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Älteste Sandalen Europas datiert: Aus Gras und mit Riemen


Aus der Mittelsteinzeit
Älteste Sandalen Europas datiert – sie erinnern an Espadrilles

Von t-online, dom

29.09.2023Lesedauer: 2 Min.
Holzhammer und zwei Paar Sandalen, die in der Cueva de los Murciélagos (Fledermaushöhle) in Südspanien im 19. Jahrhundert entdeckt und jetzt genau datiert wurden.Vergrößern des BildesHolzhammer und zwei Paar Sandalen, die in der Cueva de los Murciélagos (Fledermaushöhle) in Südspanien im 19. Jahrhundert entdeckt und jetzt genau datiert wurden. (Quelle: © MUTERMUR PROJECT (AUSSCHNITT))
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Die Sohlen sind aus Gras geflochten, Riemen zwischen den Zehen hielten sie an den Füßen. Die ältesten Sandalen Europas erinnern an Espadrilles und Flip-Flops.

Eigentlich dürften sie die Zeiten überhaupt nicht überdauert haben: Diese Sandalen sind eine Sensation. Sie wurden bereits im 19. Jahrhundert von Bergarbeitern in der Cueva de los Murciélagos (Fledermaushöhle) in Andalusien (Spanien) gefunden.

Nun wurden sie von einem Team um den Prähistoriker Francisco Martínez Sevilla von der Universidad de Alcalá genau datiert. Demnach stammen die Sandalen aus der Zeit um 4200 v. Chr. und sind mit ihren etwas mehr als 6.200 Jahren die ältesten ihrer Art in Europa.

Organisches Material löst sich auf

Was ist so besonders an dem Schuhwerk? Sie dürften eigentlich gar nicht mehr existieren. Die organischen und leicht vergänglichen Materialien, die die Jäger und Sammler des Mesolithikums (Mittelsteinzeit) zur Herstellung von Kleidung und Alltagsgegenständen verwendeten, zerfallen im Laufe der Jahrhunderte.

Im Fall der Schuhe, so fanden die Wissenschaftler heraus, sind das Halfagras und Espartogras – zwei zähe Grassorten, die sich gut verarbeiten lassen und die reißfest sind.

Dass sich die Fundstücke in der Fledermaushöhle nicht zersetzt haben, erklären die Forscher so: Die Höhle liegt im Hang einer tiefen Schlucht, durch die stetig der Wind bläst. Der Luftzug trocknet die Höhle aus und kühlt sie gleichzeitig permanent ab. Damit herrschen dort hervorragende Bedingungen für den Erhalt organischer Stoffe.

Die Höhle, die bei ihrer Öffnung im 19. Jahrhundert auch zahlreiche mumifizierte Tote barg, muss den Menschen in der Steinzeit als Begräbnisort gedient haben. In den 1970er-Jahren waren die zahlreichen hölzernen und geflochtenen Gegenstände aus der Höhle schon einmal mit der C-14-Methode datiert worden, und diese Daten sind nun von Sevilla verfeinert und genau eingeordnet worden. So fand das Forscherteam auch heraus, dass einige der Korbobjekte aus der Höhle sogar aus der Zeit um 7500 v. Chr. stammen.

Was ist die C-14-Methode?

Mit der C-14-Methode – auch Radiokohlenstoffdatierung oder Radiokarbonmethode genannt – bestimmen nicht nur Archäologen das Alter von Funden. Auch den globalen Kohlenstoffkreislauf untersuchen Forscher mit dieser Methode. Sie beruht auf dem Zerfall eines bestimmten Kohlenstoffisotops, das in den oberen Schichten der Atmosphäre entsteht und später von allen Lebewesen und den Ozeanen auf der Erde aufgenommen wird.

Interessant an den Sandalen sind die Machart der Sohlen sowie die Schnürung. Sie erinnern an eine Mischung aus Espadrilles (die auch heutzutage geflochtene Flachs- oder Hanfsohlen haben) und Flip-Flops. Denn die Sandalen funktionierten wohl so, dass zwischen großem und zweitem Zeh ein Riemchen sowie eine Schnürung um das Fußgelenk die Sohle am Fuß hielt.

Dabei bestanden die leichten Sandalen stets aus geklopften Pflanzenfasern. Das habe das Material geschmeidiger gemacht, "was womöglich direkt mit der Funktion zusammenhängt, da sie flexibel und angenehm zu tragen sein sollten", schreiben die Fachleute in ihrer Studie in "Science Advances".

Verwendete Quellen
  • science.org: "The earliest basketry in southern Europe: Hunter-gatherer and farmer plant-based technology in Cueva de los Murciélagos (Albuñol)" (englisch)
  • spektrum.de: "Die ältesten Sandalen Europas"
  • weltderphysik.de: "Wie funktioniert die C-14-Methode?"
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