Hubert Aiwanger: Politiker-Familie an Antisemitismus-Eklat beteiligt?

Hubert Aiwanger steht wegen Antisemitismusvorwürfen in den Schlagzeilen. Ausgerechnet ein Kapitel aus seiner Kindheit wird damit aktuell wie nie.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Hat Hubert Aiwanger als 17-Jähriger in seiner Schulzeit Flugblätter mit antisemitischem Inhalt verfasst und verteilt? Der Stellvertreter des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder bestreitet zumindest Ersteres. Sein Bruder sei der Verfasser gewesen, er habe das Pamphlet versehentlich mit sich geführt. Eine mindestens verworrene Situation, die jetzt zu einer Sondersitzung des bayerischen Koalitionsausschusses führt.

Doch neben den politischen Konsequenzen für den Chef der Freien Wähler wirft der Fall weitere Fragen auf. Denn die Familie Aiwangers wird plötzlich in die Affäre mit hineingezogen. Hubert Aiwangers Bruder Helmut meldete sich am Samstag zu Wort, sagte der Mediengruppe Bayern: "Ich bin der Verfasser dieses in der Presse wiedergegebenen Flugblatts." Doch wer ist Helmut Aiwanger?

Die Aiwanger-Brüder und ihre gemeinsame Schulzeit

Er ist elf Monate älter als sein politisch aktiver Bruder Hubert. Die beiden haben außerdem eine etwa zehn Jahre jüngere Schwester, sie müsste heute ungefähr 42 Jahre alt sein. Was bei dem Bruderpaar noch interessant ist und wegen des Flugblattskandals durchaus relevant: Vor über 30 Jahren besuchten die beiden gemeinsam eine Klasse – obwohl Helmut älter ist als Hubert. Der Grund: Der ältere Bruder blieb sitzen, Hubert schloss zu ihm auf.

Laut "Passauer Neue Presse" waren die Aiwanger-Brüder im Schuljahr 1987/88 gemeinsam in der elften Klasse des Burkhart-Gymnasiums im niederbayerischen Mallersdorf-Pfaffenberg.

Die gemeinsame Schulzeit, ein ähnliches Alter: Helmut und Hubert Aiwanger wirken wie ein vertrautes Bruderpaar. Bis heute sollen sie einander eng verbunden sein, der gemeinsame Familiensitz ist der Bauernhof der Eltern. Hubert Aiwanger hat dort auch einen Wohnsitz. Helmut soll fünf Kilometer entfernt in Rottenburg an der Laaber wohnen. Laut dem Verband deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler führt Helmut Aiwanger ein Geschäft mit dem Namen "Waffen & Ausrüstungen Aiwanger". Wie sein Bruder soll er leidenschaftlicher Jäger sein.

Die "Bild"-Zeitung berichtet, der Bruder des bayerischen Vize-Ministerpräsidenten sei geschieden und Vater einer erwachsenen Tochter. Damit ist er seinem kleineren Bruder um einiges voraus, denn die Kinder von Hubert Aiwanger sind 2012 und 2016 geboren und damit beide schulpflichtig.

Mutter der Kinder ist seine Freie-Wähler-Parteikollegin Tanja Schweiger. Sie ist mit Hubert Aiwanger seit 2008 liiert, offiziell bekannt gab das Paar die Verbindung erst vier Jahre später. Die politisch-private Verquickung sei dafür mitverantwortlich gewesen, wie der Politiker der Münchner "Abendzeitung" im Jahr 2020 in einem Interview gesagt hat: "Das hat sich einfach so ergeben – politisch und privat. Ich wollte es anfangs auch nicht groß an die Glocke hängen, weil wir auch in derselben Fraktion waren."

Noch immer ist Aiwangers Lebensgefährtin politisch aktiv, arbeitet als Landrätin in Regensburg. Verheiratet ist das Paar bis heute nicht: "Ich nehme die Dinge pragmatisch. Mit dem Heiraten kann das jeder halten, wie er will. Ich will mir auch keine gesellschaftlichen Erwartungshaltungen aufzwingen lassen", so Hubert Aiwanger.