Dokudrama "Die Liebe des Hans Albers" im Ersten

Hamburg (dpa) - 29. Juni 1960, Hamburg: Tausende Menschen sind auf den Ohlsdorfer Friedhof gekommen, um von ihrem Idol Hans Albers Abschied zu nehmen. "Hans geht auf seine letzte Reise und alle sind sie gekommen", erzΓ€hlt eine Frauenstimme aus dem Off.
"Ein Andrang, als wΓ€re ein KΓΆnig gestorben. Aber das war er ja auch." Die Stimme gehΓΆrt Hansi Burg, seiner groΓen Liebe. Eine JΓΌdin, die er fΓΌr seine Karriere unter den Nationalsozialisten verraten hat. Hans Albers sei ein SΓΌchtiger gewesen und seine eigene Droge, erzΓ€hlt sie. Und auch sie sei sΓΌchtig, "sΓΌchtig nach ihm" - auch wenn sie dafΓΌr einen hohen Preis zahlen musste.
Wer war diese Frau, die den groΓen Ufa-Star so sehr liebte, dass sie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges trotzdem zu ihm zurΓΌckkehrte? Eine Antwort auf diese Frage will das NDR-Dokudrama "Die Liebe des Hans Albers" geben, das am Mittwoch um 21.45 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird. Der Film erzΓ€hlt - ergΓ€nzt von Originalaufnahmen und Ausschnitten aus Albers' Spielfilmen - von der groΓen Liebe zweier Menschen, die ohne den anderen nicht leben konnten - auch wenn sie unter dieser Liebe definitiv mehr leiden musste als er.
Im FrΓΌhjahr 1946 steht Hansi Burg (Picco von Groote) plΓΆtzlich vor der TΓΌr von Hans Albers (Ken Duken) am Starnberger See. Acht Jahre lebte sie im Exil, ist mittlerweile Rundfunkreporterin fΓΌr die britische Armee. Als erstes wirft sie die Frau hinaus, die mit ihm in der Villa lebt. Dann stellt sie ihrem Geliebten unangenehme Fragen: Warum hast du so wenig geholfen? Warum hast du deine jΓΌdischen Freunde nicht gerettet? Warum nicht meine Eltern? "Du warst ein Star! Du hattest ganz andere MΓΆglichkeiten", wirft sie ihm vor.
In RΓΌckblenden erzΓ€hlt das eindringliche Dokudrama (Regie: Carsten Gutschmidt) die beispiellose Karriere des "blonden Hans": Aufgewachsen als Sohn eines Schlachtermeisters in Hamburg-St. Georg, wollte Albers schon frΓΌh zum Theater - doch seine Eltern waren dagegen. Heimlich nahm er Schauspielunterricht, zog spΓ€ter nach Berlin, um sein GlΓΌck zu suchen. Dort trifft er auch seine Jugendfreundin Hansi Burg wieder. Die beiden sind die perfekte Symbiose: Er der Schauspieler mit dem "unwiderstehlichen Charme", mit einer SchwΓ€che fΓΌr Frauen, Alkohol und GlΓΌcksspiel. Sie die Disziplinierte, die ihn managte und geschickt seine Rollen auswΓ€hlte.
Nach seinem groΓen Theater-Erfolg mit "Liliom" von Franz Molnar und mehr als 100 Stummfilmrollen spielt Albers 1929 im ersten deutschen Tonfilm "Die Nacht gehΓΆrt uns" und kurz darauf an der Seite von Marlene Dietrich in "Der blaue Engel". Es folgen Filme wie "Bomben auf Monte Carlo" (1931) und "F.P.1 antwortet nicht" (1932) mit dem berΓΌhmten Fliegerlied "Flieger, grΓΌΓ' mir die Sonne".
Als die Nationalsozialisten an die Macht kommen, redet er sich mit SΓ€tzen wie "Politik interessiert mich einfach nicht" und "der ganze braune Spuk konnte mir gestohlen bleiben" heraus. TatsΓ€chlich verachtete Albers die Nazis, zeigte sich nie an der Seite hochrangiger NS-FunktionΓ€re - die in ihm den blonden Vorzeige-Arier sahen. Trotzdem drehte er einen Propagandafilm nach dem anderen - und blendete die verheerenden Folgen des Regimes einfach aus.
Als die Nazis von ihm verlangen, sich von seiner jΓΌdischen Freundin zu trennen, trennt er sich offiziell von Hansi Burg, trifft sich jedoch heimlich weiter mit ihr. SpΓ€ter arrangiert er eine Ehe mit einem Norweger, damit sie Deutschland verlassen kann. Auf die Idee, mitzukommen, kam er nicht - dafΓΌr konnte er vom Ruhm nicht lassen. "Ich bin kein politischer Mensch. Ich spiele Helden. Aber ich bin keiner. Ich will den Leuten gefallen", stellt er am Ende fest.