Wandern im Farbenrausch Sechs schöne deutsche Orte für eine Herbstwanderung
Jede Jahreszeit hat ihren ganz eigenen Charme – besonders deutlich wird das beim Wandern. An diesen Orten zeigt sich der Herbst in seiner vollen Pracht.
Nicht nur in Kanada und den USA lässt sich der "Indian Summer" bestaunen. Auch in Deutschland lockt das spektakuläre Herbstwald-Leuchten in tiefem Rot, glühendem Orange und sattem Gelb raus in die Natur. Bei diesen sechs Touren von der Ostsee bis ins Allgäu erleben Naturfreunde die bunte Pracht am schönsten.
Insel Rügen für Entdecker
Die alten Buchenwälder im Nationalpark Jasmund gehören zu den letzten unversehrten Wäldern Europas. Im Herbst verwandeln die rotbraun und golden gefärbten Blätter die größte deutsche Insel in einen einzigartigen Farbenrausch.
Besonders eindrucksvoll erleben Wanderer dieses Naturschauspiel entlang des Themenwegs "Weißes Rügen". In gut siebeneinhalb Stunden führt der Weg durch Wiesen und Wälder, durch Weiler und zum spektakulären Hochuferweg Jasmund.
Entlang der Küste pustet der Wind die Wanderer kräftig durch und belohnt mit einem weiten Blick zu den mächtigen Kreideformationen. Unterwegs lädt ein Stopp im Unesco-Welterbeforum in der historischen Waldhalle, inmitten des Nationalparks ein.
Dort können große und kleine Naturfreunde in die Geheimnisse der alten Buchenwälder eintauchen. Zum Abschluss der Wanderung warten in der Hafenstadt Sassnitz fangfrische Fischgerichte.
Rügen
Dauer/Streckenlänge: 26 Kilometer, Abkürzungen sind möglich.
Beste Wanderzeit: je nach Wetterlage bis Anfang November.
Tipp:Festes Schuhwerk, wetterfeste Kleidung und an Tagesverpflegung denken, falls vorhanden, ein Fernglas mitnehmen.
Geeignet für: trainierte Wanderer mit guter Kondition
Infos: Tourismuszentrale Rügen, Tel. 03838/807780, www.ruegen.de
Pfälzerwald für Familien
Braun, rund und glänzend kullern die Kastanien durch das raschelnde Laub auf dem Pfälzer Keschdeweg. Fallen die reifen Früchte von den Bäumen, beginnt für Groß und Klein die schönste Wanderzeit.
Der etwa 60 Kilometer lange Wanderweg führt durch das Biosphärenreservat Naturpark Pfälzerwald, vorbei an bis zu 300 Jahre alten Kastanienbäumen und durch golden schimmernde Buchenwälder.
Von Hauenstein führt der gut ausgeschilderte Weg zu bizarren Felsformationen, über die Burg Trifels zum Hambacher Schloss und bis nach Neustadt an der Weinstraße. Der Weg kann jederzeit abgekürzt, aber auch durch Varianten verlängert werden.
Unbedingt mitnehmen sollten Wanderer Beutel für die unterwegs gefundenen Kastanien, mit denen man dann zu Hause putzige Kastanienmännchen basteln kann. Entlang des Wegs werden Kastanienliebhaber mit kulinarischen Raritäten wie der Pfälzer Keschdesupp, dem deftigen Pfälzer Kastaniensaumagen, Kastanienlikör und sogar Keschdepralinen verwöhnt.
Pfälzerwald
Dauer/Streckenlänge: 56 Kilometer, je nach Ausdauer drei bis fünf Tagesetappen.
Beste Wanderzeit: bis etwa Mitte November; die Erntezeit der Pfälzer Esskastanien beginnt am 1. Oktober.
Tipp: Rund um die Kastanie finden viele Fest statt, zum Beispiel das Keschdefeschd in Annweiler am Trifels vom 1. bis 3. Oktober, der Kastanienmarkt in Edenkoben am 8. und 9. Oktober.
Geeignet für: Familien und Kastanienliebhaber
Infos: Südliche Weinstrasse, Tel. 06341/940-400, www.suedlicheweinstrasse.de und www.keschdeweg.de
Teutoburger Wald für Wander-Enthusiasten
Feuerrot, weinrot, braunrot und sogar pink leuchten die Ahornblätter auf dem Ahornweg im Süden des Osnabrücker Landes. Der etwa 100 Kilometer lange Rundwanderweg führt in Form einer Achterschleife durch den Teutoburger Wald. Der Weg teilt sich in eine kleine und eine große Schleife auf. Ausgangspunkt für beide Routen ist Bad Iburg.
Die kleine Runde mit 40 Kilometern geht auf schmalen Pfaden durch Obstwiesen sowie Buchen- und Ahornwälder stetig bergauf und bergab. Den höchsten Punkt der Runde markiert der 331 Meter hohe Dörenberg mit dem Hermannsturm.
Doch auf der längeren Runde des Ahornwegs, der auf 60 Kilometern Länge in südöstlicher Runde weiterführt, warten weitere Aussichtstürme und zahlreiche Aussichtspunkte mit immer neuen Weitblicken.
Auf anspruchsvollen Steigungen durchqueren die Wanderer zwei Naturschutzgebiete und erklimmen die Hügellandschaft der Borgloher Schweiz. Mit etwas Glück findet man in den Kalksteinfelsen Schalen urzeitlicher Meerestiere. Denn vor Jahrmillionen brandete ein Ozean an die Klippen des Teutoburger Waldes.
Teutoburger Wald
Dauer/Streckenlänge: Gesamt 100 Kilometer, je nach Kondition etwa drei Tage.
Beste Wanderzeit: bis Ende November
Tipp: Bei Bad Iburg, direkt am Ahornweg, liegt der 600 Meter lange Baumwipfelpfad mit spektakulären Aussichten.
Geeignet für: Geübte Wanderer, die auch eine anspruchsvolle Steigung nicht abschreckt.
Infos: Tourismusverband Osnabrücker Land, Tel. 0541/3234567, www.osnabruecker-land.de/tour/ahornweg/
Nationalpark Hainich für Urwaldfans
Ahorn, Rotbuchen, Eschen und die seltene Eisbeere mit ihren feuerroten Blättern, aber auch Totholz, besetzt mit Pilzen und Moosen, prägen den Nationalpark Hainich im Herbst. Mitten in Thüringen liegt dieses Stück Urwald. Es ist zudem das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands.
Kein Wunder, dass der Herbst dort nicht mit Farben geizt. In dieser Wildnis fühlen sich viele Vogelarten, seltene Fledermäuse, zahlreiche Käfer und Eidechsen und sogar Wildkatzen wohl.
Wer den Hainich gründlich erkunden möchte, der sollte zur großen, etwa 29 Kilometer langen Runde ab Weberstedt aufbrechen. Die Runde gilt als anspruchsvoll, berührt jedoch die schönsten Teile des Nationalparks, etwa den Feensteig, den Wildkatzenschleichpfad und den Wanderweg zum Craulaer Kreuz. Beruhigend zu wissen, dass die Route an vielen Stellen abgekürzt werden kann.
Nationalpark Hainich
Dauer/Streckenlänge: 29 Kilometer, etwa acht bis neun Stunden.
Beste Wanderzeit: bis Ende Oktober.
Tipp: Eindrucksvoll erschließt sich der Urwald entlang des Baumkronenpfads in 44 Metern Höhe mit seinen weiten Ausblicken.
Geeignet für: ausdauernde Wanderer und auf einzelnen Teilstrecken gut geeignet für Familien.
Infos: Nationalpark-Verwaltung, Tel. 0361/573914000, www.nationalpark-hainich.de
Allgäuer Alpen für Romantiker
Langsam taumelt ein rotbraunes Blatt auf die Wasseroberfläche. Berggipfel spiegeln sich im See. Fast meint man, irgendwo in den Weiten Kanadas an einem verträumten Bergsee zu sitzen. Doch dies ist der Freibergsee in den Allgäuer Alpen oberhalb von Oberstdorf. Bei einer rund dreistündigen Rundwanderung erleben Wanderer den farbenprächtigen Herbst in nahezu unberührter Berglandschaft.
Start und Ziel der Tour ist in Oberstdorf. Über Wurzeln und Steine und durch raschelndes Laub überwinden Naturliebhaber die etwa 230 Höhenmeter bis zum See. Stärkung und Erholung bietet dort der Biergarten des Restaurants Freibergsee.
Noch bis Mitte Oktober können Romantiker in einem Ruderboot auf den See hinaus paddeln. Wer die Wanderung ausweiten möchte, der findet eine Vielzahl an unterschiedlichen Tourenvarianten mit Aussichtspunkten auf die Allgäuer Hochalpen.
Allgäuer Alpen
Dauer/Streckenlänge: Etwa sieben Kilometer, rund drei Stunden ab und bis Oberstdorf ohne Pausen.
Beste Wanderzeit: je nach Wetterlage bis Ende Oktober.
Tipp: Die steilsten An- und Abstiege lassen sich umgehen bei einer gemütlichen Fahrt mit dem Schrägaufzug der Heini-Klopfer-Skiflugschanze unweit von Oberstdorf.
Geeignet für: Geübte und trittsichere Wanderer.
Infos: Tourismus Oberstdorf, Tel. 08322/7000, www.oberstdorf.de
Moselsteig für weinselige Wanderer
Wenn die Trauben an der Mosel geerntet werden, beginnt die schönste Zeit für eine Wanderung auf dem Moselsteig. In der warmen Herbstsonne schimmern die Reben goldgelb und die uralten Buchen- und Eichenwälder tragen bunt gefärbte Blätterkleider.
Der Moselsteig gehört zu den abwechslungsreichsten Fernwanderwegen in Deutschland. Auf 365 Kilometern führt er in 24 Tagesetappen vom deutsch-französisch-luxemburgischen Grenzort Perl bis zur Mündung am Deutschen Eck in Koblenz. Der gut markierte Weg eignet sich für ausgedehnte Spaziergänge ebenso wie für mehrtägige Wanderungen.
Entspannt geht es durch hübsche Weinorte und zu ehrwürdigen Klöstern, sportlich hinauf über die Terrassen der sehr steilen Weinberge und auf Serpentinenpfaden hinunter in Täler. Faszinierend sind die fast senkrechten Ausblicke auf die Mosel und ihre malerischen Moselschleifen. Entspannend sind die Pausen in den vielen urigen Straußwirtschaften und Weinstuben.
Moselsteig
Dauer/Streckenlänge: Gesamt 365 Kilometer mit 24 Etappen.
Beste Wanderzeit: bis Ende Oktober.
Tipp: Angeboten werden mehrtägige Wander-Arrangements mit Übernachtungen, Verpflegung, Wanderkarten und teilweise Gepäcktransfer.
Geeignet für: trainierte Wanderer mit guter Kondition.
Infos: Mosellandtouristik, Tel. 06531/9733-0, www.moselsteig.de, www.visitmosel.de/wandern
- Reiseagentur SRT