Rocklegende ruft Imagine Dragons zu Konzertabsage in Aserbaidschan auf

Aserbaidschan blockiert seit Wochen Hilfslieferungen nach Bergkarabach. Der Sänger der Band System of a Down ruft deshalb Kollegen zur Absage eines Konzertes in Baku auf.

Serj Tankian, Sänger der US-amerikanischen Metalband System of a Down, ruft zum Unterzeichnen einer Petition auf. Durch diese soll die Rockgruppe Imagine Dragons davon überzeugt werden, am 2. September nicht in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku aufzutreten. Seine Gründe dafür erklärt der 55-Jährige in einem Instagram-Post.

• Aserbaidschan lässt Menschen verhungern: "Ein Völkermord ist es jetzt schon"

"Jetzt muss es gesagt werden", schreibt Tankian und führt aus, dass er vor einigen Monaten erfahren habe, dass Imagine Dragons für den 2. September eine Show in Aserbaidschan geplant haben. Dann erklärt er: "Ich war mir sicher, dass sie nicht wussten, dass Aserbaidschans petro-oligarchisches, diktatorisches Regime 120.000 Menschen in Bergkarabach verhungern lässt, was nun vom ehemaligen Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Luis Moreno Ocampo, als Völkermord bezeichnet wird."

Er schreibt, dass er der Band "einen freundlichen Brief" geschickt habe, mit der Bitte, das Konzert in Aserbaidschan zu überdenken. Denn der Auftritt der US-amerikanischen Rockband in dem Land trage dazu bei, "das Image des diktatorischen Regimes dort zu beschönigen". Dem Brief habe Tankian diverse Artikel über die dramatische Situation in Bergkarabach angefügt. Doch niemand habe darauf reagiert.

Serj Tankian denkt, dass sich Imagine Dragons vielleicht rechtlich dazu verpflichtet fühlen, in Baku aufzutreten – oder es ihnen vielleicht schlicht egal sei. Doch er schreibt: "Da sich die humanitäre Krise in Bergkarabach verschlimmert und bereits eine Hungersnot zu verzeichnen ist, sehe ich mich gezwungen, diesen Brief und die Missachtung dieser humanitären Katastrophe zu veröffentlichen."

Immer "für die Anerkennung von Völkermorden eingesetzt"

Letztlich erklärt Tankian, dass er sich sein ganzes Leben lang "für die Anerkennung von Völkermorden eingesetzt" habe. Er stellt klar: "In Aserbaidschan droht ein weiterer Völkermord, und währenddessen können sich die Menschen dort an einer amerikanischen Band aus Las Vegas erfreuen. Scheiß drauf!"

Die beiden ehemaligen sowjetischen Länder Armenien und Aserbaidschan kämpfen seit Jahrzehnten um die Region Bergkarabach, die auf aserbaidschanischem Gebiet liegt, aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Trotz eines Waffenstillstands kommt es immer wieder zu Gefechten. Derzeit blockiert Aserbaidschan seit Monaten den Latschin-Korridor, der Armeniens einziger Zugang zu Bergkarabach ist. Dadurch fehlt es dort an Lebensmitteln und Medikamenten. Wie drastisch die Lage in Bergkarabach ist, lesen Sie hier.

Die Band Imagine Dragons hat bislang nicht öffentlich auf Serj Tankians Statement oder auf seine Petition reagiert. Der Tour-Termin in Baku ist noch immer auf der Homepage der Musiker hinterlegt.