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130 km/h auf der Autobahn? "Argumente der Tempolimit-Gegner sind Quatsch!"


130 km/h
"Die Argumente der Tempolimit-Gegner sind Quatsch!"

  • Florian Schmidt
Pro & KontraVon Markus Abrahamczyk, Florian Schmidt

Aktualisiert am 24.01.2020Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

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Tempolimit: Wie die Debatte in Deutschland verläuft und wie es auf ausländischen Autobahnen aussieht. (Quelle: t-online)

Die Debatte um ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen geht in die nächste Runde. Was für und gegen Tempo 130 spricht, erörtern t-online.de-Redakteure im Pro und Kontra.

Kommt jetzt wieder Fahrt in die Diskussion ums Tempolimit? Der mächtige ADAC – jahrzehntelanger Gegner einer Begrenzung – hat überraschend seine Haltung geändert. Der Grund: Die mehr als 21 Millionen Mitglieder sind nicht mehr eindeutig gegen eine grundsätzliche Geschwindigkeitsbeschränkung.

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Folglich sei der ADAC "nicht mehr grundsätzlich" gegen ein Tempolimit, heißt es von ADAC-Vizepräsident Gerhard Hillebrand. Befürworter und Gegner eines generellen Tempolimits werden nun wieder einiges zu diskutieren haben: Tempo 130 auf deutschen Autobahnen – ja oder nein?

Pro
Markus AbrahamczykRedakteur vom Dienst Ratgeber/Aktuelles

Tempo 130 muss kommen

Verbieten oder Verteuern – das sind die beiden üblichen Reflexe, wenn in Deutschland irgendein Problem gelöst werden muss. Wie plump, wie einfallslos. Und häufig auch wirkungslos. Trotzdem sage ich: Das Rasen auf deutschen Autobahnen muss ein Ende haben. Und es ist mir ein Rätsel, warum darüber immer noch diskutiert wird. Denn alle Argumente sprechen für ein Verbot. Sie lassen sich auch von dessen Gegnern, selbst von meinem geschätzten Kollegen Florian Schmidt, einfach nicht widerlegen.

Tempo 130 rettet Leben und schont die Umwelt. Es spart Geld. Richtig viel Geld. Schon alleine, weil deutlich weniger Unfall- und Folgekosten entstehen. Auch Sie selbst würden jede Menge sparen. Denn ab 130 km/h steigt der Spritverbrauch ins Absurde. Schon bei Tempo 160 verbrauchen Sie fast 40 Prozent mehr. Und wenn Sie glauben, der Zeitgewinn würde das Minus ausgleichen – vergessen Sie es. Denn es ist genau umgekehrt: Wir alle kommen schneller ans Ziel, wenn Einzelne weniger rasen. Der Verkehr fließt harmonischer, dadurch kommt es zu weniger Staus. Außerdem passen mehr Autos auf die Straße.

Wie machen es eigentlich die anderen? Neben Deutschland gibt es weltweit nur zehn Länder ohne Tempolimit. Nordkorea etwa. Oder Nepal, hoch oben im Himalaya. Warum es dort keine Tempogrenzen gibt, dürfte jedem selbst klar sein. Ansonsten hält sich die ganze Welt an Limits – und niemand regt sich darüber auf.

Ich wette: So würde es auch bei uns kommen. Denken Sie mal ans Flaschenpfand. Was für ein Lärm war das damals bei der Einführung! Und heute stehen wir alle in Seelenruhe am Pfandautomaten. Nun denkt auf einmal selbst der ADAC neu. Das ist gut. Unser Bundestag wiederum hat ein Tempolimit vor Kurzem mit großer Mehrheit abgeschmettert. Das ist schlecht. Aus Angst vor dem Wähler, hieß es damals in vielen Kommentaren. Aber da irren sich die Politiker. Denn eine Mehrheit der Deutschen will das Tempolimit. Zwei Drittel von ihnen fahren ohnehin nicht schneller als 130 km/h, sagt die Statistik.

Und die persönliche Freiheit? Sie werde durch ein Tempolimit wieder ein Stück mehr eingeschränkt, sagen die Limit-Gegner. Was für ein Quatsch. Schließlich ist es auch verboten, Giftmüll im Badesee zu versenken. Fühlen Sie sich von diesem Verbot in Ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt? Wohl kaum. Ich will deshalb – auch unsere Abgeordneten im Bundestag – auf eine viel beachtete Studie hinweisen, die sagt, "dass bei 130 km/h ein Nutzen für die Allgemeinheit entsteht." Ein Tempolimit ist also für uns alle gut. Und das wird Ihnen jeder seriöse Experte bestätigen. Deshalb hoffe ich, dass es nun endlich kommt. Und zwar ganz schnell!

Kontra
Florian SchmidtFlorian SchmidtWirtschaftschef, Ressortleiter Report & Recherche

Nicht noch mehr Verbote

Eine Bauvorschrift hier, eine Fahrverordnung für Diesel dort: Immer häufiger greift der deutsche Staat in die individuelle Freiheit seiner Bürger ein. Der Verbotskatalog in Deutschland wird dicker – und könnte durch ein generelles Tempolimit auf Autobahnen künftig ein weiteres Kapitel bekommen.

Richtig ist, dass eine liberale Gesellschaft ohne Regeln nicht funktioniert. Um das maximal mögliche Gemeinwohl zu erreichen, ist es nicht nur legitim, sondern auch geboten, dass der Staat die Freiheit des Einzelnen bisweilen einschränkt. Auch mit knallharten Verboten.

Richtig ist aber auch, dass es bei jedem neuen Verbot vorab eine umfassende Abwägung über den Sinn braucht, eine so genannte Kosten-Nutzen-Analyse. Ist der Nutzen größer als die Kosten, spricht viel für die Einführung des Verbots. Sonst nicht.

Das Problem im Falle des Tempolimits: Es ist hoch umstritten, ob und wenn ja wie viel es bringt. Ob ein Tempolimit etwa die Zahl der Verkehrstoten verringert, lässt sich nicht eindeutig sagen. Denn tatsächlich zählen Deutschlands Autobahnen schon jetzt zu den sichersten der Welt. Pro einer Milliarde Fahrzeugkilometer starben nach Angaben des ADAC zuletzt durchschnittlich 1,7 Menschen auf unseren Autobahnen. In Ländern mit allgemeiner Geschwindigkeitsbegrenzung, wie etwa Italien (Tempolimit: 130 km/h) oder Belgien (Tempolimit: 120 km/h), ist der Wert höher.

Unklar ist auch, wie groß der Effekt eines Tempolimits für das Klima wäre. Unstrittig ist zwar, dass der CO2-Austoß von Autos bei niedrigerem Tempo geringer ist. Wie viel CO2 sich durch ein generelles Tempolimit einsparen ließe, können Experten aber nur schätzen – zum Teil auf Grundlage veralteter Daten, die aus den 90er-Jahren stammen. Eine eindeutige Faktenlage fehlt.

Der Nutzen eines Tempolimits lässt sich folglich nicht exakt fassen. Die Kosten hingegen schon, wenngleich auch nur abstrakt: Mit dem Tempolimit würde der Staat stärker als mit manch anderer Verordnung in den Alltag der Menschen eingreifen. Paternalistisch würde er die Bürger mit einem Schnell-Fahr-Verbot entmündigen, gibt er ihnen doch zu verstehen: Ich weiß besser als Du selbst, was gut für Dich ist.

Das alles wäre in Ordnung, gäbe es für das Verbot eine evidenzbasierte Begründung. Doch die gibt es – noch – nicht.

Diskutieren Sie mit: Sind Sie für oder gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen? Überzeugen Sie uns in unserer Leserdabatte über das Tempolimit von Ihrer Position.

So weit zu den Argumenten. Aber ob sich in dieser Frage noch einmal etwas tut, bleibt abzuwarten.

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Welche Meinung zum Thema haben Sie? Schreiben Sie eine E-Mail an Lesermeinung@stroeer.de

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