Im Garten ist er wegen seiner schönen Blüten gern gesehen: der Fingerhut. Mit einem Trick blüht er auch im Herbst. Ansonsten sollte man von der Pflanze allerdings die Finger lassen. Das ist der Grund.
Der Fingerhut (Digitalis) ist in der Medizin schon seit Jahrhunderten als Mittel gegen Herzschwäche bekannt. Zudem macht die Pflanze in sommerlichen Staudenrabatten eine gute Figur. Aber: Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) gehört zu den giftigsten heimischen Pflanzen überhaupt.
Wie viel Fingerhut ist tödlich?
Alle Pflanzenteile des Roten Fingerhuts sind giftig. Bereits zwei bis drei getrocknete Blätter können laut der Informationszentrale gegen Vergiftungen NRW für einen Erwachsenen tödlich sein. Giftig ist der Fingerhut durch sogenannte Digitaloide, auch Herzglykoside oder einfach Digitalis genannt.
Welche Symptome treten auf?
Haben Sie Teile des Fingerhuts verzehrt, können bereits im Frühstadium folgende Symptome auftreten:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- schwere verschiedenartige, teilweise rasch wechselnde Herzrhythmusstörungen
- Sehstörungen
- Delirien (Verwirrtheit, Wahnvorstellungen)
- Halluzinationen
Was tun bei Vergiftungen mit Fingerhut?
Die Informationszentrale rät, nach dem Verzehr reichlich Flüssigkeit zu trinken. Selbst bei geringen Mengen sollte umgehend ein Arzt oder eine Klinik aufgesucht werden.
Info
Im Garten lauern viele Vergiftungsgefahren. Hier finden Sie die Nummern der Giftnotrufzentralen der Bundesländer.
Wie giftig ist Fingerhut für Hunde und Katzen?
Auch für Haustiere wie Hunde oder Katzen ist der Rote Fingerhut giftig. Hat das Tier Pflanzenteile gefressen, können Erbrechen, Durchfall sowie Benommenheit und Taumeln auftreten. Bei durchschnittlich großen Hunden beträgt die tödliche Dosis etwa fünf Gramm getrocknete Blätter. Wer Haustiere besitzt, sollte möglichst keinen Fingerhut im Garten anpflanzen.
Roter Fingerhut (Digitalis purpurea): Er blüht blaurot oder rot, manchmal aber auch weiß oder hellgelb. (Quelle: Harald Lange/imago images)
Standort: Halb schattig und feucht
Der Fingerhut liebt als Waldrandpflanze den lichten Halbschatten. Der Boden sollte locker, feucht und humusreich sein und eher zu sauer als zu kalkhaltig.
Vermehren: Im Freiland aussäen oder drinnen vorziehen
Die Samen des Fingerhuts werden am besten im Sommer ausgesät. Aber auch im Frühling ist eine Aussaat möglich. Die Gartenakademie Rheinland-Pfalz empfiehlt, Fingerhut besser in Aussaaterde vorzuziehen als direkt ins Freibeet zu säen.
Die Samen werden nur leicht in die Erde gedrückt, denn der Fingerhut zählt zu den Lichtkeimern. Ganz wichtig für das Gedeihen ist die Temperatur: Bei etwa 18 Grad Celsius wächst die Pflanze am besten. Für ein optimales Wachstum sollte die Erde immer leicht feucht gehalten werden. Sobald die Pflanzen kräftiger geworden sind, werden sie in den Garten gesetzt.
Gängige Arten des Fingerhuts
Die Pflanze zählt wie der Ehrenpreis und die Königskerze zur Familie der Braunwurzgewächse. In Europa sind etwa 20 bis 25 Arten verbreitet. Zu den bekanntesten zählen die folgenden drei:
- Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)
Er ist auch unter den Namen Fingerkraut oder Fuchskraut bekannt. Im Garten passt er sowohl zu anderen Wildstauden als auch zu Farnen. Gartensorten gibt es auch mit apricot oder rosa Blüten.Roter Fingerhut (Digitalis purpurea): Seine Blüten werden bis zu sechs Zentimeter lang und gern von Hummeln bestäubt. (Quelle: Chromorange/imago images)
- Gelber Fingerhut (Digitalis lutea)
Er wächst als Zierpflanze in heimischen Gärten, aber auch in der freien Natur und erreicht eine Wuchshöhe von circa 60 Zentimetern. Seine zitronengelben Blüten passen gut in farbenfrohe Rabatten.Gelber Fingerhut (Digitalis lutea): Die einheimische Staude blüht von Juni bis August. (Quelle: Manfred Ruckszio/imago images)
- Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora)
Er wird zwischen 60 bis 80 Zentimeter hoch und trägt von Juni bis August gelbe, glockig-trichterförmige Blüten. Der Großblütige Fingerhut gilt als besonders bienenfreundlich.Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora): Er ist ein Hingucker in jedem Garten. (Quelle: imagebroker/imago images)
Pflege-Tipp: Rückschnitt für zweite Blüte
Fingerhut gilt meist als zweijährige Pflanze. Manchmal jedoch blüht er auch in den folgenden Jahren erneut und verhält sich somit wie eine Halbstaude. Wie oft der Fingerhut blüht, hängt vor allem von der Sorte ab.
Unser Tipp
Auch ein Rückschnitt nach der ersten Blüte führt oft zu einer zweiten Blütezeit.
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Die Gartenakademie weist darauf hin, dass Fingerhut sich sehr gut selbst aussät. So werden die neuen Pflanzen mit ihren Vorgängern verwechselt und damit als Stauden fehlinterpretiert.
- Nachrichtenagentur dpa-tmn
- Informationszentrale gegen Vergiftungen NRW: "Fingerhut, Roter (Digitalis purpurea)"
- Gartenjournal: "Ist Fingerhut für Hunde giftig?"
- Naturschutzbund Deutschland (Nabu): "Der Rote Fingerhut im Porträt"