Gaspreise 2019 deutlich gestiegen

Wer mit Gas heizt, musste in den vergangenen Monaten mit steigenden Preisen fertig werden. Nun sind sich die Experten uneins, ob dieser Trend bricht oder sich fortsetzt. Ab 2021 wird es wegen der Klimapolitik auf jeden Fall teurer.
Im vergangenen Jahr zeigte die Preiskurve bei Gas fΓΌr die Endverbraucher klar nach oben. Doch zum Beginn des Jahres 2020 ist dieser Trend nicht mehr so eindeutig und auch die Experten sind sich uneins, ob die Gasheizung in diesem Jahr eher teurer oder vielleicht doch billiger wird. Argumente gibt es fΓΌr beide Szenarien.
+++ Die ganze Entwicklung der Gaspreise zwischen 2008 bis 2019 sehen Sie in der animierten Grafik oben Video +++
Zum einen sind die GroΓhandelspreise fΓΌr Gas zwischen Januar und November um 35 Prozent gesunken. Davon haben die Verbraucher allerdings nichts gemerkt. Hunderte PreiserhΓΆhungen der Gasversorger in ganz Deutschland fΓΌhrten zu einem durchschnittlichen Anstieg der Endpreise um 3,3 Prozent auf 1.256 Euro fΓΌr einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden. Das sind die Zahlen des Vergleichsportals Check24; die Kollegen von Verivox kommen auf 1.206 Euro jΓ€hrliche Kosten. Sie weisen darauf hin, dass der Preisanstieg schon 2018 einsetzte: Zwischen Oktober 2018 und April 2019 zogen die Verbraucherpreise um rund neun Prozent an.
Die Gasversorger begrΓΌndeten den zurΓΌckliegenden Preisanstieg mit dem Anstieg der GroΓhandelspreise 2017 und 2018 β und mit den sinkenden Preisen fΓΌr die Endverbraucher in den Vorjahren. TatsΓ€chlich kannten die Gaspreise fΓΌr Haushalte jahrelang nur den Weg nach unten, zumindest seit 2014. Auch heute liegen sie im Durchschnitt nur wenig hΓΆher als vor zehn Jahren. Rund die HΓ€lfte aller Haushalte in Deutschland heizt mit Gas; sie wurden so entlastet.
Gasanbieter reagieren 2020 unterschiedlich
Zu Beginn des Jahres 2020 zeigt sich nun ein gespaltenes Bild: Laut Verivox haben fΓΌr Januar und Februar 44 Gasversorger PreiserhΓΆhungen angekΓΌndigt, die im Durchschnitt vier Prozent betragen und zu einer Mehrbelastung von 51 Euro im Jahr fΓΌhren. Das sind noch SpΓ€tfolgen aus dem zurΓΌckliegenden Preisanstieg. Gleichzeitig haben jedoch auch 35 regionale Gasversorger ihre Preise zum Beginn des Jahres gesenkt, ebenfalls um vier Prozent im Durchschnitt. Das wΓΌrde zu einer Entlastung um 56 Euro im Jahr fΓΌhren.
Die Analysten von Check24 nehmen einen lΓ€ngeren Zeitraum ab August 2019 bis heute in Augenschein und kommen auf 83 Unternehmen mit PreiserhΓΆhungen und 36 Grundversorger mit Preissenkungen. Angesichts von rund 700 Versorgungsunternehmen in Deutschland heiΓt das auch: FΓΌr viele Verbraucher hat sich gar nichts geΓ€ndert.
Lassen die steigenden Netznutzungsentgelte die Preise weiter steigen?
Die Prognosen fΓΌr dieses Jahr sind ebenso gespalten wie das aktuelle Lagebild. "Angesichts der gesunkenen GroΓhandelspreise werden viele Gasversorger im Laufe des Jahres gΓΌnstigere Angebote machen kΓΆnnen, um Kunden zu halten oder neu zu gewinnen", sagt Valerian Vogel, Energieexperte bei Verivox. "Wir gehen tendenziell von einer Senkung der durchschnittlichen Preise im Jahresverlauf aus." Die deutsche Versorgung scheine demnach gesichert, die Speicher voll und das Angebot umfangreich.
Zu einem anderen Schluss kommt Lasse Schmid, GeschΓ€ftsfΓΌhrer Energie bei Check24. "Die steigenden Netznutzungsentgelte lassen darauf schlieΓen, dass die Gaspreise in diesem Jahr steigen werden." Im Durchschnitt werden die Netzbetreiber ihre Entgelte um rund zwei Prozent anheben; lediglich in vier BundeslΓ€ndern (Bremen, Sachsen, Saarland, Mecklenburg-Vorpommern) ist ein leichter RΓΌckgang angekΓΌndigt.
Auf jeden Fall teurer wird es fΓΌr die Heizkunden im nΓ€chsten Jahr, wenn zusΓ€tzliche Abgaben auf CO2 nach dem gerade verabschiedeten Klimaschutzgesetz fΓ€llig werden. Durch den CO2-Preis von 25 Euro je Tonne kommen auf den Musterhaushalt mit 20.000 Kilowattstunden Verbrauch Mehrkosten von rund 119 Euro im Jahr zu, hat Check24 berechnet.
Entsprechend ihrem GeschΓ€ftsmodell sind sich die beiden Betreiber von Vergleichsportalen einig, dass die Verbraucher die Preise der verschiedenen Anbieter vergleichen sollten. Mit einem Wechsel von einem Tarif der Grundversorger zu einem alternativen Anbieter lieΓen sich mehrere hundert Euro im Jahr einsparen. "Alternative Tarife sind derzeit rund 30 Prozent gΓΌnstiger als die ΓΆrtliche Grundversorgung", sagte Schmid.
- Nachrichtenagenturen dpa, dpa-afx