Mit Pheromon-Partys zum Traumpartner
Liebe geht durch die Nase. Ungewaschene T-Shirts liegen zum beschnuppern bereit, auf Pheromon-Partys soll der Geruch zum Traumpartner fΓΌhren.
Dutzende Frauen und MΓ€nner stehen in einer Londoner Bar und schnΓΌffeln an PlastiktΓΌten. Doch statt Drogen zu inhalieren, riechen sie an ungewaschenen T-Shirts. Sie sind Teilnehmer einer "Pheromon-Party", und der Geruch soll ihnen den Weg zu ihrem Traumpartner weisen. Die in den gebrauchten T-Shirts enthaltenen Botenstoffe, sogenannte Pheromone, spielen eine groΓe Rolle bei der Wahl des richtigen Partners, ist Judy Nadel, Organisatorin der Single-Party, ΓΌberzeugt.
Partnerwahl durch Geruchsproben
Alle Teilnehmer haben ein Baumwoll-T-Shirt mitgebracht, das sie in drei aufeinanderfolgenden NΓ€chten getragen haben - ohne Deo oder ParfΓΌm zu benutzen. Jetzt stecken die Hemden in durchsichtigen Beuteln, zusammen mit einer nummerierten rosafarbenen oder blauen Karte.
"Riecht an so vielen TΓΌten wie ihr wollt, habt SpaΓ", ermuntert Nadel die GΓ€ste. Es wird nervΓΆs gekichert, bevor sich die Menge auf den TΓΌtenberg stΓΌrzt. MΓ€nner nehmen sich die rosa markierten vor, Frauen die blauen. Einige ΓΆffnen die Beutel vorsichtig und schnuppern nur leicht daran, andere stecken ihre Nase tief in den fremden KΓΆrpergeruch hinein.
Kontakt aufnehmen oder auch nicht
"Das wurde bestimmt mehrere Tage getragen", witzelt ein junger Mann. "Die riechen doch alle gleich", findet hingegen sein Freund Steven, ein 23-jΓ€hriger angehender Jurist. Wer glaubt, den Geruch eines potenziellen Partners entdeckt zu haben, lΓ€sst sich mit der nummerierten TΓΌte fotografieren. Das Foto wird an die Wand projiziert, und die Besitzerin oder der Besitzer des jeweiligen T-Shirts kann dann Kontakt aufnehmen - oder auch nicht.
Ein bΓ€rtiger Mann, dessen weit aufgeknΓΆpftes weiΓes Hemd den Blick auf seine behaarte Brust freigibt, ist nicht sehr wΓ€hlerisch. Um seine Chancen zu erhΓΆhen, lΓ€sst er sich mit Nummer 35, 88, 52 und 128 fotografieren.
Mit SpaΓ bei der Sache
Die AtmosphΓ€re in der Bar im angesagten Londoner Osten ist locker, es werden Witze gerissen und es wird viel gelacht. "Es ist so ein merkwΓΌrdiges Konzept, das ist ein riesiger Eisbrecher. Denn wie will jemand cool und aufgeblasen sein, wenn er am T-Shirt eines Fremden riecht", sagt Organisatorin Nadel.
Gute Chancen durch Evolutionstheorie
Die Idee zu den Pheromon-Partys stammt aus den USA, von der KΓΌnstlerin Judith Prays. Sie ahmte damit ein Experiment des Schweizer Evolutionsforschers Claus Wedekind nach.
Bei der ersten Londoner Pheromon-Party im MΓ€rz fanden sich sechs Paare - ob sie heute noch zusammen sind, weiΓ Nadel nicht. Bei den Londoner Singles kommt die Idee jedenfalls gut an. 140 MΓ€nner und Frauen waren bei den Partys jeweils dabei, viele weitere lieΓen sich auf die Warteliste setzen. Bis zu zwΓΆlf Pfund (15 Euro) kosten die Eintrittskarten, je nach Zeitpunkt der Buchung.
Nicht nur der Duft zΓ€hlt
Ein Freund schenkte den Schwestern Marta und Berta die Tickets, weil beide seit kurzem wieder ohne Partner sind. Die 33 und 29 Jahre alten Frauen nehmen sich begeistert TΓΌte fΓΌr TΓΌte vor. Nicht nur anhand des Geruchs versuchen sie RΓΌckschlΓΌsse auf den Charakter des TrΓ€gers zu ziehen. Auch auf den Stil des T-Shirts und ob es sorgfΓ€ltig gefaltet oder einfach in den Beutel gestopft wurde, achten die Schwestern.
Phermon-Partys geben keine Garantie auf groΓe Liebe
Doch je spΓ€ter der Abend, desto mehr schwindet Martas Hoffnung, hier einen Seelenverwandten zu finden. "Eigentlich ist es gar nicht wichtig, was ich rieche, wenn mir nicht gefΓ€llt, was ich sehe", sagt sie. Keiner der MΓ€nner in der Bar sei ihr Typ.
Der 48-jΓ€hrige Bob steht abseits der Menge und nippt an seinem Drink. "Ich hatte wirklich Angst, dass jemand an meinem Hemd riecht und es auf den Boden wirft", gesteht er. Das ist zum GlΓΌck nicht passiert, alle bleiben an diesem Abend zivilisiert.