Modelegende und Ex-"Vogue"-Autor André Leon Talley ist tot
Trauer um eine Modeikone. André Leon Talley ist mit 73 Jahren verstorben. Er war Kreativdirektor des Fashionmagazins "Vogue" und lange Zeit ein enger Mitarbeiter von Anna Wintour.
André Leon Talley ist tot. Der ehemalige "Vogue"-Kreativdirektor wurde 73 Jahre alt. Wie das US-Promiportal "TMZ" berichtet, starb er in einem Krankenhaus in White Plains im US-Bundesstaat New York. Weshalb er dort behandelt wurde, sei nicht bekannt, genauso wenig wie die Todesursache.
Schon in den Jahren vor seinem Tod war Talley gesundheitlich angeschlagen, zurĂŒckgezogen lebte er in seinem Haus nördlich von New York, in der Ăffentlichkeit zeigte er sich nur noch selten. Zuletzt war er 2017 vor die Kameras getreten.
Er kannte alle GröĂen der Modebranche
AndrĂ© Leon Talley saĂ bei Modenschauen rund um die Welt lange in der ersten Reihe. Karl Lagerfeld und Anna Wintour gehörten zu seinen Vertrauten. Im Sommer 2020 erschien sein Buch "The Chiffon Tranches", in dem er auf sein Leben zurĂŒckblickt. Darin beschrieb er, dass er durch zwei Frauen zu dem Mann wurde, der er war: Seine GroĂmutter, die ihn groĂzog und ihm ein GespĂŒr fĂŒr Mode vermittelte. Und Diana Vreeland, die frĂŒhere "Vogue"-Chefredakteurin, die Talley Einblicke in die Branche ermöglichte, ihn ĂŒberall anpries und seine Karriere ins Rollen brachte.
Als beide 1989 kurz nacheinander sterben, stĂŒrzte Talley in eine Depression. Mit schrillen Accessoires, bunten bodenlangen Kaftanen und einem königlich schreitendem Gang gab sich der Modeexperte nach auĂen hin aber meist stark und unantastbar.
Talley kannte so gut wie alle, die in den vergangenen Jahrzehnten in der Modebranche eine Rolle gespielt haben: von Andy Warhol, Ralph Lauren und Oscar de la Renta ĂŒber Bianca Jagger, Michelle Obama und Diana Ross bis hin zu Naomi Campbell, Manolo Blahnik, John Galliano, Gloria von Thurn und Taxis und RenĂ©e Zellweger.
"Ich werde deine lauten Schreie vermissen"
In den sozialen Medien trauern nun die Stars. Designerin Diane von FĂŒrstenberg schrieb auf Instagram: "Auf Wiedersehen, Darling AndrĂ©. Niemand hat die Welt glamouröser gesehen als du, niemand war groĂartiger und gefĂŒhlvoller als du. Die Welt wird nun weniger fröhlich sein. Ich habe dich geliebt und 45 Jahre lang mit dir gelacht. Ich werde deine lauten Schreie und treue Freundschaft vermissen."
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Talley war ein enger Vertrauter von Lagerfeld und Wintour. In seinem Buch berichtete er aber vom Auseinanderleben mit jenen Modepersönlichkeiten. "40 Jahre lang war Karl wie ein Bruder fĂŒr mich", schrieb Talley. "Aber Karl hatte eine Tendenz dazu, Menschen, die er liebte, aus seinem Leben zu verbannen." Das passierte Talley ebenfalls.
Freundschaft zu Wintour war zerbrochen
Auch die Beziehung zu seiner einstigen Chefin Anna Wintour schien zerbrochen. "Einfache menschliche LiebenswĂŒrdigkeit. Nein, dazu ist sie nicht fĂ€hig", so Talley. Er habe alles fĂŒr sie getan, habe sie bei Familienangelegenheiten und Anproben unterstĂŒtzt, aber dann habe sie ihn wegen seiner Gewichtszunahme kritisiert, ihn nicht mehr im Auftrag der "Vogue" beschĂ€ftigt und sich nicht mehr bei ihm gemeldet. Von 1987 bis 1995 war er bei dem Modemagazin quasi die rechte Hand von Wintour gewesen.
Er verlieĂ das Magazin und zog nach Paris. Von 1998 bis 2013 arbeitete er erneut in einer fĂŒhrenden Rolle fĂŒr "Vogue". Im Laufe seiner Karriere schrieb Talley auch fĂŒr "W-Magazine", "Women's Wear Daily", "The New York Times" oder etwa "Interview".
"Sex war nie auf meinem Radar"
Talley hatte sich aus armen VerhÀltnissen als einer der ersten Schwarzen in der Branche nach oben gearbeitet und gilt als Wegbereiter. Er holte laut "TMZ" mit einem Vorstoà vermehrt People of Colour, insbesondere Schwarze Models, auf die Laufstege. Immer wieder traf er aber auf Widerstand und Rassismus.
In seiner Autobiografie berichtete Talley: "Liebe hat es in meinem Leben auf keine Art und Weise gegeben. Sex war nie auf meinem Radar, sondern nur Erfolg und wenn ich traurig war, habe ich gegessen." Er sei inzwischen eine "riesige Galeone, die langsam in den Hafen einsegelt, angeschlagen von so vielen KÀmpfen", beschrieb er sich selbst. "Meine Vergangenheit gibt mir StÀrke", betonte er.