Wie Sie bei der Geldanlage Ihr Risiko reduzieren
Wer sein Geld breit streut, reduziert das Risiko. Doch wer es zu gut meint, verliert den Γberblick. Worauf Sie achten sollten, wenn Sie Ihr Geld aufteilen.
Das Wichtigste im Γberblick
Finanzexperten raten immer wieder dazu, die Geldanlage mΓΆglichst breit zu streuen. In der Fachsprache nennt man das Diversifikation oder auch Diversifizierung.
Doch was bedeutet das eigentlich genau? Wie diversifiziere ich richtig? Und bin ich als Anleger auf der sicheren Seite, wenn ich mΓΆglichst viele Titel im Depot habe? t-online hat die Antworten.
Was ist Diversifikation?
Diversifikation bedeutet, dass Sie Ihr Geld mΓΆglichst breit in verschiedene Finanzprodukte anlegen und so Ihr Risiko streuen, das heiΓt: senken. Statt alles auf eine Karte zu setzen, verteilen Sie Ihr Geld auf mehrere und bauen sich so ein diversifiziertes Portfolio, wie es in der Fachsprache heiΓt. Ein anderer Begriff fΓΌr diese Verteilung Ihres VermΓΆgens lautet "Asset Allocation".
- Einfach erklΓ€rt: Was ist eigentlich ein Portfolio?
- Asset Allocation: Was ist das und warum ist das wichtig?
Diversifikation gibt es aber nicht nur bei der Geldanlage. GelΓ€ufig ist der Ausdruck auch in der Betriebswirtschaftslehre. Dort meint Diversifikation oder Diversifizierung, dass ein Unternehmen seine Leistungen oder Produkte ausweitet, um neue MΓ€rkte zu erschlieΓen und weiter zu wachsen.
Dabei wird zwischen horizontaler, vertikaler und lateraler Diversifikation unterschieden. Horizontale Diversifikation bedeutet, dass eine Firma ihr Leistungsangebot mit neuen Produkten erweitert, die den bisherigen Produkten Γ€hnlich sind. Bei der vertikalen Diversifikation weitet das Unternehmen seine WertschΓΆpfungskette aus, indem es zum Beispiel einen Lieferanten ΓΌbernimmt. Laterale Diversifikation meint schlieΓlich, dass das Unternehmen Produkte ins Angebot nimmt, die nichts mit den bisherigen Produkten zu tun haben.
Warum sollte ich diversifizieren?
Diversifikation ist wichtig, weil Sie damit das Risiko, mit Ihrer Geldanlage Verluste zu machen, systematisch reduzieren. Gleichzeitig sorgen Sie dafΓΌr, Chancen auf hohe ErtrΓ€ge zu haben. Denn verschiedene Anlageformen, auch Assetklassen genannt, bergen unterschiedlich hohe Risiken β und liefern damit auch verschieden hohe Renditen. Denn Rendite und Risiko hΓ€ngen grundsΓ€tzlich zusammen. Ist das Risiko hoch, ist auch die Chance auf Rendite hoch β und andersherum.
Diversifizieren Anleger nicht und konzentrieren sich bei ihrem Investment zum Beispiel nur auf ein Land, eine Branche oder ein Unternehmen, gehen sie ein grΓΆΓeres Risiko ein. Fachleute sprechen dann von einem Klumpenrisiko.
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Wie diversifiziere ich richtig?
Breit genug gestreut ist ein Portfolio nicht automatisch, wenn Sie mΓΆglichst viele Aktien im Depot haben. Mehr Titel machen es zunΓ€chst einmal nur komplexer, nicht aber notwendigerweise ausgewogen.
So hilft es beispielsweise nichts, die vierte Aktie oder den zweiten Fonds aus demselben GeschΓ€ftsfeld zu kaufen. Statt mΓΆglichst viele Γ€hnliche Titel zu erwerben, ist es also besser, das Geld auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen β etwa Tagesgeld, Festgeld, Aktien, Fonds und Anleihen.
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Bequem diversifizieren mit ETFs
Aber auch innerhalb dieser verschiedenen Anlageklassen sollten Sie streuen. Bei Aktien gelingt das zum Beispiel, wenn Sie nicht nur verschiedene LΓ€nder und Kontinente abbilden, sondern auch unterschiedliche Wirtschaftszweige, Branchen oder Unternehmen verschiedener GrΓΆΓen.
Relativ bequem und gΓΌnstig funktioniert das mit Aktien-ETFs. Das sind Aktienfonds, bei denen ein Computeralgorithmus einen Index wie zum Beispiel den internationalen MSCI World abbildet. So stecken Sie Ihr Geld mit einem Investment in 1.600 verschiedene Unternehmen auf der ganzen Welt.
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GrundsΓ€tzlich gilt: Damit Sie ein ausgewogenes Portfolio erhalten, sollten Sie sich auf Wertpapiere konzentrieren, deren Kurse sich mΓΆglichst unabhΓ€ngig voneinander entwickeln. In der Fachsprache nennt man das negative Korrelation. Je gegenlΓ€ufiger sich die Investments bewegen, desto eher dΓ€mpft die eine Anlage mΓΆgliche Verluste bei einer anderen. Bei einer positiven Korrelation wΓ€re es umgekehrt β und Ihr Portfolio weniger diversifiziert.
- Beispiel: Aktien von Γl- und Airline-Unternehmen entwickeln sich in der Regel gegenlΓ€ufig. Die Korrelation ist negativ. Sinkt der Γlpreis und damit der Kurs von Γl-Aktien, profitieren die Fluggesellschaften von gΓΌnstigeren Kerosinpreisen β der Kurs ihrer Aktien kΓΆnnte steigen.
Unternehmen derselben Branche entwickeln sich hingegen hΓ€ufig in eine Γ€hnliche Richtung. Anders sieht es wiederum bei Anleihen und Aktien aus: Anleihen laufen oft dann gut, wenn die Aktienkurse fallen. Denn dann nutzen Anleger diese festverzinslichen Wertpapiere als sicheren Hafen. Auch Gold und Aktien entwickeln sich tendenziell in unterschiedliche Richtungen.
Gut zu wissen: Geschickt diversifiziert, ist das Risiko des Gesamtportfolios geringer als das Risiko der einzelnen Titel. Diese Idee geht auf den US-amerikanischen Γkonomen Harry M. Markowitz zurΓΌck. FΓΌr seine "Portfoliotheorie" erhielt er 1990 den Nobelpreis fΓΌr Wirtschaftswissenschaften.
Doch die Theorie geht nicht immer auf: So kΓΆnnen etwa Krisenzeiten die Regeln, wie bestimmte Anlageklassen zueinander stehen, auΓer Kraft setzen. Dann geht beispielsweise eine Airline pleite, auch wenn der Γlpreis gleichzeitig sinkt.
Gerade wenn die Zeiten unsicher sind, schwanken die Kurse stΓ€rker. Als langfristiger Anleger, der 15 Jahre oder mehr Zeit hat, kann Sie das jedoch relativ kaltlassen. Denn dann kΓΆnnen Sie die Schwankungen einfach aussitzen. MΓΌssen Sie schneller an Ihr Geld, kΓΆnnte es sich lohnen, besonders stark schwankende Titel zu verkaufen β oder sichere Produkte hinzuzukaufen.