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Brasilien-Reisetipp: Trekking-Tour am Regenwald-Amazonas


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Trekking-Tour am Amazonas: Machete, Schweiß und Pioniergeist

Monika Neiheisser

16.10.2013Lesedauer: 5 Min.
Qualitativ geprüfter Inhalt
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Trekking im Regenwald von Brasilien.Vergrößern des Bildes
Dichter, fast undurchdringlicher Regenwald: Leicht ist die Expedition in Brasilien nicht, dafür einzigartig. (Quelle: Monika Neiheisser)

Eine Expedition zum höchsten Wasserfall Brasiliens (360 Meter), der erst vor wenigen Jahren entdeckt und noch namenlos ist. Durch den Regenwald des Amazonas führt die Trekking-Tour - per Boot und zu Fuß. Ein Abenteuer, das den Teilnehmern alles abverlangt. Doch das grandiose Naturerlebnis entschädigt für jede Mühe. Schauen Sie sich die Faszination einer Trekking-Tour durch Brasiliens Regenwald in der Foto-Show an.

Mit der Machete zum höchsten Wasserfall Brasiliens

Die grüne Wand scheint undurchdringlich. Wir müssen uns den Weg mit der Machete erarbeiten. Unser Trekking-Guide mit Spitzname Soldado schlägt gekonnt auf die wackelige Lianenwurzel, die den Weg versperrt. Erst dann kommen wir weiter im unwegsamen Gelände. Ihm steht der Schweiß in den Gummistiefeln und uns allen auf der Stirn. Vier Meter bis zu den nächsten Machetenschlägen. Stunde um Stunde. Am Abend fallen alle erschöpft in die Hängematte.

Wir sind ein sechsköpfiges Trekker-Team, unterwegs auf einer Expedition zum höchsten Wasserfall Brasiliens. Er liegt tief verborgen im Norden Brasiliens nahe der venezolanischen Grenze im Regenwald des Amazonas. Erst vor wenigen Jahren vom Hubschrauber aus entdeckt und noch namenlos. Doch unser Reiseleiter Wolfgang Brög verfügt über die GPS-Daten.

Über dem Amazonas baumelnd in Hängematten

Einer der typischen Amazonasdampfer bringt uns von Manaus, der Hauptstadt Amazoniens, 500 Kilometer flussaufwärts nach Barcelos. Wir fahren auf dem Rio Negro, einem Nebenarm des Amazonas. Es ist mit allem beladen, was bei uns in einen Lkw kommt, von der Melone bis zum Ziegelstein. Der Wasserweg ist die einzige Verbindung zu den Städten im Norden des Landes. Wir baumeln in der Hängematte im Rhythmus der Schiffsbewegung und genießen den Blick auf den vorbeiziehenden Regenwald mit kleinen Siedlungen, die die Ufer säumen, bis wir die nördlichste Stadt am Rio Negro erreichen.

Vom Kanu aus Piranhas angeln

Hier steigen wir in zwei Alu-Kanus um, die wir am Heck des Linienschiffs mitgeführt haben. Mit 600 Liter Sprit und Lebensmittel wie Reis, Bananen, Mehl, Kaffee, Schokolade und Haferflockenpulver für 280 Mahlzeiten an Bord, tauchen wir ein in das Labyrinth der Nebenarme des Rio Negro. Die Expedition beginnt.

Die Motoren der Außenboarder brummen. Einzelne Hütten indianischer Siedler, die von der Palmfasergewinnung leben, unterbrechen das Grün des Ufers nur noch selten. Plötzlich ruft Soldado: "Piranhas!" und deutet mit dem Finger ins kaffeebraune Wasser. Er zückt die Angel und hat wenig später tatsächlich einen Piranha am Haken. Am Feuer gebraten eine Delikatesse und weit weniger gefährlich als Filmemacher glauben lassen.

Einstieg zum Regenwald-Trekking

Im "Grünen Kanal", einem kleinen Schwarzwasserfluss, wird es eng und menschenleer. Hier tummeln sich Tapir, Wasserschwein und Fischotter im Wasser. Das Kanu mit dem größeren Tiefgang bleibt am Ufer zurück und wir verstauen das reduzierte Gepäck in einem einzigen Boot. Sprit, den wir für die Rückfahrt brauchen, deponieren wir in Verstecken im Grünen. Plötzlich versperren umgestürzte Bäume die Weiterfahrt. Soldado schlägt mit der Machete kleinere Äste ab, bei größeren Stämmen heult die Motorsäge auf, die immer wieder steckenzubleiben droht. Wir ziehen im rhythmischen "Hau-Ruck" die Stämme an Land und zerren das beladene Boot über den Sandgrund. Auf Kommando springen wir aus dem Boot, um den Tiefgang zu minimieren oder kraxeln wieder hinein, um das Kanu an der richtigen Stelle zu belasten. Acht Kilometer am Tag sind eine stolze Leistung. Bunte Aras, die Urwald-Papageien, schreien höhnisch, als lachten sie über unser Geracker in der menschenleeren Gegend. Doch den Einstieg für das Urwald-Trekking müssen wir finden.

Zu Fuß auf der Amazonas Dschungel-Tour

Nach zwei Tagen kräftezehrender Arbeit verbleibt das Expeditionsboot am Ufer und wir schlagen uns zu Fuß weiter durch den Dschungel. Wolfgang mahnt: "Ihr dürft maximal acht Kilo mitnehmen. Wechselkleidung und Hängematte mit Regenschutz, mehr nicht. Das Essen für vier Tage teilen wir auf alle Rucksäcke auf. Urwald-Trekking auf weichem Boden bei feuchter Hitze ist zigmal anstrengender als wandern in den Alpen". Für das restliche Gepäck bauen unsere Guides tier- und wassersichere Verstecke.

Nach drei Stunden laufen - frisches Wasser aus der Liane

Soldado schlägt mit der Machete einen schmalen Pfad ins grüne Dickicht, das die Sonnenstrahlen nicht durchdringen können. Trotzdem tropft der Schweiß von Nasenspitze und Kinn. Wolfgang kontrolliert die Route mit dem GPS-Gerät, wir folgen ihm in kurzem Abstand. Ich verharre an einer Blattschneiderameise, die ein Blatt in ihrer vierfachen Körpergröße transportiert. Zwischendurch höre ich eine aggressive Wildschweinherde brüllen. Plötzlich erstarre ich vor Schreck. Die Gruppe ist weg! Spurlos verschwunden. Doch da: ein roter Punkt, kaum sichtbar, leuchtet zwischen den Blättern - Wolfgangs Rucksack, die Rettung.

Nach drei Stunden die ersehnte Pause. Ich werfe den Rucksack vom Rücken und reiße meine Wanderschuhe von den Füßen. Wolfgang reicht mir eine angeschnittene Liane und ich lasse das milde Wasser, das darin gespeichert ist, die Kehle hinunterlaufen. Welch eine Wohltat! Dann geht es weiter auf weichem Urwaldboden, über rutschige Baumstämme und Lianenwurzeln. Der Geruch von feuchtem Waldboden sitzt seit Tagen in der Nase.

Senkrechter Anstieg bis zur Hängematte unterm Sternenhimmel

Beim fast senkrechten Aufstieg von 500 auf 1100 Meter in weglosem Gelände und über feuchte Felsen lernen wir am nächsten Tag deutsche Alpenwege schätzen, die im gemäßigtem Zick-Zack zum Gipfel führen. Nach vier Stunden Kraxelei auf allen Vieren, schreien unsere Körper nach einer Pause. Soldado klettert eine zehn Meter hohe Palme hoch und erntet Pupunhas, eine dattelartige Frucht, aus der er ein nahrhaftes Getränk bereitet. Das, zusammen mit dem Haferflocken-Pulver, mobilisiert unsere letzten Kräfte. Die brauchen wir jetzt auch. Bald erreichen wir das ersehnte Hochplateau, ein Tepui, das mit völlig neuer Vegetation und trockenem Klima überrascht. Hier soll der Wasserfall versteckt sein. Schwarzer Felsen ist mit endemischem Buschgehölz, roten Lilien und bunten Irisarten überwuchert. Der betörende Kräuterduft erinnert an das Mittelmeer. Bald leuchtet der Mond sichelförmig, Sternschnuppen huschen über den Himmel und wir schlafen erschöpft in unseren Hängematten bei der letzten Glut des Lagerfeuers ein.

Letzte Anstrengung bis zum höchsten Wasserfall Brasiliens

Unter praller Sonne arbeiten wir uns weiter mit der Machete durch das Buschwerk auf dem Hochplateau. Drei Stunden später hören wir plötzlich Wasserrauschen. Ich bekomme Herzklopfen. Nach einigen Metern entdecken wir in der Ferne einen Wasserstreifen, der über die Felskante hinabstürzt. Die Euphorie, fast am Ziel zu sein, treibt uns vorwärts. Doch das Erreichen des Wasserfalls ist nochmals eine echte Herausforderung. Am Mittag stehen wir endlich an der Abrisskante der Schlucht, die das Wasser in den Felsen gegraben hat. Die Gischt des tosenden Wasserfalls, der 360 Meter senkrecht in die Tiefe stürzt, sprüht uns ins Gesicht. Die donnernden Wassermengen verschlucken jedes Wort und erfrischen die Luft. Wir können es kaum fassen. Nach 15 Tagen ist das Expeditionsziel erreicht! Stolz und glücklich stehen wir an einem der unberührtesten Flecken des gigantischen Urwalds, dessen Grün mit dem Blau des Himmels am Horizont verschmilzt. Jetzt sind Worte überflüssig...

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Weitere Informationen zum Trekking in Brasilien

Anforderungen: Die Expedition führt in einen der am weitesten abgelegenen Winkel Brasiliens. Gute körperliche Verfassung, sehr gute Kondition, Hitzeverträglichkeit und psychische Belastbarkeit sind unerlässlich. Die Bereitschaft, sich auf die Landesverhältnisse einzulassen, muss ebenfalls da sein.

Einreise: Kein Visum erforderlich

Impfungen: Keine Impfpflicht. Empfohlen: Malaria-Prophylaxe, Gelbfieber, Hepatitis A und Tetanus. Aktuelle Informationen über die Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen, Tel.: 07071/20 60, www.tropenklinik.de.

20-tägige Expedition inklusive deutscher Reiseleitung, Vollpension und Übernachtungen: 5390 Euro ohne Flug von Hauser Exkursionen international GmbH, Tel.: 089/23 50 06-0, E-Mail: info@hauser-exkursionen.de, www.hauser-exkursionen.de.

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