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"Drei Haselnüsse für Aschenbrödel": Was steckt hinter dem Phänomen?


Seit 40 Jahren ein Hit
Was steckt hinter dem Phänomen Aschenbrödel?

Nina Bogert-Duin

Aktualisiert am 02.12.2015Lesedauer: 3 Min.
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Seit über 40 Jahren flimmert der Defa-Film "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (1973) immer in der Vorweihnachtszeit über die Fernsehbildschirme und fasziniert seit jeher große wie kleine Zuschauer. Auch völlig ohne Special Effects hat der tschechische Märchenklassiker bis heute nichts von seinem Zauber verloren. Warum ist das so?

Für Medienwissenschaftlerin Dr. Maya Götz, die als Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für Jugend- und Bildungsfernsehen beim Bayerischen Rundfunk arbeitet, liegt ein großer Reiz des Filmes in der Inszenierung und Auswahl seiner Darsteller.

Besonders der bis dato völlig neue Typ des Aschenbrödel begeistert das Publikum. Libuše Šafránková verkörpert das beinahe burschikose Mädchen ganz anders, als es in dem Aschenputtel-Märchen der Gebrüder Grimm beschrieben wird. Zwar lebt auch das Film-Aschenbrödel mit seiner Stiefmutter und deren Tochter Dora auf dem Gut ihres verstorbenen Vaters und muss dort als Dienstmagd niedere und schmutzige Arbeiten verrichten.

Ein vielfältiges Aschenbrödel

Doch nach der ersten Begegnung mit dem ungestümen, eigenwilligen Prinzen (Pavel Trávnícek) benimmt es sich nicht sittsam und still, sondern wird aktiv. Die junge Frau ergreift die Initiative, den Prinzen wiederzusehen, und sie ist diejenige, die ihm drei Fragen stellt und dabei deutlich macht, dass er sie als Frau nur verdient, wenn er diese Fragen beantwortet.

Der Film braucht kein sanftes Prinzesschen, sondern trumpft mit einer selbstbewussten, klugen, schlagfertigen Frau auf. "Sie ist ein sehr vielfältiges Aschenbrödel", so Maya Götz. "Sie kann einerseits schön sein und bei einem Ball im Schloss auftreten. Andererseits kann sie schießen, auf Bäume klettern, sich im Wald verstecken und reiten. Sie ist dem Prinzen überlegen."

"Lauter Nasen, die man heute nicht mehr sehen würde"

Die übrigen Schauspieler seien laut Götz erfrischend normale Menschen. "Schauen Sie sich einmal die Ballszene an - solche Leute würden heute nie mehr in einem Film spielen dürfen. Die haben alle krumme Nasen und sind nicht unbedingt schön. Aber sie sind authentisch." Der Zuschauer könne sich mit diesen Allerweltsgesichtern besser identifizieren, als mit den strahlend schönen Darstellern heutiger Produktionen.

Natur und Tiere

Einen weiteren Pluspunkt für "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" sieht Maya Götz im Zusammenspiel von Natur, Mensch und Tieren. "Das Gemeinsame in der Natur spielt eine Rolle", so Götz. In einer kürzlich durchgeführten Rezeptionsstudie hätten Kinder in dem Film vor allem die Tiere attraktiv gefunden: Eule Rosalie, die zwar grimmig guckt, aber Probleme löst, die Tauben und den Schimmel Nikolaus.

Der Zauber der Winterlandschaft

Auch die zauberhafte Winterlandschaft ist ein weiterer Faktor für den nicht nachlassenden Erfolg des Streifens. Weißer Schnee, makellos und in Hülle und Fülle vorhanden. Jeder möchte in der Weihnachtszeit durch so eine Schneekulisse toben.

Gedreht wurde 1973 übrigens an verschiedenen Schauplätzen in der Tschechoslowakei und der DDR, im Studio Babelsberg und im Schloss Moritzburg bei Dresden. Sonderausstellungen an den Drehorten ziehen alljährlich unzählige Touristen an und beweisen, dass der Mythos Aschenbrödel ungebrochen ist.

Der Soundtrack als Krone des Märchens

Die Filmmusik von Karel Svoboda setzt dem Zauber der Geschichte die Märchenkrone auf. Eingespielt wurde sie vom Prager Symphonieorchester. Der Soundtrack der deutschen Version ist durchweg instrumental, während im tschechische Original Karel Gott einige Lieder singen durfte. "Diese gezielt eingespielte Musik bindet den Zuschauer emotional", meint Maya Götz. Schon beim Anstimmen der markanten Melodie ist der komplette Film parat.

Wichtiges Familienritual

Ganz wichtig ist das alljährliche Ritual. Während draußen eher matschiges Herbstwetter herrscht, sitzen in der heimeligen Wohnung Großeltern, Eltern und Kinder gleichermaßen begeistert vor dem Fernsehgerät. Mit der Zeit ist das Schauen von "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" bei vielen Familien zu einer festen, vorweihnachtlichen Tradition geworden. Genau wie das gemeinsame Basteln, Backen und Erzählen. Man nimmt sich Zeit füreinander. Erinnerungen werden ausgetauscht - ein vorweg genommener Heiligabend.

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