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Redewendungen erklärt: Woher stammt "In die Bresche springen"?


Mittelalterliche Redewendungen
Woher stammt "In die Bresche springen"?


Aktualisiert am 27.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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"In die Bresche springen": Viele Redewendungen stammen aus dem Mittelalter.Vergrößern des Bildes
"In die Bresche springen": Viele Redewendungen stammen aus dem Mittelalter. (Quelle: Illustrationen von Dawn Parisi aus "Allerhöchste Eisenbahn" von K. Mahrenholtz & D. Parisi; Duden, 2020/t-online)

Viele Redewendungen, die wir im Alltag verwenden, haben ihren Ursprung im Mittelalter – doch welche Geschichten dahinterstecken, wissen die wenigsten.

An manchen Tagen fühlt man sich "wie gerädert" oder merkt, dass jemand "etwas im Schilde" führt. "Da frag' ich mich manchmal: Wenn die Leute wüssten, welche martialischen Ursprünge sich hinter einigen Redewendungen wie zum Beispiel 'Sich wie gerädert fühlen' stecken, ob sie diese dann wirklich noch benutzen würden", sagt Katharina Mahrenholtz, Autorin des Buches "Allerhöchste Eisenbahn! Verliebt in 100 Redewendungen", t-online.

Dieser Ausdruck – so wie viele andere Redensarten – haben ihren Ursprung im Mittelalter. Doch warum gibt es gerade aus dieser Epoche so viele Redewendungen? "Die Leute im Mittelalter wurden erstmals richtig sesshaft und haben Städte gegründet, es lebten also viele Menschen auf einem Fleck und teilten eine Sprache", erklärt Mahrenholtz. "Dadurch entstand ein Gemeinschaftsgefühl, das Sprache herstellt und somit konnten sich Redewendungen einfach besser durchsetzen. Dass sich das aber so lange gehalten hat – das ist tatsächlich erstaunlich", findet sie.

"Für jemanden in die Bresche springen"

So ist die "Bresche" aus "Für jemanden in die Bresche springen" beispielsweise ein Begriff aus der mittelalterlichen Kriegsführung und bedeutet so viel wie "Lücke" oder "Loch". "Damals war es schwierig eine Burg zu erobern, weil man wortwörtlich gegen Wände gelaufen ist", sagt Mahrenholtz. Oftmals gab es für die Ritter also nur die Möglichkeit, an einer Stelle so lange anzugreifen, bis ein Loch entstand.

Katharina Mahrenholtz, 1970, ist Redakteurin beim NDR, auf die Themen Literatur und Kultur spezialisiert und hat sich "schon immer für Sprache interessiert." Zusammen mit der Illustratorin Dawn Parisi veröffentlichte sie unter anderem das Buch "Allerhöchste Eisenbahn! Verliebt in 100 Redewendungen".

Durch diese Lücke konnten einige Angreifer dann durchgeschleust werden, um im Inneren der Burg Feuer zu legen. "Das musste auf jeden Fall von den Verteidigern verhindert werden und dann sind tatsächlich Ritter in diese Lücke gesprungen und haben sie mit ihrem eigenen Körper verschlossen. So heißt es zumindest – dabei war niemand", erzählt die Autorin. Da bekommt der Ausdruck, der heutzutage so viel wie "Für jemanden einspringen, eintreten" bedeutet, gleich ein ganz anderes Gewicht.

"Auf den Busch klopfen"

Auch diese Redewendung, die so viel wie "etwas durch geschicktes Fragen zu erfahren suchen" bedeutet, hat ihren Ursprung im Mittelalter. "Sie ist belegt und ziemlich einfach erklärt", sagt Mahrenholtz. Dabei handelt es sich um eine Form der Jagd, bei der die Jäger aus dem Mittelalter auf Büsche und Sträucher geklopft haben. Dadurch wurden Wildtiere und Vögel aufgescheucht, die sich in den Büschen versteckten, und die Beute konnte erlegt werden.

"Etwas im Schilde führen"

Die immer noch gebräuchliche Redewendung "Etwas im Schilde führen", die so viel wie "etwas aushecken, planen" bedeutet, haben die Ritter geprägt. Denn damals hatte jede adlige Familie ein eigenes Wappen, das auch auf den Schilden der Ritter abgebildet war. "So konnte jeder schon von Weitem erkennen, wo der Ritter herkam – und eben auch ob er ein Freund oder Feind war", erklärt die Expertin. Man führte also sozusagen sein Wappen im Schilde.

Und "Etwas Böses im Schilde führen" komme laut Mahrenholtz daher, dass manche Ritter ihre Waffen hinter dem Schild versteckt hielten, um erst einmal den Eindruck zu erwecken, sie kämen in freundlicher Absicht, sich aber in Wirklichkeit als Feind entpuppten.

"Sich wie gerädert fühlen"

"Wenn ich die Redewendung 'Sich wie gerädert fühlen' höre, verbinde ich seltsamerweise sofort Augenringe damit, die aussehen wie Räder – was natürlich überhaupt nicht der Fall ist", sagt die Autorin. Denn diese Redewendung beruht auf einer schrecklichen Mittelaltergeschichte, in der es um eine schlimme Todesstrafe für Verbrecher geht.

Dabei wurden den Tätern mit einem großen Rad oder einem Hammer zuerst alle Knochen zerschlagen. Dann wurden sie auf einem anderen großen Rad festgebunden und an einem Pfahl zur Schau gestellt. "Alle konnten zugucken, bis die Täter dann endlich starben", sagt Mahrenholtz. Und das konnte unter Umständen einige Tage dauern. Heutzutage wird der Ausdruck dagegen verwendet, um mitzuteilen, dass man "völlig erschöpft" oder "aufgrund von Strapazen sehr ermüdet" ist.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Katharina Mahrenholtz & Dawn Parisi: "Allerhöchste Eisenbahn! Verliebt in 100 Redewendungen", Duden 2020
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