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Huawei Watch 5 im Test: Fingersensor für präzisere Gesundheitsdaten


Huawei Watch 5 im Test
Warum Design und Innovation im Alltag scheitern

Von t-online, mho

Aktualisiert am 22.07.2025 - 17:02 UhrLesedauer: 8 Min.
Das Design der Watch 5 orientiert sich an klassischen Armbanduhren.Vergrößern des Bildes
Das Design der Watch 5 orientiert sich an klassischen Armbanduhren. (Quelle: Huawei)
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Die Huawei Watch 5 bringt einen neuartigen Fingersensor mit, der Gesundheitsdaten präziser erfasst. Unser Test zeigt: beeindruckende Hardware, aber enttäuschende Software.

Die neueste Smartwatch von Huawei überrascht mit einer interessanten Neuheit: Erstmals lassen sich Gesundheitswerte nicht nur am Handgelenk, sondern auch per Fingerberührung an der Gehäuseseite messen. Diese sogenannte X-TAP-Technologie verspricht präzisere Ergebnisse und schnellere Analysen. Doch kann die Watch 5 in unserem Praxistest auch abseits dieser Innovation überzeugen?

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Design und Verarbeitung: Eleganz trifft auf Robustheit

Mit der Watch 5 führt Huawei endlich zwei Gehäusegrößen ein – 42 und 46 Millimeter. Das von uns getestete 42mm-Modell richtet sich gezielt an Nutzer mit schmaleren Handgelenken, die bisher auf überdimensionierte Smartwatches verzichten mussten. Das kreisrunde Gehäuse orientiert sich bewusst am Design klassischer Armbanduhren und wirkt dadurch zeitlos elegant.

Besonders auffällig ist die gewölbte Glasoberfläche, die einen subtilen Bullaugen-Effekt erzeugt. Diese Designentscheidung verbessert nicht nur die Optik, sondern auch die Ablesbarkeit aus verschiedenen Blickwinkeln. Als Schutz dient kratzfestes Saphirglas, das auch im Uhrmacherhandwerk Standard ist.

Das Gehäuse selbst besteht je nach Ausführung aus 316L-Edelstahl oder dem hochwertigen 904L-Edelstahl, der auch bei Luxusuhren zum Einsatz kommt. Mit einem Gewicht von knapp 50 Gramm (ohne Armband) liegt die Uhr – im Gegensatz zu vielen größeren Modellen – angenehm am Handgelenk, ohne zu schwer oder klobig zu wirken.

Die Verarbeitung zeigt sich durchweg hochwertig. Alle Komponenten fügen sich nahtlos zusammen, die Übergänge sind sauber ausgeführt und das Gehäuse wirkt wie aus einem Guss. Das mitgelieferte Titanarmband lässt sich mithilfe der beigelegten Verlängerungselemente problemlos an den Umfang des Handgelenks anpassen.

Display: Brillante Darstellung auch bei Sonnenschein

Das 1,38 Zoll (3,51 Zentimeter) große AMOLED-Display bietet eine Auflösung von 466 × 466 Pixeln und erreicht damit eine Pixeldichte von 338 Pixel pro Zoll. Texte und Symbole erscheinen daher gestochen scharf. Farben werden kräftig und kontrastreich wiedergegeben, ohne übersättigt zu wirken.

Besonders erwähnenswert ist die maximale Helligkeit von 3.000 Nits. Dieser außergewöhnlich hohe Wert ermöglicht problemloses Ablesen selbst bei direkter Sonneneinstrahlung – ein Vorteil, den viele Konkurrenzmodelle nicht bieten können. Ein integrierter Umgebungslichtsensor passt die Helligkeit automatisch an die jeweiligen Lichtverhältnisse an.

Dank der sogenannten LTPO-Technologie läuft das Display besonders energieeffizient. Diese spezielle Bauweise ermöglicht es, die Bildwiederholrate dynamisch anzupassen und so Strom zu sparen, wenn keine Bewegungen oder Animationen dargestellt werden müssen.

Der Touchscreen reagiert präzise und ohne Verzögerung auf Eingaben. Wischgesten werden zuverlässig erkannt, selbst bei feuchten Fingern oder leichten Handschuhen. Als Alternative zur Touchbedienung steht die drehbare Krone zur Verfügung, die intuitives Navigieren durch Menüs ermöglicht.

X-TAP-Technologie: Neue Ansätze in der Gesundheitsmessung

Das Herzstück der Watch 5 jedoch ist die neue X-TAP-Technologie. Dabei handelt es sich um eine drucksensitive Fläche an der Gehäuseseite, die zusätzliche Sensoren für EKG-, PPG- und taktile Messungen integriert. Diese Anordnung ermöglicht Gesundheitsmessungen über die Fingerspitze, die deutlich präziser ausfallen als herkömmliche Handgelenkmessungen.

Der Grund für die höhere Genauigkeit: An der Fingerspitze verlaufen Blutgefäße dichter und näher zur Hautoberfläche als am Handgelenk. Dadurch können die optischen Sensoren stärkere und klarere Signale erfassen.

Die Bedienung gestaltet sich denkbar einfach: Dreisekündiges Drücken auf den X-TAP-Sensor startet automatisch den "Health Glance"-Modus. Binnen 60 Sekunden werden zehn verschiedene Gesundheitsparameter erfasst und ausgewertet. Diese sind:

  • Zusammenfassung des Gesundheitszustands
  • Änderungen im Vergleich zum letzten Test
  • Herzfrequenz
  • Herzfrequenzvariabilität (HRV)
  • Blutsauerstoffsättigung (SpO2)
  • Hauttemperatur
  • Stresslevel
  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Erkennung von arterieller Steifigkeit
  • Atmungstest

Alle Messwerte werden übersichtlich dargestellt und mit kurzen Erklärungen versehen. Die Uhr fordert bei einzelnen Tests zum kontrollierten Ein- und Ausatmen sowie zu einem kurzen Husten auf. Anhand der Geräuschanalyse bewertet sie die Lungenfunktion und gibt entsprechende Empfehlungen.

Gesundheits- und Sportfunktionen: Umfassende Überwachung

Neben der X-TAP-Technologie bietet die Watch 5 den Standard aller Gesundheitsfunktionen moderner Smartwatches. Die kontinuierliche Herzfrequenzmessung arbeitet präzise und reagiert schnell auf Belastungsänderungen. Auch bei intensiven Sporteinheiten weichen die Werte nur minimal von professionellen Brustgurten ab.

Die automatische Schlafüberwachung erfasst alle Schlafphasen und erstellt detaillierte Analysen. Zusätzlich überwacht die Uhr die Atemqualität während des Schlafs und kann erste Hinweise auf Schlafapnoe liefern. Die Schlafatmungsfunktion nutzt Bewegungssensoren und das Mikrofon, um Atemmuster zu analysieren.

Für Sportler stehen über 100 verschiedene Trainingsmodi zur Verfügung. Von klassischen Disziplinen wie Laufen und Radfahren bis hin zu speziellen Aktivitäten wie Golf oder Freitauchen – die Auswahl ist beeindruckend vielfältig, auch wenn vieles davon für die meisten Standardnutzer unnötig sein wird. Bis zu 28 Sportprofile lassen sich direkt auf der Uhr speichern.

Die automatische Trainingserkennung funktioniert bei Grundaktivitäten wie Gehen und Laufen zuverlässig, reagiert jedoch etwas träger als bei manchen Konkurrenzprodukten. Bei anderen Sportarten wie Radfahren muss das Training manuell gestartet werden.

Die GPS-Ortung arbeitet dank Multiband-Unterstützung außergewöhnlich präzise. Routen werden exakt aufgezeichnet, auch in dicht bebauten Gebieten oder unter Bäumen. Die Uhr unterstützt alle gängigen Satellitensysteme.

Bedienung und Software: Intuitive Oberfläche mit Einschränkungen

Die Watch 5 läuft mit Huaweis eigenem Betriebssystem HarmonyOS, das speziell für Wearables – wie Fitness-Tracker und Smartwatches – optimiert wurde. Die Benutzeroberfläche zeigt sich modern und übersichtlich gestaltet. Ein Druck auf die Krone öffnet eine App-Übersicht mit klar angeordneten Icons – eine deutliche Verbesserung gegenüber früheren Modellen.

Die Navigation erfolgt intuitiv durch Wischgesten oder die drehbare Krone. Ein Wisch nach oben führt zu Benachrichtigungen, nach unten zum Schnellzugriff auf wichtige Funktionen, die sich individuell anordnen lassen. Seitliche Wischbewegungen blättern durch verschiedene Informationskarten mit Wetter, Kalender oder Gesundheitsdaten.

Neu ist die Gestensteuerung über Finger- und Daumenbewegungen. "Double Tap" und "Double Slide" ermöglichen das Steuern bestimmter Funktionen ohne Berührung der Uhr. So lässt sich etwa der Wecker über das doppelte Antippen von Zeigefinger und Daumen ausschalten. Ein zweifaches Streichen der Finger mit anschließendem Doppeltipp aktiviert hingegen die Snooze-Funktion und lässt den Nutzer noch zehn Minuten weiterschlafen.

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Auch Anrufe lassen sich mithilfe dieser Gesten entweder annehmen oder ablehnen. In der Praxis zeigt sich diese Funktion eher gewöhnungsbedürftig. Die richtige Ausführung der Gesten erfordert Übung, die Erkennung funktioniert nicht immer zuverlässig.

Der größte Schwachpunkt bleibt das eingeschränkte App-Angebot. Aufgrund der US-Handelsbeschränkungen fehlen viele populäre Anwendungen. Die Huawei AppGallery bietet zwar Alternativen, erreicht aber weder die Vielfalt noch die Qualität von Google Play Store oder Apple App Store.

Hintergrund der US-Sanktionen

Seit 2019 steht die chinesische Firma Huawei auf einer schwarzen Liste der US-Regierung, da es in der Vergangenheit wiederholt Spionage-Vorwürfe gegen das Unternehmen gab. Huawei stritt diese stets ab, darf seitdem jedoch keine Google-Dienste mehr nutzen. Das betrifft auch den Zugang zum Google Play Store und viele Google-Apps. Huawei entwickelte daraufhin eigene Lösungen wie HarmonyOS und die AppGallery, kann Nutzern aber nicht die gleiche App-Vielfalt bieten.

So zeigt die vorinstallierte Karten-App "Petal Maps" keine Straßennamen an und kann viele der vorhandenen Restaurants, Cafés oder Supermärkte im Zentrum Berlins nicht finden. Die nächstgelegene Bushaltestelle soll angeblich sieben Kilometer entfernt sein. Nach normalen S- und U-Bahnhöfen lässt sich gar nicht erst suchen.

Konnektivität: eSIM ermöglicht Unabhängigkeit

Die Watch 5 unterstützt als erste Huawei-Smartwatch die eSIM-Funktionalität und kann dadurch unabhängig vom Smartphone genutzt werden. Telefonate, Nachrichten und sogar Internetverbindungen sind direkt über die Uhr möglich. Für Outdoor-Aktivitäten oder wenn das Handy zu Hause bleiben soll, ist dies ein enormer Vorteil. Zu beachten ist jedoch, dass die eSIM-Nutzung zusätzliche monatliche Kosten beim Mobilfunkanbieter verursacht.

Die Sprachqualität bei Telefonaten überzeugt sowohl über den integrierten Lautsprecher als auch bei Bluetooth-Verbindungen. Umgebungs- und Störgeräusche werden zuverlässig herausgefiltert, was die Verständlichkeit der Gespräche merklich verbessert.

WLAN (2,4 und 5 GHz), Bluetooth 5.2 und NFC sind selbstverständlich auch in der Smartwatch integriert. Die Bluetooth-Reichweite gibt Huawei mit bis zu 140 Metern an – ein Wert, der in der Praxis bei freier Sicht durchaus erreicht wird.

Die NFC-Funktionalität ermöglicht theoretisch kontaktloses Bezahlen. Aufgrund der Handelsbeschränkungen ist dies jedoch nur über Umwege möglich. Der Zahlungsdienstleister Quicko Wallet bietet eine Lösung über virtuelle Kreditkarten, die jedoch mit Gebühren verbunden ist und deutlich umständlicher als Google Pay oder Apple Pay funktioniert.

Akkulaufzeit: Ausdauer als Stärke

Mit einer Kapazität von 540 Milliamperestunden (mAh) bietet der Lithium-Polymer-Akku der 42mm-Version bei typischer Nutzung eine Laufzeit von bis zu drei Tagen. Dieser Wert zeigt sich in der Praxis realistisch, sofern nicht übermäßig viele Funktionen aktiviert sind.

Bei intensiver Nutzung mit häufigen Trainingsaufzeichnungen, vielen Benachrichtigungen und aktivierter eSIM verkürzt sich die Laufzeit auf etwa zwei Tage. Dennoch liegt die Watch 5 damit deutlich vor vielen Wear OS-Modellen oder der Apple Watch, die oft täglich geladen werden müssen.

Der Ultra Long Battery Life-Modus verlängert die Laufzeit auf bis zu sieben Tage, schränkt jedoch die Funktionalität erheblich ein. Konnektivitätsfunktionen werden deaktiviert, nur grundlegende Uhren- und Gesundheitsfunktionen bleiben verfügbar.

Das kabellose Laden erfolgt über die mitgelieferte magnetische Ladestation. Ein vollständiger Ladevorgang dauert etwa 65 Minuten – ein akzeptabler Wert für die gebotene Kapazität. Ein USB-Netzteil liegt der Verpackung allerdings nicht bei.

Kompatibilität: Android und iOS mit Einschränkungen

Die Watch 5 funktioniert sowohl mit Android-Smartphones (ab Version 9.0) als auch mit iPhones (ab iOS 13.0). Die Einrichtung erfordert die Huawei Health-App, die aufgrund der Handelsbeschränkungen nicht im Google Play Store verfügbar ist. In Samsungs Galaxy Store ist sie erhältlich, was die Installation auf Samsung-Smartphones deutlich vereinfacht.

Android-Nutzer anderer Hersteller müssen die App als APK-Datei von Huaweis Webseite herunterladen und manuell installieren. Dieser Vorgang erfordert technisches Verständnis und das Aktivieren der Installation aus unbekannten Quellen in den Geräteeinstellungen. Für unerfahrene Nutzer kann dies eine Hürde darstellen.

In Kombination mit einem iPhone ist die Kompatibilität der Uhr ebenfalls stark eingeschränkt. Zwar sind Grundfunktionen wie Benachrichtigungen und die Anzeige von Gesundheitsdaten problemlos möglich, aber viele erweiterte Features wie Musiksteuerung oder das Beantworten von Nachrichten bleiben iOS-Nutzern verwehrt.

Abgesehen davon präsentiert sich die Huawei Health-App selbst aber übersichtlich und umfangreich. Gesundheitsdaten werden ausführlich analysiert und mit Empfehlungen versehen. Trainingsauswertungen sind detailliert und bieten wertvolle Einblicke in die eigene Fitness.

Preis-Leistungs-Verhältnis: Premium-Hardware zu hohen Kosten

Die Huawei Watch 5 in der 42mm-Ausführung startet bei 449 Euro für die Basisversion mit Edelstahlgehäuse und Fluorelastomer-Armband. Die hochwertigeren Varianten mit 904L-Edelstahl und Verbundarmband kosten 549 Euro, während das Premiummodell mit Sandgoldgehäuse und Titanarmband bei 649 Euro liegt.

Diese Preise bewegen sich deutlich im oberen Segment des Smartwatch-Markts und dürften nicht jeden Interessenten ansprechen. Angesichts der gebotenen Hardware-Qualität, der neuen X-TAP-Technologie und der umfangreichen Gesundheitsfunktionen lassen sich die Kosten nachvollziehen. Dennoch sollten potenzielle Käufer abwägen, ob sie bereit sind, so viel Geld für eine Smartwatch auszugeben – vor allem, wenn viele sinnvolle Funktionen nur über Umwege oder stark eingeschränkt verfügbar sind.

Fazit: Innovative Hardware mit Software-Kompromissen

Die Huawei Watch 5 überzeugt als technisch ausgereiftes Wearable mit neuen Ansätzen. Die X-TAP-Technologie stellt einen echten Fortschritt in der Gesundheitsmessung dar und liefert spürbar präzisere Ergebnisse als herkömmliche Handgelenksensoren.

Als positive Aspekte zeigen sich die neue X-TAP-Fingersensor-Technologie, die exzellente Verarbeitungsqualität und das edle Design. Besonders hervorzuheben sind das hervorragende und sehr helle AMOLED-Display sowie die umfangreichen und präzisen Gesundheitsfunktionen. Die lange Akkulaufzeit von bis zu drei Tagen und die eSIM-Unterstützung für Smartphone-unabhängige Nutzung runden das positive Bild ab. Auch die Wasserdichtigkeit bis 40 Meter Tiefe verdient Lob.

Kritikpunkte sind das eingeschränkte App-Angebot durch US-Handelsbeschränkungen und die umständliche App-Installation bei Android-Geräten. iPhone-Nutzer müssen mit reduzierter Funktionalität leben, da erweiterte Funktionen nicht verfügbar sind. Die gewöhnungsbedürftige Gestensteuerung funktioniert nicht immer zuverlässig, und die Bezahlfunktion ist nur über Umwege nutzbar.

Die Watch 5 richtet sich primär an gesundheitsbewusste Nutzer, die Wert auf präzise Messwerte und hochwertige Verarbeitung legen. Wer ein umfangreiches App-Ökosystem benötigt oder ein iPhone nutzt, sollte Alternativen in Betracht ziehen. Für alle anderen – vor allem natürlich Nutzer von Huawei-Smartphones – bietet die Watch 5 eine gelungene Kombination aus neuen Technologien, Qualität und Funktionsumfang im Premiumsegment.

Verwendete Quellen
  • Eigener Test
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