juni einen alten Text der Bundeshymne gesungen, der Österreich als Heimat "großer Söhne" preist und damit eine Debatte um den Hymnentext losgetreten. In der aktuellen Fassung heißt es nämlich "Heimat großer Töchter und Söhne".
Gabalier verteidigt sich
In anschließenden Interviews mit österreichischen Medien rechtfertigte Gabalier laut "krone.at" das Singen des alten Textes. Ihm zufolge sehe man "ganz deutlich", dass sich ein überwältigender Teil im Land "die alte Hymne zurückwünscht". Er finde, "es ist einfach ein Original, ein Stück historisches Kulturgut, das man einfach so lassen kann".
Darauf postete die Ministerin am Donnerstagnachmittag (26. Juni) den Kommentar "Im Sinne des lebenslangen Lernens hier eine kleine Lernhilfe für Andreas Gabalier" und lud dazu ein Foto hoch, auf dem sie den neuen Text der Hymne in die Kamera hält.
"Übelster Fall von Online-Massenmobbing"
Was sicher augenzwinkernd gemeint war, kam bei den meisten Facebook-Nutzern völlig anders an: "Überheblich", "zum Fremdschämen" oder "lächerlich" waren dabei die harmlosen Kommentare.
Zuspruch erhielt Gabriele Heinisch-Hosek vom ansonsten gegenüber Politikern sehr kritisch eingestellten ORF-Fernsehmoderator Armin Wolf ("ZiB2"): "Das ist der übelste Fall von Online-Massenmobbing, den ich in Ö. bisher gesehen habe. Auch Politiker*innen haben eine Menschenwürde", twitterte er.
Text des "Bundesliedes" ist von 1946
Der Nationalrat Österreichs hatte im Zuge einer seit Juli 2011 laufenden parteiübergreifenden Gesetzesinitiative im Dezember 2011 Jahres beschlossen, den ursprünglichen Text von Paula von Preradovic aus dem Jahr 1946 "geschlechtergerecht" anzupassen. Statt "Heimat bist du großer Söhne" heißt es seit Januar 2012 "Heimat großer Töchter und Söhne". Das Wort "Bruderchöre" wurde durch "Jubelchöre" ersetzt. Die Melodie des "Bundesliedes" soll von Wolfgang Amadeus Mozart stammen, was von einigen Musikforschern jedoch angezweifelt wird.