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Test: Honda Civic Type R: Der Fast-and-Furious-Renner


Test: Honda Civic Type R
Der wilde Fast-and-Furious-Renner

Max Friedhoff/SP-X

20.11.2017Lesedauer: 4 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Honda Civic Type R 2 auf der StraßeVergrößern des Bildes
Auf der Rennstrecke macht der Type R eine Top-Figur. (Quelle: Hersteller)

Mit einem Sportwagen langsam fahren? Selbst das macht beim Kompaktsportler Honda Civic Type R Riesenspaß. Und dann erst die ganzen Kurven, Kreisverkehre und Autobahnabfahrten... Ein Fahrbericht.

Normalerweise würde man einen Fahrzeugtest nicht gleich mit den Schwächen eines Autos beginnen.

Die inneren Werte zählen

Der größte Aufreger ist wohl das Design. "Billig-Tuning" sagen die einen, "Rennauto" die anderen. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Klar: Auf den ersten (zweiten, dritten, vierten) Blick ist der stärkste Civic schon eine etwas seltsame, weil extrem auffällige Erscheinung.

Allerdings werden die Japaner nicht müde zu betonen, dass sowohl der große Spoiler als auch die vielen Ecken, Kanten, Sicken und Falze einen wertvollen Nutzen haben: Der Type R sei schließlich der einzige Kompaktsportler, der echten Abtrieb produziert und nicht nur Auftrieb reduziert – wie die Konkurrenz von Seat (Leon Cupra), Hyundai (i30 N) oder bald auch wieder Renault (Mégane R.S.).

Das Infotainment-System lässt zu wünschen übrig

Der zweite Kritikpunkt am Type R ist das Infotainment-System, das mit altbackener Optik, fummeliger Bedienung und nervigen Sounds direkt aus der User-Interface-Hölle zu stammen scheint. Die größte Stärke des Displays in der Mittelkonsole? Man kann es mit einem Knopf am oberen Bildschirmrand schnell dunkel schalten. Als sehr praktisch wiederum erwies sich die Handyschale unterhalb des Bildschirms, wo sich Smartphones via induktivem Laden mit Strom versorgen lassen.

Extrem großer Fahrspaß

Doch lassen wir die beiden Minuspunkte hinter uns und widmen uns dem, was den Type R zu dem hervorragenden Auto macht, das er ist: Dem extrem großen Fahrspaßpotenzial. Schon der Vorgänger bot eine hervorragende Basis und die wichtigsten Tugenden des schnellen Japaners finden sich nun auch im aktuellen Modell wieder.

Herzstück des Civic ist ein Vierzylinder-Turbobenziner, der aus zwei Litern Hubraum 235 kW/320 PS und 400 Newtonmeter schöpft. Der Motor ist sehr druckvoll und ermöglicht selbst bei Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h noch beeindruckende Zwischensprints. Auch der Weg bis zur Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h geht zügig vonstatten und fühlt sich keinesfalls zäh an.

Dabei ist die Gasannahme in allen drei Fahrmodi ("Comfort" ist neu) sehr gut dosierbar und durch die Bank passend. Lediglich der Sound lässt etwas zu wünschen übrig. Hier würden wir uns das dunkle, bassige Grollen in niedrigen Drehzahlbereichen auch für höhertourige Bereiche wünschen. Schließlich trägt der Type R drei Auspuffrohre im Ferrari-F40-Look, da sollte am Heck nicht nur ein staubsaugerähnliches Rauschen zu hören sein.

Die Sechsgang-Box ist ein Handschmeichler

Gekoppelt ist das Vtec-Aggregat an die wohl beste Handschaltung, die es aktuell unterhalb eines Porsche GT3 zu kaufen gibt. Die Sechsgang-Box begeistert mit kurzen, knackigen Schaltwegen, irrer Präzision und einem Knauf, den man auch als Handschmeichler in der Jackentasche tragen könnte. Dazu gibt es eine fantastische Zwischengas-Funktion, welche die Drehzahl beim Runterschalten stets passend erhöht und so jede Kurvenfolge oder jedes Anfahren einer Ampel zum Vergnügen macht.

Entscheidend zum Fahrspaß trägt neben der Kombination aus Motor und Getriebe auch die Symbiose von Fahrwerk, Lenkung und Bremse bei. Dabei haben die Japaner die Lenkgeometrie des Civic so fein angepasst, dass sich selbst bei sehr sportlicher Gangart nahezu keine Antriebseinflüsse in der Lenkung spüren lassen – bei 235 kW/320 PS keine Selbstverständlichkeit. Die Aufhängung ist sowohl im Komfort- als auch im Sportmodus perfekt für die flotte Landstraßen-Hatz geeignet. Der extreme "R+"-Knopf sollte allerdings zum Wohle der Bandscheiben nur auf sehr frisch asphaltierten Strecken oder auf einem Rundkurs gedrückt werden.

Sehr komfortabel im Tempo von A nach B

Überraschend ist hierbei, wie bequem es sich mit dem Type R reisen lässt. Nur zur Erinnerung: Mit einer Rundenzeit von 7:43 Minuten stieß der Civic den deutlich extremeren VW Golf GTI Clubsport S vom Nordschleifen-Thron. Und trotzdem können im Honda vier Personen sehr komfortabel im hohen Autobahntempo von A nach B kommen. Dieser Spagat ist vielleicht sogar die größte Stärke des Type R.

Neben dem breiten Grinsen, das einem Kurven, Kreisverkehre und Autobahnabfahrten ins Gesicht zaubern, versteht sich. Dabei spielt übrigens auch das im Vergleich zur Konkurrenz von Ford (Focus RS) oder Hyundai niedrige Gewicht (1380 Kilogramm) eine nicht ganz unwichtige Rolle. Von der Diät profitieren letztendlich auch die Festsattel-Bremsen aus dem Hause Brembo, die mit festem Pedalgefühl und starker Verzögerung auch nach mehrmaliger harter Nutzung punkten.

Die inneren Werte sind schön anzusehen

Doch das Lob beschränkt sich nicht nur auf die rein mechanischen und im Falle der Lenkung elektrischen Komponenten. Auch der Innenraum des Type R sticht positiv hervor. Die knallroten Schalensitze mögen farblich nicht jedermanns Geschmack sein, sie sind aber – wie die Schaltung – absolut auf Sportwagen-Niveau. Gegenüber dem Vorgänger wurde der für die Sitzposition wichtige Hüftpunkt um fünf Zentimeter abgesenkt – perfekt. Die engen Schalen bieten jede Menge Seitenhalt und bringen die Verbindung zwischen Fahrer, Lenkrad, Pedalerie sowie dem bereits angesprochenen Schalthebel in harmonischen Fahrspaßeinklang.

Das Besondere an dem Ganzen? Mit dem Type R muss man nicht ständig nach dem Motto "mit einem Bein im Gefängnis" fahren. Der Honda macht selbst bei niedrigen Geschwindigkeiten Freude, weil einfach alles so toll zusammen passt. Eine Faszination, die nur ganz wenige Autos ausüben, die meist außerdem viel teurer sind als der Honda, für den mindestens 36.050 Euro fällig werden. Damit spielt der Type R vom Faszinations-Grad her in einer Liga mit dem hervorragenden Toyota GT86, dem erfrischend-oldschoolen BMW M2 oder dem genialen Porsche GT3.

Spritverbrauch: unrealistisch niedrig?

Ach ja, zu einem vollständigen Test gehören natürlich auch ein paar Worte zum Thema Spritverbrauch. Diesen gibt Honda mit 7,7 Liter auf 100 Kilometer an. Unrealistisch niedrig? Keineswegs. Schafft man es, nicht zu oft dem Fahrspaßpotenzial zu verfallen, ist ein Mittelwert von 8,5 Liter ohne Probleme zu meistern. An einem Wochenende mit Landstraßen-Ausfahrten werden es aber auch gerne mal 1,5 Liter mehr. Nur ist der Tank mit 45 Liter leider chronisch unterdimensioniert.

Übrigens: Auch die Optik kommt einem nach zwei Wochen mit dem Type R nicht mehr ganz so gruselig vor. Er wächst einem tatsächlich ans Herz, der wilde Fast-and-Furious-Renner.

Honda Civic Type R – Technische Daten:

Fünftüriger und fünfsitziger Kompaktwagen, Länge: 4,56 Meter, Breite: 1,88 Meter, Höhe: 1,43 Meter, Radstand: 2,70 Meter
Turbogeladener Reihenvierzylinder mit 2,0 Litern Hubraum, 235 kW/320 PS bei 6.500 U/min, maximales Drehmoment: 400 Nm bei 2.500 bis 4.500 U/min, manuelles Sechsgang-Getriebe, Vmax: 272 km/h, 0-100 km/h: 5,7s, Verbrauch (NEFZ): 7,7 Liter/100 Kilometer, Test-Verbrauch: 8,5 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 176 g/km, Grundpreis: ab 36.050 Euro.

Honda Civic Type R – Kurzcharakteristik

Warum?
hoher Fahrspaßfaktor, tolle Sitzposition, bester Kompaktsportler
Warum nicht? gewöhnungsbedürftige Optik, altbackenes Infotainment-System
Was sonst? Seat Leon Cupra, Ford Focus RS, VW Golf GTI Clubsport, Renault Mégane R.S.

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