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Liebeskummer ist wichtig für das eigene Leben


Kolumne "Lust, Laster und Liebe"
Dieser Höllenschmerz ist gut für Sie

  • Jennifer Buchholz
MeinungEine Kolumne von Jennifer Buchholz

09.10.2019Lesedauer: 4 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

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Ein Mann weint: Die starken Gefühle bei Liebeskummer sollten Sie nicht verdrängen.Vergrößern des Bildes
Ein Mann weint: Die starken Gefühle bei Liebeskummer sollten Sie nicht verdrängen. (Quelle: Marjan_Apostolovic/getty-images-bilder)

Ein unsichtbares Messer bohrt sich in mein Herz und meine Augen fangen an, zu brennen. "Es ist vorbei", wiederholt mein Jetzt-Ex. Ich greife nach seinem Arm. "Es liegt nicht an dir. Da ist einfach nichts mehr zwischen uns." "Es liegt nicht an dir" – diese Floskel hilft nicht. Doch der Höllentrip, der jetzt beginnt, ist nötig.

Das Wichtigste im Überblick


Ich dachte immer, diese Liebe würde ewig halten. Schließlich hatten wir die gleichen Vorstellungen vom Leben und die gleichen Wünsche für diese Beziehung. Wir haben Fünf-Jahres-Pläne geschmiedet, schauten uns nach einer gemeinsamen Wohnung um und auch die Intimität kam nicht zu kurz.

"Ich bin ein Heiratsschwindler"

"Ich bin schwul", "Ich sterbe in ein paar Tagen und will dich damit nicht belasten" oder "Ich bin ein Heiratsschwindler und will dich nicht weiter in die Sache hineinziehen": All diese Gründe für das plötzliche Ende unserer Beziehung hätte ich eher verstanden als "Da ist nichts mehr zwischen uns". Der Satz ist so nichtssagend und hilft mir überhaupt nicht.

Eine Beziehung kann aus verschiedenen Gründen enden: unterschiedliche Lebensvorstellungen, fehlende Gefühle füreinander oder auch der Tod des anderen. Egal, was der Grund für die Trennung ist: Was danach kommt, ist nicht schön und tut höllisch weh! Es reißt einem den Boden unter den Füßen weg und man fragt sich: Wozu all der Schmerz? Kann man nicht einfach komplett vergessen und nach einer Woche ist alles wieder okay?

Wie lange dauert Liebeskummer?

Wenn der geliebte Partner aus dem Leben verschwindet, nimmt er die Gefühle für sich leider nicht mit. Man schwimmt in einem Meer aus Schmerz, Hass und ganz viel Trauer. Es scheint nie enden zu wollen. Tut es aber – laut einigen Psychologen und Datingportalen – nach fünf Phasen:

  1. Unverständnis und Verdrängung
  2. Hilflosigkeit und Stillstand
  3. Zurücksehnen und Wunsch, es erneut zu versuchen / Kampfgeist
  4. Regression, Wut, Rachegelüste
  5. Wehmut, Akzeptanz

Steckt man mittendrin, bringt das Wissen über den Ablauf herzlich wenig. Man denkt nur: Wann ist dieser ganze Mist endlich vorbei? Wann erreiche ich Phase fünf? Sicher ist: Je stärker der emotionale Breakdown verdrängt oder hinausgezögert wird, desto schmerzhafter und länger wird er sein. Das merken besonders Frauen und Männer, die sich nach der Trennung gleich in eine neue Beziehung stürzen: Plötzlich und unerwartet kommt der ganze Herzschmerz hoch – egal, wie tief er vergraben war.

Was kann ich gegen Liebeskummer tun?

Auch wenn es laut Psychologen einen bestimmten Ablauf bei Liebeskummer gibt: Jeder geht unterschiedlich mit einer Trennung um. Einige vernichten alles, was sie an den Ex-Partner erinnert und sind wütend auf die Welt. Andere versinken in einem tiefen, schwarzen Loch der Trauer. Und es gibt diejenigen, die Pläne schmieden, wie sie die vergangene Beziehung doch noch retten können.

Egal, zu welchem Typ Sie zählen: Reden Sie über Ihre Gefühle und Ihre Gedanken. Mit Ihren Freunden, Ihrer Familie und wenn die keine Lust mehr haben, zuzuhören, dann mit Ihrem Kissen oder Ihren Pflanzen. Notfalls tut es auch die Hotline der Lebensberatung. Hauptsache, Sie sprechen darüber, um so dem Gedankenkarussell in Ihrem Kopf zu entkommen: "Wir hätten mehr unternehmen müssen" oder "Ich hätte ihm meine Liebe stärker zeigen müssen". Ihnen werden zig – teilweise schwachsinnige – Ausreden einfallen, warum ausgerechnet Sie an dem Ende Schuld sein könnten. Alles Quatsch!

Wenn Ihr Ex-Partner den wirklichen Grund genannt hat, können Sie sich sicher sein. Bis dahin sollten Sie nie den Grund bei sich selbst suchen. Denn das bringt Ihnen und Ihrem Liebeskummer nichts. Versuchen Sie daher direkt nachzufragen, was zu seiner Entscheidung geführt hat. Wenn Sie dafür noch etwas Zeit brauchen oder erstmal keinen Kontakt wünschen, warten Sie, bis es Ihnen besser geht und Sie genügend Kraft und Stärke für das klärende Gespräch haben. Es kann Ihnen helfen, die Trennung wirklich zu verarbeiten.

Warum geht es nicht ohne Liebeskummer?

Eine Trennung reißt ein tiefes Loch ins eigene Leben – nicht nur bei Teenagern, auch im Erwachsenenalter ist man davor nicht geschützt. Aus genau diesem Grund ist Liebeskummer so gut. Würde er ohne den ganzen Schmerz, ohne die Trauer, die Wut, den Hass und die Verzweiflung vonstattengehen, wäre es doch einfach nur wie ein fieser Sonnenbrand. Der ist nach ein paar Tagen vergessen und man macht weiter wie zuvor: Warnsignale ignorieren und nicht auf den eigenen Körper hören.

Wir brauchen Liebeskummer, damit wir uns wieder auf uns selbst besinnen und aus dem gewohnten Tagesablauf, der häufig mit einer Beziehung einhergeht, herauskommen. Einige brauchen das Wachrütteln auch, um zu realisieren, wie sehr sie sich selbst, ihre Freunde und ihre Familie während der Beziehung vernachlässigt haben und dass ihr Partner doch nicht so toll war, wie sie immer dachten. "Diese Erkenntnis wirst du auch bald haben", versichert mir meine beste Freundin, als ich noch am gleichen Abend heulend in ihren Armen liege. "Und so lange bin ich für dich da." So gesehen ist Liebeskummer etwas Gutes – wenn man ihn mit den richtigen Leuten überstehen kann.

Jennifer Buchholz, Redakteurin bei t-online.de, schreibt in ihrer Kolumne "Lust, Laster, Liebe" über Liebe, Partnerschaft und Sex.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Brigitte Moshammer-Peter, Psychotherapeutin – Liebeskummer
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