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Anonyme Alkoholiker: Die spannendsten Fakten über die Selbsthilfegruppe


Selbsthilfegruppe
Die Anonymen Alkoholiker werden 70: Die interessantesten Fakten

Von Laura Helbig

Aktualisiert am 15.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Die Anonymen Alkoholiker werden 70: In Deutschland gibt es die Selbsthilfegruppe seit 1953. (Quelle: jw)

Die Anonymen Alkoholiker feiern in Deutschland ihr 70-jähriges Jubiläum. Das sind die interessantesten Fakten über die Selbsthilfegruppe.

Die Anonymen Alkoholiker werden 2023 in Deutschland 70 Jahre alt. Die erste Selbsthilfegruppe für Alkoholabhängige wurde im Jahr 1953 in München gegründet. Inzwischen gibt es allein in Deutschland etwa 1.650 Gruppen, die sich wöchentlich treffen.

Initial gegründet wurden die Anonymen Alkoholiker im Jahr 1935 in den USA. Von dort aus expandierte die Bewegung in etliche Länder auf der ganzen Welt. Auch wenn die Selbsthilfegruppe heutzutage sehr bekannt ist, ranken sich noch immer einige Mythen um sie. t-online hat einige interessante Fakten zusammengetragen.

Die Anonymen Alkoholiker sind wirklich anonym

Der Name Anonyme Alkoholiker (AA) ist Programm. Anonymität ist eine der Leitlinien der Gruppe. So werden etwa keine Listen mit Namen geführt, auch in den Gruppen selbst werden in der Regel nur Vornamen benutzt.

Da die Alkoholsucht in der Gesellschaft noch immer stigmatisiert wird, schützt die Anonymität die Betroffenen davor, dass ihre Zugehörigkeit bei den AA öffentlich bekannt wird.

Diese Bedeutung haben die Medaillen

Sie kommen in etlichen Filmen und Serien vor – die berühmten Medaillen oder "sobriety coins" ("Nüchternheit-Münzen") der Anonymen Alkoholiker. Sie symbolisieren den Fortschritt auf dem Weg zu einem Leben ohne Alkohol und sind mit bestimmten zeitlichen Meilensteinen verbunden, etwa:

  • Die weiße Medaille: wird an Personen vergeben, die sich entschließen, mit dem Trinken aufzuhören und sich den Anonymen Alkoholikern anzuschließen.
  • Die gelbe Medaille: wird nach einem Monat der Abstinenz vergeben.
  • Die grüne Medaille: wird nach zwei Monaten der Abstinenz vergeben.
  • Die rote Medaille: wird nach drei Monaten der Abstinenz vergeben.
  • Die blaue Medaille: wird nach sechs Monaten der Abstinenz vergeben.
  • Die goldene Medaille: wird nach einem Jahr der Abstinenz vergeben.

Es gibt auch spezielle Medaillen für Abstinenz-Zeiten, zum Beispiel eine silberne Medaille für 18 Monate oder eine dreifarbige Medaille für 24 Monate. In Deutschland werden die Münzen bei den Anonymen Alkoholikern übrigens nicht verteilt.

Die Anonymen Alkoholiker sind die erfolgreichste Selbsthilfegruppe

Eine Analyse des internationalen Forschungsnetzwerkes Cochrane aus dem Jahr 2020 zeigt, dass das Programm der Anonymen Alkoholiker tatsächlich zu wirken scheint. Dabei wurden insgesamt 27 Studien mit mehr als 10.000 Teilnehmern miteinander verglichen.

Das Ergebnis: Die regelmäßige Teilnahme an AA-Treffen half den meisten Alkoholikern wirksamer, dauerhaft abstinent zu bleiben, als vergleichbare Behandlungen wie der kognitiven Verhaltenstherapie. Der Analyse zufolge hängt der Erfolg im Wesentlichen von den gut geplanten Förderprogrammen ab, welche die dauerhafte Teilnahme an AA-Treffen unterstützen.

Es gibt noch weitere anonyme Selbsthilfegruppen

Die Anonymen Alkoholiker waren die erste große Selbsthilfegruppe. Inzwischen gibt es für fast jede Form der Abhängigkeit eine Gruppe, beispielsweise die:

  • Narcotics Anonymous (NA): Selbsthilfegruppe für Menschen mit Drogenabhängigkeit
  • Anonyme Spieler/Gamblers Anonymous (GA): Selbsthilfegruppe für Menschen mit Glücksspielproblemen
  • Overeaters Anonymous (OA): Selbsthilfegruppe für Menschen mit Essstörungen
  • Anonyme Sexsüchtige/Sexaholics Anonymous (SA): Selbsthilfegruppe für Menschen mit Sexsucht
  • Emotions Anonymous (EA): : Selbsthilfegruppe für Menschen, die Schwierigkeiten haben, ihre Emotionen zu kontrollieren

Neben den Gruppen für Betroffene gibt es auch solche für Angehörige. Bei den Anonymen Alkoholikern heißen diese Gruppe etwa "Al-Anon" (Angehörige und Freunde), "Alateen" (Selbsthilfegruppen für Kinder) und "Al-Anon Erwachsene Kinder" (erwachsene Kinder aus alkoholkranken Familien).

Die berühmten "Zwölf Schritte"

Das Zwölf-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker besteht aus einer Reihe von Schritten, die von Teilnehmern durchgearbeitet werden sollen, um ihre Sucht oder ihr problematisches Verhalten zu überwinden.

Die Schritte sind in Form von Glaubenssätzen formuliert und stehen in der Vergangenheitsform, weil sie Erfahrungen dokumentieren sollen:

  1. Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind – und unser Leben nicht mehr meistern konnten.
  2. Wir kamen zu dem Glauben, dass eine Macht, größer als wir selbst, uns unsere geistige Gesundheit wiedergeben kann.
  3. Wir fassten den Entschluss, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes – wie wir Ihn verstanden – anzuvertrauen.
  4. Wir machten eine gründliche und furchtlose Inventur in unserem Inneren.
  5. Wir gaben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu.
  6. Wir waren völlig bereit, all diese Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen.
  7. Demütig baten wir Ihn, unsere Mängel von uns zu nehmen.
  8. Wir machten eine Liste aller Personen, denen wir Schaden zugefügt hatten, und wurden willig, ihn bei allen wieder gutzumachen.
  9. Wir machten bei diesen Menschen alles wieder gut – wo immer es möglich war –, es sei denn, wir hätten dadurch sie oder andere verletzt.
  10. Wir setzten die Inventur bei uns fort, und wenn wir Unrecht hatten, gaben wir es sofort zu.
  11. Wir suchten, durch Gebet und Besinnung die bewusste Verbindung zu Gott – wie wir Ihn verstanden – zu vertiefen. Wir baten Ihn nur, uns Seinen Willen erkennbar werden zu lassen und uns die Kraft zu geben, ihn auszuführen.
  12. Nachdem wir durch diese Schritte ein spirituelles Erwachen erlebt hatten, versuchten wir, diese Botschaft an Alkoholiker weiterzugeben und unser tägliches Leben nach diesen Grundsätzen auszurichten.

Die Mitglieder der Anonymen Alkoholiker arbeiten diese Schritte für sich selbst durch, sie sind allerdings keine Voraussetzung für die Teilnahme an den Treffen.

Die Anonymen Alkoholiker sind keine Sekte

Immer wieder wird den Anonymen Alkoholikern vorgeworfen, eine Art religiöse Sekte zu sein. Tatsächlich bezeichnet sich die Selbsthilfegruppe als überkonfessionell und heißt Betroffene jeglichen Glaubens willkommen. Allerdings gehört Spiritualität zu einer der Leitlinien der Gruppe.

Auch wenn eine religiöse Ausrichtung von den AA selbst abgestritten wird, sind die Gruppen in christlich geprägten Ländern besonders erfolgreich. Wegen der spirituellen Komponente der Gruppe stehen viele Mediziner den Anonymen Alkoholikern kritisch gegenüber.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der dpa
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