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"9 Tage wach": Jannik Schümann über die Herausforderungen


"9 Tage wach"
"Der Regisseur brüllte mich an, ich sei ein Versager und Loser"

Von Sophie Loelke

11.03.2020Lesedauer: 3 Min.
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Jannik Schümann als Eric Stehfest: Für die Rolle nahm er ab, ihm wurden Narben geschminkt – und am Ende erkannte er sich fast selbst nicht wieder.Vergrößern des Bildes
Jannik Schümann als Eric Stehfest: Für die Rolle nahm er ab, ihm wurden Narben geschminkt – und am Ende erkannte er sich fast selbst nicht wieder. (Quelle: Stephanie Kulbach/ProSieben/dpa/dpa-bilder)

Die Verfilmung der Eric-Stehfest-Biografie "9 Tage wach" war für ihn nervenaufreibend. Jannik Schümann berichtet nun von den Herausforderungen, die die Rolle als Drogenabhängiger mit sich brachte.

Den Biografen treffen und ihn anschließend authentisch spielen in einem Film über Drogensucht, persönliche Abgründe und die Suche nach sich selbst? Autor Eric Stehfest und sein Filmdarsteller Jannik Schümann haben genau das mit der Verfilmung der Bestseller-Biografie "9 Tage wach" erlebt. t-online.de hat mit ihnen über diese Erfahrung und ihre Herausforderungen gesprochen.

"Schizophrene Situation" – Schauspieler trifft auf Biografen

Jannik Schümann spielte bereits in zahlreichen deutschen Filmen und Serien die Hauptrolle. Doch dieser Streifen verlangte dem Schauspieler ganz neue Fähigkeiten ab. "Der Dreh war sehr emotional und hallt sicherlich noch lange bei mir nach", ließ er Revue passieren. Eine tiefgreifende Vorbereitung sei daher unumgänglich. Jemanden zu spielen, der noch am Leben sei, dem man Fragen stellen könne, sei die beste Vorbereitung für einen Schauspieler: "Es war irgendwie schizophren, Eric gegenüber zu sitzen. Wir sind fast im gleichen Alter und ich werde zu ihm."

Eric Stehfest ist ebenfalls Schauspieler und hätte die Rolle selbst gern gespielt. Aber er sollte nicht gleichzeitig Autor und Darsteller sein. "Inzwischen bin ich dankbar, nicht mitgespielt zu haben", urteilte er. Eine bessere Besetzung als Jannik hätte es nicht geben können, so Stehfest. "Jannik ist schmerzbereit und geht in die Tiefe. Er arbeitet sich ab und verkörpert nicht nur die Rolle, sondern zeigt auch sein inneres Gesicht." Schümann habe sich einer wahnsinnig zerstörerischen Welt gestellt. Da er aber selbst nie Drogen konsumiert habe, gebe er dadurch dem Film etwas Gesundes und Heilendes, so Stehfest.

Extreme Methoden des Regisseurs

Schümann selbst sah in der Rolle mehrere große Herausforderungen. Er musste erst nachdenken, ob er der Rolle zusagen sollte: "Ich habe ernsthaft an meinen schauspielerischen Fähigkeiten gezweifelt. Jetzt danke ich allen für ihr Vertrauen in mich."

Eine der härtesten Szenen für Schümann fand direkt am ersten Drehtag um 8 Uhr morgens statt: In der Szene spielte er Stehfest auf einem absoluten Drogen-High. Er musste seine Freundin Anja von der Stripteasebühne zerren, sie anbrüllen und komplett durchdrehen. "Ich kannte das Team noch nicht, hatte noch nicht zu hundert Prozent ein Gefühl für die Rolle. Es ist zuerst unangenehm, sich so vor fremden Menschen zu öffnen."

Damit Schümann emotional aus sich herauskommen konnte, griff Regisseur Harper zu einer drastischen, aber hilfreichen Methode: "Wir standen Nase an Nase. Dann brüllte er mich an. Ich sei ein Versager, Loser und nichts wert. Danach fühlte ich Wut und Verzweiflung. Und er sagte: 'Bitte, die Kamera läuft.'"

Auch hatte er Angst, dass Crystal-Meth-User ihm die Rolle nicht abkaufen: "Ich habe mir Dokus von Menschen auf Crystal angeschaut und wir hatten eine Schnupfprobe." Es sei eine absurde Situation, morgens in Neukölln in einer Bar zu stehen und nach dem ersten Kaffee eine Line Puderzucker durch die Nase zu ziehen. "Es ist einer der kuriosesten, aber auch besten Berufe, die es gibt", schwärmte Schümann gegenüber t-online.de

"Von den Schulkindern bis zur Oma"

Fast zehn Jahre lang bestimmte die Droge Crystal Meth Stehfests Leben. Der Ex-GZSZ-Star erlebte Tiefpunkte und Abstürze, war am Ende neun Tage am Stück wach, dem Wahnsinn nah. Dennoch hat er sich retten können. Der Regisseur Damian J. Harper übernahm die Führung und entwickelte aus der Biografie einen Film, der eine große Masse erreichen und mit einfacher Sprache und Bildern für jeden verständlich sein sollte.

"Von den Schulkindern bis zur Oma der Schulkinder soll jeder diesen Film verstehen können", sagte Stehfest. Es sei das Ziel, Menschen zum Nachdenken zu bringen und Betroffenen zu helfen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Das habe der Film über sein Leben geschafft.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Jannik Schümann
  • Persönliches Gespräch mit Eric Stehfest
  • Film "9 Tage wach"
  • Biografie "9 Tage wach"
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