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Warum es wichtiger ist, wie Sie Ihren Partner kritisieren – und nicht was


Kolumne "Lust, Laster und Liebe"
Gefährliche Sätze? Vom Mythos der "Beziehungskiller"

  • Jennifer Buchholz
MeinungEine Kolumne von Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 09.05.2018Lesedauer: 4 Min.
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Streit in einer BeziehungVergrößern des Bildes
Streit in einer Beziehung: Es gibt Sätze, die verzeiht der Partner nur schwer. (Quelle: dima_sidelnikov/getty-images-bilder)

Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sind für eine Beziehung wichtige Faktoren. Doch auch wenn Sätze wie "Ja, du hast etwas zugenommen" oder "Ich kann deine Mutter nicht leiden" der Wahrheit entsprechen, können Sie den Partner stark verletzen. Also lieber schweigen? Nein!

Laut dem US-amerikanischen Therapeuten John Gottmann sind mindestens fünf (!) ernst gemeinte Komplimente nötig, bis Ihnen Ihr Partner diese eine Kränkung nicht mehr krumm nimmt. Denn wenn es um negative Kommentare und Kritik geht, sind wir wie Magneten: Wir ziehen sie magisch an. Bei Komplimenten ist – natürlich – genau das Gegenteil der Fall. Und das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer.

Die drei bösen Sätze

Besonders häufig fallen verletzende Sätze natürlich im Streit. Dann folgen selten Komplimente, sondern einfach nur Drama: Türen knallen, es scheppert, Gebrüll, Geschrei und Tränen. Meist währt aber dieser Tornado der Gefühlsausbrüche nur kurz und Sie versöhnen sich wieder. Meistens ... Denn laut Paartherapeutin Dr. Alexandra Solomon und ihrem Beitrag bei "Psychology Today" gibt es drei Sätze, bei denen nicht mal zehn Komplimente die Situation entschärfen:

  • "Warum ist es zwischen uns nicht mehr so wie früher?"
  • "Wenn Du mich liebst, würdest Du …"
  • "Du benimmst dich wie deine Mutter/dein Vater"

Aber sind diese Äußerungen denn wirklich so gemein? Oder übertreibt Frau Therapeutin da nicht?

Warum ist es zwischen uns nicht mehr so wie früher?

Der erste Satz ist jetzt erst einmal nicht sooo schlimm, sondern meistens wahr. Es ist nicht mehr so wie früher, weil Sie beide einfach älter geworden sind. He he, Quatsch! Die Hormone ebben nun einmal im Laufe einer Beziehung ab. Doch auf das Verliebtsein folgt die Vertrautheit, Loyalität und Zusammengehörigkeit. Die Beziehung ist gefestigt. Sie müssen sich nicht mehr beweisen und haben nun einen Partner an Ihrer Seite, auf den Sie bauen und sich verlassen können. Und das ist doch viel schöner! Allerdings heißt das nicht, dass Sie sich nun gehen lassen sollten. Damit es so bleibt, sind gemeinsame Aktivitäten wie Ausflüge und Restaurant- oder Barbesuche wichtig. Zärtlichkeiten und Komplimente dürfen natürlich auch nicht zu kurz kommen.

Wenn Du mich liebst, würdest Du …

Wollen Sie nicht von Ihrem Standpunkt weichen und Ihr Partner schmettert Ihnen "Wenn du mich liebst, dann ..." entgegen, dann ist das pure Erpressung. Zum einen stellt er/sie damit Ihre Entscheidung infrage – sicherlich haben Sie Ihre Gründe für Ihre Meinung. Zum anderen zeigt der Satz, dass er/sie an Ihrer Liebe zweifelt. Bestimmt gehen Sie bereits viele Kompromisse ein, sich aus Liebe zum anderen in der Beziehung aufgeben, sollte aber niemand. Geben Sie jetzt nach, hat Ihr Partner Sie an der Leine und kann Sie mit diesem Satz immer wieder unter Druck setzen.

Du benimmst dich wie deine Mutter/dein Vater

Der Tiefschlag für Frauen und Männer ist jedoch laut Solomon der Satz "Du benimmst dich wie deine Mutter/dein Vater". Ja, Mama und Papa sind die Besten. Aber ganz ehrlich, wollen Sie so sein wie Ihre Eltern?

Mit einem Schlag fühlen Sie sich wieder in Ihr Teenageralter versetzt und denken daran, dass Sie sich geschworen haben, nie wie Ihre Eltern zu werden. Der Vorschlag der Psychologin ist allerdings nicht wirklich besser. Sie rät, das gemeinte Verhalten zu konkretisieren. Wenn der Partner sagt: "Du musst immer alles besser wissen – wie dein Vater" oder "Du bist genauso anhänglich wie deine Mutter" soll das also nicht ganz so schlimm sein. Nun gut, die Sturheit und die Besserwisserei Ihres Vaters nerven Sie selbst. Und die übertriebene Fürsorge und Neugierde Ihrer Mutter bringen Sie spätestens nach dem ausgedehnten Familienbesuch an den Feiertagen auf die Palme. Dann aber zu hören, dass Sie diese Eigenarten Ihrer sonst geliebten Eltern innehaben… Nein! Das wollen Sie bestimmt nicht.

Küssen ist besser als streiten

Auch wenn Ehrlichkeit dem Partner gegenüber wichtig ist, kommt es doch auch immer darauf an, wie Sie ihn/sie kritisieren. Möchten Sie ein bestimmtes Verhalten ansprechen, ist die in Beziehungen bewährte Kommunikationsform nach dem Psychologen Friedemann Schulz von Thun hilfreicher: Das Verwenden von Ich-Botschaften: "Ich fühle mich xy, wenn du z". Das soll den Partner nicht direkt angreifen und ihm zugleich erklären, was sein/ihr Verhalten bewirkt. Also anstatt "Du bist wie dein Vater." sagen Sie lieber: "Ich fühle mich bervormundet, wenn du mir sagst, ich solle kein Süßigkeiten essen."

Nichtsdestotrotz ist es manchmal einfach besser, nichts zu sagen oder zur Notlüge zu greifen. Denn Ihr Partner will wirklich nicht hören, dass er/sie alt, dick oder faul geworden ist. Auch nicht, wenn Sie sagen: "Ich fühle mich schlecht, wenn du das Kleid anziehst und dick aussiehst." Manchmal ist es in einer Beziehung besser, einfach zu schweigen und dem anderen einen Kuss auf die Stirn oder den Mund zu geben. Und wer küsst, kann nicht streiten.

Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online.de, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe" über Liebe, Partnerschaft und Sex.

Verwendete Quellen
  • psychologytoday.com
  • Miteinander reden, Friedemann Schulz von Thun, 2009
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