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Kölns neues Ratsbündnis: "Klüngel statt Koalition"


Autor und Soziologe Überall
Klüngel statt Koalition im Kölner Rat

MeinungFrank Überall

08.03.2021Lesedauer: 2 Min.
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Das Alte Rathaus in Köln (Archivbild): Grüne, CDU und Volt haben am Samstag für ein gemeinsames Bündnis gestimmt.Vergrößern des Bildes
Das Alte Rathaus in Köln (Archivbild): Grüne, CDU und Volt haben am Samstag für ein gemeinsames Bündnis gestimmt. (Quelle: Joko/imago-images-bilder)

Die Kölner Parteien haben am Wochenende dem neuen Ratsbündnis zugestimmt. Es sind drei ungleiche Partner

Im Kölner Rathaus bestimmt nun für viereinhalb Jahre ein Bündnis aus Grünen, CDU und Volt die politischen Geschicke. Die Mitglieder haben bei Parteitagen für die Kooperation gestimmt – manche nach langen Diskussionen und mit erheblichen Bauchschmerzen. In der Zusammenarbeit der ungleichen Partner steckt aber eine große Chance: Mit positivem Klüngel können althergebrachte Grabenkämpfe überwunden werden.

Der Begriff der Koalition wird von den drei Parteien bewusst vermieden. Und das ist auch gut so. Die Gemeindeordnung in NRW sieht das Gegeneinander von Regierung und Opposition bewusst nicht vor, auch wenn das praktisch in der Vergangenheit Alltag war. In der "Selbstverwaltung" der Städte und Gemeinden sollen Politikerinnen und Politiker nach dem besten Weg suchen. Genau diese Chance gibt es jetzt.

Es wird kein starres Bündnis sein, das künftig in Köln das Sagen hat. Gerade die Spitzen von Grünen und Volt haben ihren Mitgliedern versprochen, in Einzelfällen auch Mehrheiten ohne die CDU zu suchen. Das zwingt zum Klüngel im positiven Sinn.

Es ist nachvollziehbar, dass beim Begriff Klüngel viele erst einmal zusammenzucken. Außerhalb von Köln wird das Wort eher mit Korruption gleichgesetzt. Tatsächlich geht es bei dieser Kölschen Grundhaltung aber darum, miteinander ins Gespräch zu kommen, Verständnis füreinander zu entwickeln und nach Gemeinsamkeiten zu suchen. Das hat zunächst keine festgefügten Beziehungen zur Folge, sondern durchaus wechselnde Kooperationen. Ein solches "eingeübtes" Verhalten reicht von der "Drink doch ene mit"-Mentalität, bei der man in der Kneipe voraussetzungslos zum Kölsch eingeladen wird, bis zur selbstlosen Nachbarschaftshilfe.

Davon kann die durch Krisen, Skandale und Koalitionsgehabe gebeutelte Kölner Stadtpolitik einiges lernen: Klüngelt, was das Zeug hält! Sprecht miteinander und ringt ernsthaft um die besten Positionen! Im Gegensatz zur Korruption scheut solcher Klüngel die Öffentlichkeit nicht: Lobbyrunden in Hinterzimmern, geheime Absprachen und zwanghafte Polit-Ehen müssen der Vergangenheit angehören. Es geht jetzt darum, offenherzig "klüngelnd" den positiven Geist politischer Diversität zu leben und jenseits ideologischer Scheuklappen das Beste für Köln herauszuholen. Inhaltlicher Streit gehört dazu, aber immer mit Respekt. Dass bei den Parteitagen Hunderte Mitglieder intensiv über die Kooperation mitdiskutiert haben, stimmt da optimistisch. Und mit der parteilosen Oberbürgermeisterin Henriette Reker dürfte das Klüngel-Bündnis eine konstruktiv streitbare Partnerin haben. So wird Kölner Stadtpolitik jenseits peinlicher Skandale endlich spannend.

Der Autor: Prof. Dr. Frank Überall ist freier Journalist in Köln und Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands. Er hat als politischer Soziologe über den "Klüngel in der politischen Kultur Kölns" promoviert und lehrt als Professor an der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln-Zollstock.

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