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"Öko-Test": Viele Schlechte Noten beim Buntstifte-Test


Zwei Drittel bei "Öko-Test" durchgefallen
Sind Buntstifte zu schädlich für Kinderhände?

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 23.02.2017Lesedauer: 3 Min.
"Öko-Test" bemängelt krebsverdächtige Substanzen und Weichmacher in Buntstiften.Vergrößern des Bildes"Öko-Test" bemängelt krebsverdächtige Substanzen und Weichmacher in Buntstiften. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Die Hersteller von Buntstiften geraten unter Druck. Die EU-Kommission will Blei aus Stiften und Malfarben verbannen. "Öko-Test" warnt vor krebserregenden Substanzen, Kontaktgiften und Weichmachern. Wie groß ist die Gesundheitsgefahr für Kinder wirklich? Das müssen Eltern darüber wissen.

Die Alarmfarbe Rot springt beim Stifte-Test in der Februar-Ausgabe von "Öko-Test" ins Auge. 15 von 20 Buntstiftsets fallen durch. Ein einziges Set bekommt die Bestnote "Sehr gut", eines wird für gut befunden, drei weitere schneiden befriedigend ab.

Wie kann es sein, dass so viele als schädlich eingestufte Buntstifte überhaupt verkauft werden dürfen? Das liegt daran, dass "Öko-Test" besonders strenge Maßstäbe anlegt. Gemäß der Spielzeugnorm sind die meisten Stifte in Ordnung. Aber "Öko-Test" hat sie im Labor nach den strengeren Vorgaben für Textilien testen lassen, weil Kinder beim Malen intensiven Hautkontakt mit den Stiften haben und auf ihnen herumkauen und lutschen. Durch Reibung, Speichel und Schweiß könnten sich Farbstoffe lösen und in den Körper gelangen.

Negativpunkte gab es für Substanzen, die möglicherweise Krebs auslösen, umstrittene Weichmacher wie Phtalate und weitere Schadstoffe.

Zwei Drittel der Stifte sind "ungenügend"

Nach diesen Kriterien verpassten die Verbraucherschützer 15 der 20 Stifte die Note "Ungenügend". Unter den Testverlierern sind sowohl teure Stifte von traditionellen Herstellern und Öko-Marken als auch Billigsets für ein bis zwei Euro.

Das beauftragte Labor für Farbprüfungen habe in Lacken und Minen "eine erschreckende Bandbreite krebserregender und -verdächtiger Farbbestandteile" nachgewiesen. Demnach waren 14 Buntstiftsets mit aromatischen Aminen belastet. In zwei Marken stieß das Labor etwa auf o-Anisidin, das von der Europäischen Chemikalienagentur ECHA als krebserregend eingestuft wird.

Die Lacke von zwei Marken enthielten außerdem Phthalate. Diese Weichmacher stehen im Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen und wie ein Hormon zu wirken. In zehn Stiftesets fanden die Tester Ersatzweichmacher, deren Langzeiteffekte noch nicht erforscht seien.

Was taugen die Buntstifte auf dem Papier?

Für Kinder ist es also ungesund, an Buntstiften zu lutschen. Doch was taugen die Stifte beim Malen und Zeichnen? Das Testurteil für die Stifte basiert auf der Schadstoffprüfung. "Öko-Test" unterzog die Buntstifte auch einem Praxistest, doch diese Wertung floss nicht in die Gesamtnote ein, sondern wurde separat vermerkt.

Immerhin: Die Hälfte der Buntstifte überzeugte durch gute Deckkraft. Ihre Minen sind stabil und lassen sich leicht spitzen. Aber bei neun Stiften brach beim Anspitzen mehrfach die Mine, zwei ließen sich schwer spitzen.

Minuspunkte im Schadstoff- und Praxistest

Besonders viele Mängel monierte "Öko-Test" beim Disney-Set "Die Eiskönigin" mit 16 Buntstiften, das in Tedi-Märkten für etwa zwei Euro zu haben ist. Abgesehen vom Urteil "Ungenügend" für bedenkliche Inhaltsstoffe gab es null Punkte im Praxistest, weil die Mine schon unter geringem Druck zerbröselt und im Spitzer mehrfach abgebrochen sei. Außerdem überzeugte die Deckkraft nicht.

Auch bei einem weiteren Set von Tedi ("Kids 15 Buntstifte") sowie beim "Bunstift-Set 3 mm Mine 12-teilig" der Drogeriekette Müller und "Tip Bunstifte mit Sechskantform" von Real seien die Minen gebröselt und gebrochen.

Der Testsieger ist holzfrei

Testsieger ist "BIC Kids Tropicolors 2, holzfrei". Bei der Buntstiftpackung für etwa zwei Euro hatte "Öko-Test" bei den Inhaltsstoffen nichts zu beanstanden und vergab die Note "Sehr gut". Im Praxistest erhielten die Stifte nur vier von sechs Punkten, weil die Mine beim Anspitzen brach.

"Öko-Test" rät Eltern, Buntstifte aus naturbelassenem Holz ohne Lackschicht zu kaufen. Schwieriger ist es, jüngere Kinder davon abzuhalten, an Stiften zu lutschen oder daran zu knabbern.

EU plant strengere Blei-Grenzwerte für Buntstifte

Um besseren Schutz für die jüngsten Kreativen geht es auch bei der geplanten Verschärfung der EU-Grenzwerten für Blei in Kinderspielzeug. Demnach dürfen Buntstifte ab 2018 nur noch zwei Milligramm Blei pro Kilogramm Spielmaterial enthalten statt bisher 13,5 Milligramm. Bei Wasserfarben sind dann nur noch 0,5 statt 3,4 Milligramm Blei zulässig.

Die EU-Kommission verweist auf Grenzwerte der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, wonach ein Kind nicht mehr als 0,5 Mikrogramm Blei pro Kilogramm Körpergewicht und Tag aufnehmen sollte.

Kritiker: Kinder müssten 18 Buntstiftminen pro Jahr lutschen

Kritiker der Regelung argumentieren, die Grenzwerte seien so bemessen, dass ein Kind pro Jahr 18 vollständige Buntstiftminen zu sich nehmen müsste. Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) verteidigt die EU-Pläne.

Die strengeren Grenzwerte für Blei entsprächen den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Demnach könnten schon kleinste Mengen des Schwermetalls einen negativen Effekt auf die Intelligenz eines Kleinkindes haben, sagt die BfR-Produktexpertin Bärbel Vieth.

Ist bleifreies Malen unmöglich?

Es sei aber nicht damit zu rechnen, dass deutsche Hersteller von Buntstiften, Kreide oder Knete ihre Produkte vom Markt nehmen müssten. Die geltende deutsche Verordnung habe bereits einen niedrigeren Grenzwert als die geplante EU-Schwelle.

Hersteller verweisen darauf, dass das Blei in Farben aus natürlichen Mineralien stamme. Es lasse sich chemisch nicht entfernen. Betroffen von dem Verbot seien vor allem helle Farbtöne, weil die Belastung beim Weißpigment auftrete.

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