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Verliebter Richter soll TikTok-Videos löschen


Mit Frau auf TikTok
Richter bekommt Rüffel für Liebes-Videos

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

17.02.2021Lesedauer: 3 Min.
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TikTok-Paar: Justyna Spiess und ihr Mann Christoph: Erst geben sie sich einen Klaps auf den Po, dann Küsschen. Solche Videos sollte ein Richter von sich nicht verbreiten, meinte der Obergerichtspräsident.Vergrößern des Bildes
TikTok-Paar: Justyna Spiess und ihr Mann Christoph: Erst geben sie sich einen Klaps auf den Po, dann Küsschen. Solche Videos sollte ein Richter von sich nicht verbreiten, meinte der Obergerichtspräsident. (Quelle: Screenshot TikTok/justyna250679)

Ein Schweizer Richter liebt seine Frau offenbar sehr: Stets frische Rosen seit neun Jahren. Er spielt auch in ihren TikTok-Videos mit. Das war seinem Chef zu viel.

Darf ein Richter im Privatleben in den Gute-Laune-Videos seiner Frau mitspielen, in denen sie sich gegenseitig zum Takt von Musik Klapse auf den Po geben, sie mit der Teigrolle hinter ihm steht oder er auf dem Sofa ein Nickerchen macht? Das Obergericht in Zürich gab Richter Christoph Spiess (61) den Rat: Die Videos sollen verschwinden.

Christoph Spiess und seine Frau Justyna (41) sind seit mehr als neun Jahren ein Paar. Und die Frau ist begeisterte Nutzerin von TikTok, wo vorzugsweise Songs mit eigenen Videos neu interpretiert werden. Mehr als 250 Videos hat sie hochgeladen, Szenen ihres Hundes, sie beim Kochen, sie bei der Arbeit – und ein paar über ihren oder mit ihrem Mann. "Ich habe jeden Tag Valentinstag", schreibt sie glücklich. In den Videos präsentiert sich ein Paar, das liebevoll-witzig miteinander umgeht. Ihr Mann taucht privat auf, es gibt dort keine Hinweise darauf, dass er beruflich Oberrichter ist.

Einen Zusammenschnitt der Videos sehen Sie oben oder direkt hier.

Ihm machten die Videos Spaß, sagt der Strafrichter. "Aber wenn ich vorhergesehen hätte, dass so ein Aufsehen darum entsteht, dann hätte ich es vielleicht gelassen", so Spiess zu t-online. "Aber ich finde sie problemlos, das Aufsehen darum hat mich überrascht."

Wenn jemand ein Problem damit habe, sei das dessen Sache. Es sei "absurd", dass er die Videos entfernen solle, "und es hat sich ja jetzt ohnehin erübrigt, sie sind ja im Netz unterwegs." Genau diesen Wunsch hatte aber offenbar Obergerichtspräsident Martin Langmeier geäußert und den TikTok-Richter dazu in sein Büro gebeten.

Lukas Huber, Generalsekretär-Stellvertreter des Obergerichts, in Deutschland vergleichbar mit einem Landgericht, bestätigte das Gespräch. Ausrichten konnte der Präsident aber nichts: Spiess sei darauf hingewiesen worden, "aber er ist selbst verantwortlich, es gibt keine Handhabe". Das Gericht sei auch "ganz sicher nicht damit an die Öffentlichkeit gegangen".

Der Richter war offenbar intern angeschwärzt worden, nachdem der Account von Justyna Spiess mehrfach mit Videos in einer größeren Öffentlichkeit gelandet war: Ein paar Tage vor dem Gespräch ihres Mannes hatte sie gefilmt, wie ein Mann nur zuschaute, als seine Frau das Autos aus dem Schnee freischaufelt.

Auf die Medienberichte über den TikTok-Ärger für ihren Mann antwortete Justyna subtil – und ganz TikTok-typisch: Sie filmte sich zum Musiktitel "Deine Schuld" von "Ayliva": Der Song beginnt mit einem wutentbrannt schreienden Mann: "Was machst Du da für eine Scheiße? Nimm Deine ganzen Videos raus!" Sie hat ihre Videos nicht rausgenommen.

Dafür tanzt sie im neuen Streifen zum Song "I feel good". "Er ist super, mit Herz und Verstand", schrieb jemand über ihren Mann. "Dazu hat er noch eine tolle, faszinierende Frau. Du bist eine Antidepressivtablette." Justyna Spiess zu t-online: "Ich habe so viele tolle Reaktionen bekommen, das ist wunderbar."

Dann wird diese Nachricht die Unterstützer ein wenig traurig machen: Sie muss zunächst mal ohne ihren Christoph drehen. Er sagt: "Man sollte nicht unnötig Wirbel verursachen, ich werde einstweilen nicht mehr mitwirken."

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