Das sagen Experten Intimrasur: Ist unten ohne wirklich hygienischer?

Ist Intimrasur wirklich hygienischer? Experten hinterfragen dies und beleuchten die vermeintlichen Vorteile im Detail.
88 Prozent der Frauen und 67 Prozent der Männer enthaaren sich den Intimbereich teilweise oder ganz. Das ergab eine Studie der Universität Leipzig. Das Rasieren der Achseln kommt sogar noch häufiger vor. 90 Prozent der befragten Frauen gaben an, hier keine Haare zu haben – bei den Männern waren es 78 Prozent. Ein häufiges Argument für die Komplettrasur: Haarlos ist hygienischer. Zudem entspreche der enthaarte Intimbereich dem Schönheitsideal der Befragten und verbessere den Geschlechtsakt.
Die Forscher merkten zudem an, dass bei Frauen die "Haarentfernung im Genitalbereich auch als Zeichen gesteigerter weiblicher Emanzipation begriffen werden" könne. Durch die Entfernung der Haare werde das weibliche Genital sichtbarer und so bewusster von der Frau wahrgenommen, so die Begründung.
Ist die Intimrasur hygienischer?
Ist es tatsächlich hygienischer und gesünder, sich die Schamhaare zu entfernen? Das Deutsche Beratungszentrum für Hygiene des Universitätsklinikums Freiburg sagt dazu: Nein. So habe beispielsweise Schweißgeruch nichts mit der Behaarung zu tun. Ob jemand danach rieche, sei vielmehr vom Körperzustand im Allgemeinen abhängig. Zudem würden hormonelle Schwankungen, die Ernährung sowie die Kleidung und auch die Bewegung die Schweiß- und somit die Geruchsbildung beeinflussen. Zusätzlich wirke sich auch Stress und Angst auf die Art des Körpergeruches aus, erklären die Hygieneexperten.
Unangenehmen Geruch im Intimbereich verhindern
Mit Rasieren könne man einem Schweißgeruch nicht vorbeugen. Besser sei es, so Experten, sich regelmäßig zu waschen sowie die Unterwäsche entsprechend oft zu wechseln.
Schweiß bilde sich in behaarten und glatt rasierten Körperregionen gleichermaßen. Wer sich allerdings längere Zeit nicht wasche und nicht rasiere, rieche schneller – da helfe auch kein Wechsel der Unterhose. Der Grund: Zum einen blieben die geruchsbildenden Bakterien und Viren in den Haaren leicht hängen, zum anderen vergrößerten die Haare die Oberfläche, von der der Geruch verströmt werden könne, so die Hygieneexperten. Er könne sich dadurch besser verbreiten. Das gilt sowohl für Schweiß- als auch für Intimgeruch.
Im Gegensatz zum Schweißgeruch ist der Intimgeruch bei der richtigen Pflege jedoch weniger unangenehm und penetrant, zudem hat dieser für einige einen positiven Nebeneffekt: In ihm enthalten sind auch Sexualduftstoffe (Pheromone), die sexuelle Bereitschaft signalisieren und potenzielle Partner anlocken sollen.
Gesundheitliche Probleme durch die Intimrasur

Ursprünglich schützten die Schamhaare den Intimbereich vor äußeren Einflüssen. Doch im Laufe der Geschichte kam vielfach der Wunsch auf, diese Körperregion möge eher haarlos sein. So ist bekannt, dass bereits im Altertum verschiedene Völker die Schambehaarung entfernten. Einige Ärzte gehen davon aus, dass angesichts unseres heutigen Lebensstils die Behaarung keine Schutzfunktion mehr hat. Eine US-Studie zeigte jedoch, dass bei Frauen und Männern, die sich den Intimbereich rasierten, ein erhöhtes Risiko für bestimmte Geschlechtskrankheiten bestand. So infizierten sich die Teilnehmer häufiger mit Herpes, Syphilis, Chlamydien oder auch Tripper (Gonorrhö). Die Forscher gehen davon aus, dass die Krankheitserreger durch die kleinen Schnittverletzungen nach der Rasur in den Körper gelangen.
Doch nicht nur Geschlechtskrankheiten können nach einer Intimrasur auftreten. Teilweise bilden sich nach der Nassrasur Entzündungen oder Pusteln. Auch eingewachsene Haare sind mögliche Folgen. Sie werden häufig nicht nur als unästhetisch wahrgenommen, sondern sind auch schmerzhaft. Werden die Auswirkungen der Nassrasur nicht behandelt, können teilweise sogar Abszesse entstehen. Es ist daher wichtig, bei der Intimrasur hygienisch vorzugehen und einen Rasierer mit scharfen Klingen zu benutzen.
Intimrasur – Schritt-für-Schritt
Mit diesen Schritten können Sie Gefahren bei der Intimrasur minimieren und Rötungen sowie Rasurpickelchen vorbeugen:
- Stutzen Sie mit einer kleinen Schere – beispielsweise Nagelschere – die Schamhaare.
- Weichen Sie Ihre Haut dann etwa drei bis vier Minuten in warmem Wasser ein. Das kann Rasurpickel verhindern.
- Tragen Sie Rasierschaum auf die zu rasierende Fläche auf. Wichtig: Da der Intimbereich sehr empfindlich ist, sollten Sie auf scharfe Produkte, wie sie beispielsweise für die männliche Gesichtsrasur verwendet werden, verzichten. Andernfalls werden die Schleimhäute im Intimbereich zu stark gereizt.
- Nun ziehen Sie die Haut etwas straff und rasieren mit dem Rasierer vorsichtig die gewünschten Stellen.
- Waschen Sie dann das restliche Rasiergel mit warmem Wasser ab.
- Trocknen Sie die Haut vorsichtig, aber gründlich ab.
- Die Stellen können Sie anschließend mit etwas Babypuder behandeln. Dies mindert Reizungen, Rasurbrand – und kann auch Rasurpickel verhindern.
Wichtig: Nach dem Rasieren sollten Sie Unterhosen aus Baumwolle oder zumindest mit hohem Baumwollanteil tragen. Dies minimiert Reizungen.
Was tun bei Rasierpickeln und Rötungen?
Sowohl Rasurpickel als auch Rötungen lassen sich mit der richtigen Vorbereitung und anschließenden Pflege verhindern. Wichtig ist, die Haut vor dem Rasieren gründlich in warmem Wasser einzuweichen. Darüber hinaus sollten Sie immer mit der Haarwuchsrichtung rasieren und – wenn möglich – an jeder Stelle nur einen Rasierzug machen.
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Wichtig ist auch die Nachbehandlung: Trocknen Sie nach der Rasur Ihren Intimbereich mit einem sauberen Handtuch gründlich ab. Baby- oder Talkumpuder kann das Einwachsen von Haaren und somit Rasurpickel verhindern. Und auf Unterwäsche mit einem hohen Synthetikanteil sollten Sie vorerst verzichten. Denn darunter kann die Haut schlechter atmen. Abgesonderter Schweiß bleibt sonst auf der oberen Hautschicht liegen und bietet einen idealen Nährboden für Bakterien.
Wie oft sollte man sich rasieren?
Wie oft Sie sich rasieren, hängt sowohl von Ihnen als auch von dem Zustand Ihrer Haut ab. Warten Sie mit der nächsten Rasur allerdings lieber so lange, bis sich Ihre Haut wieder erholt hat. Andernfalls ist sie anfälliger für schmerzhafte Entzündungen. Jeden zweiten Tag sollte das Rasieren im Intimbereich aber meist möglich sein.
- Dr. Ernst Tabori, Deutsches Beratungszentrum für Hygiene, Universitätsklinikums Freiburg
- Universität Leipzig: "Körperhaarentfernung bei immer mehr jungen Erwachsenen im Trend" Borkenhagen, Ada; Brähler, Elmar (Hrsg.): psychosozial 112 – "Intimmodifikationen"
- Dr. med. Verena Breitenbach: "Ganz intim", ISBN 978-3-432-11114-8