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Kakerlake: Wie die Deutsche Schabe die Welt eroberte


Weite Reise
Wie die Deutsche Schabe die Welt eroberte

Von t-online, dom

Aktualisiert am 30.05.2024Lesedauer: 2 Min.
Deutsche Schaben (Blattella germanica) auf einem Brotrest: Deutsche Schaben sind kleiner als amerikanische SchabenVergrößern des BildesDeutsche Schaben (Blattella germanica) auf einem Brotrest: Deutsche Schaben sind kleiner als amerikanische Schaben (Quelle: Steffen Schellhorn/imago-images-bilder)
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Schon beim Gedanken an Kakerlaken bekommen viele Menschen vor Ekel eine Gänsehaut. Ihre Herkunft war lange Zeit ein Rätsel – und warum bezeichnet man sie als "deutsch"?

Die Deutsche Schabe ist die am weitesten verbreitete Schabe weltweit. 250 Jahre lang wussten Wissenschaftler nicht, woher sie kam und wie es ihr gelang, sich auf allen Kontinenten der Erde, mit Ausnahme der Antarktis, auszubreiten. Jetzt hat ein internationales Wissenschaftlerteam das Rätsel gelöst. Ihre simple Antwort: Wir Menschen sind schuld daran.

Die Deutsche Schabe ist "eine Schöpfung der vom Menschen geschaffenen Umwelt", sagt Edward Vargo, Professor für Entomologie an der Texas A&M University und Mitverfasser der im Wissenschaftsmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America" (PNAS) veröffentlichten Studie. Tatsächlich leben die Insekten, die im Volksmund auch Kakerlake genannt werden, in Gebäuden. Sie lieben feuchtwarme Umgebungen, wie Küchen, Badezimmer, Saunen oder Schwimmbäder. In der freien Natur kommen sie überhaupt nicht vor.

Nymph of cockroach, Satara, Maharashtra, India
Blattella germanica auf einem Blatt (Quelle: Sagar Khunte/imago)

Woher kommt der Name?

Die Deutsche Schabe (Blattella germanica) ist nach dem Land benannt, in dem sie erstmals beschrieben und wissenschaftlich untersucht wurde, nämlich Deutschland. Hier identifizierte sie 1776, kurz nach dem Siebenjährigen Krieg, der schwedische Naturforscher Carl von Linné. Deutsche Schaben sind hellbraun und zeichnen sich durch zwei dunkle Linien auf dem ersten Abschnitt des Brustkorbs aus. Sie sind etwas über einen Zentimeter lang. Ein Weibchen kann im Laufe ihres Lebens fünf Eipakete mit durchschnittlich 30 bis 40 Eiern pro Paket produzieren.

Kurz vor Christi Geburt entwickelt

Um dem Siegeszug der Deutschen Schabe auf die Spur zu kommen, analysierten die Forscher das Erbgut von 281 Kakerlaken aus 17 Ländern und fünf Kontinenten. Die Analyse ergab, dass die Deutsche Schabe sich vor etwa 2.100 Jahren – also kurz vor Christi Geburt – aus der Asiatischen Schabe (Blattella asahinai) entwickelte. Beide Arten sehen sich auch heute noch sehr ähnlich. Damals passten sich diese Insekten demnach in Indien oder Myanmar an das Leben in menschlichen Siedlungen an.

Von dort verbreitete sich die Art in den folgenden Jahrhunderten über zwei verschiedene Routen nach Westen, schreibt die Forschungsgruppe: zum einen vor etwa 1.200 Jahren mit der wirtschaftlichen und militärischen Ausbreitung des Islam, zum zweiten vor knapp 400 Jahren im Rahmen der kolonialen Aktivitäten der Europäer – vermutlich insbesondere von Großbritannien und den Niederlanden.

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Selbst im frühen 18. Jahrhundert sei das Hauptverbreitungsgebiet der Deutsche Schabe aber noch auf Asien beschränkt gewesen, schreibt die Gruppe. Das änderte sich demnach erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts – also um die Zeit ihrer wissenschaftlichen Erstbeschreibung.

"Der Aufstieg der menschlichen Zivilisation hat die Evolution und Verbreitung von Arten ausgelöst, die an städtische Umgebungen angepasst sind", bilanziert das Team. Und es gebe noch einen weiteren Grund, warum ausgerechnet die Deutsche Schabe bei der Besiedlung der Welt dermaßen erfolgreich war: Die Art sei im Vergleich zu den anderen Kakerlaken besonders widerstandsfähig gegen Insektizide.

Verwendete Quellen
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