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Hopfenanbaugebiet Hallertau: Wo das Bier wächst


Im Herzen von Bayern
Hopfenanbaugebiet Hallertau: Wo das Bier wächst

srt, Brigitte von Imhof

Aktualisiert am 15.08.2017Lesedauer: 4 Min.
Die Hopfenreben sind ähnlich empfindlich und pflegeintensiv wie Weinreben.Vergrößern des BildesDie Hopfenreben sind ähnlich empfindlich und pflegeintensiv wie Weinreben. (Quelle: imagebroker/t.müller/imago-images-bilder)
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Im Herzen Bayerns breitet sich das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt aus. Wer mehr über die Grundlagen des Biers erfahren will, ist bei "Hopfen-Botschafterin" Elisabeth Stiglmaier in besten Händen.

Elisabeth Stiglmaier begrüßt ihre Gäste mit einer Entschuldigung: "Oiso, i red Bairisch und Englisch, aber mit mei'm Hochdeitsch hapert's." Nun, die charmante Chefin des Hopfenerlebnishofs Stiglmaier stapelt tief. Ihre eloquenten Ausführungen mit wohl dosiertem Bayrisch-Slang kann wirklich jeder verstehen.

Elisabeth Stiglmaier ist eine der 16 Hopfen-Botschafterinnen in der Hallertau. Ihre Aufgabe und Herzensanliegen ist es, den Menschen zu vermitteln, wie das Bier entsteht – also wie viel Fachwissen, Zeit und Zuwendung nötig sind, um das "Grüne Gold", wie die Hopfendolden genannt werden, bis zur Erntereife zu bringen. Wir sind in Attenhofen im Hopfenerlebnishof der Familie Stiglmaier, einer der rund 900 Hopfenbauern der Hallertau.

Das größte Hopfenanbaugebiet der Welt

Die Region, rund eine Autostunde nordöstlich von München, ist das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Auf 14200 Hektar wird hier seit 200 Jahren die bayerischste aller Pflanzen, der Hopfen, angebaut. Der Ertrag deckt rund 85 Prozent des Bedarfs in Deutschland und gut ein Drittel des Weltmarkts.

Während der Besuch von Weingütern fast schon zum Pflichtprogramm im Urlaub gehört, wissen die Abermillionen Bierliebhaber weltweit nur wenig über die Herkunft des Hopfen-Malz-Gerste-Gebräus. Zwar kann man von der Autobahn München-Nürnberg aus die Hopfengärten sehen. Doch wer etwas mehr wissen will, muss schon die Ausfahrt nehmen und beispielsweise in Attenhofen den Hof der Siglmaiers besuchen.

Die Hofherrin ist, das merken die Besucher schnell, eine Hopfenbäuerin mit Leib und Seele. Eigentlich wollte sie ja Kinderkrankenschwester werden. Doch dann lernte sie in einem Tanzlokal in Landshut einen jungen feschen Hopfenbauern kennen – ihr Schicksal war besiegelt.

Zuerst geht es in die Erntehalle, in der es einen Hopfentee gibt. Der schmeckt gallenbitter, ist jedoch sehr gut fürs Entgiften des Körpers, dank des Wirkstoffs Xantotumol. Er wirkt antibakteriell, hilft bei Malaria und Osteoporose und soll sogar Krebs verhindern. In der Hopfensorte Taurus ist die Xanthotumol-Konzentration am höchsten.

Jetzt geht es ist die schmucke Pfarrkirche St. Nikolaus. Hier erzählt Elisabeth, wie der Hopfen in die Hallertau gekommen ist. Zwar waren die Römer bei ihrem Versuch, in der Region Wein anzubauen, gescheitert. Dafür waren die Lehmböden und klimatischen Bedingungen ideal für den Hopfenanbau. Eine Gruppe von Slawen, die zirka 500 nach Christus im Zuge der Völkerwanderung ins heutige Niederbayern kamen, sollen die Pflanze erstmals kultiviert haben.

"Ein unwiderstehlicher Hopfenduft liegt in der Luft"

Der Bus bringt uns zu einem der Stiglmaier'schen Hopfengärten, die bereits in der sechsten Generation im Familienbesitz sind. Dort warten schon Bierschmankerln und Hopfenschuxn, ein deftiges Schmalzgebäck. 20 Hektar groß ist das Anbaugebiet der Familie, das ist etwas mehr als die durchschnittliche Anbaufläche der insgesamt 900 Hopfenbauern in der Halletau. Sieben Meter hoch sind die Hopfengerüste, an denen sich die Pflanzen an einem Draht hochhangeln. Auf einem Hektar können rund 2000 Kilo Hopfen gewonnen werden. 4000 Kilo reichen aus, um die Menge des ausgeschenkten Oktoberfest-Biers, rund 6,8 Millionen Liter jedes Jahr, zu gewinnen. Die Ernte ist aufwändig, sie geht Ende August/Anfang September in drei Wochen über die Bühne. "Da müssen Sie mal kommen, ein unwiderstehlicher Hopfenduft liegt in der Luft".

Ein Traktor mit dem Abreißgerät fährt durch die Zeilen im Hopfengarten, die Reben landen auf der Ladefläche, werden in die Erntehalle gebracht und dort kopfüber einzeln aufgehängt. Die Dolden werden maschinell abgestreift und gereinigt. In der Darre wird das "Grüne Gold" sechs Stunden lang getrocknet, bis der Wassergehalt von 80 auf 11 Prozent reduziert ist. Dann wird der Hopfen in Säcke gefüllt und in die Kühlhalle transportiert.

Empfindlich und pflegeintensiv wie Weinreben

Die Hopfenreben sind ähnlich empfindlich und pflegeintensiv wie Weinreben. Sie benötigen 100 Liter Wasser pro Quadratmeter. Künstliche Bewässerung ist nicht erlaubt. "2016 war ein Superjahr, daran werden wir dieses Jahr nicht anknüpfen können", vermutet Elisabeth Stiglmaier. Problematisch waren die Jahre 2013 und 2015, in denen der Ertrag ein Drittel weniger betrug als der Durchschnitt.

Neben Wassermangel können Hagel und Gewitterstürme den Hopfenpflanzen zusetzen. Die Hopfenbäuerin vermutet, dass künftig resistentere Hopfensorten gezüchtet werden müssten, um den Veränderungen durch den Klimawandel besser gewachsen zu sein.

Die urige Hopfen-Pro-Bier-Stube

Zum Ende der Hopfentour geht es in die urige Hopfen-Pro-Bier-Stube mit Holzofen, historischen Fotoaufnahmen und Arbeitsgeräten. Da serviert Elisabeth Stiglmaier ein deftiges Hopfenmahl mit Schweinsbraten, Semmelknödel, Sauerkraut und Kartoffel-Gurkensalat. Dieses Essen markierte traditionell das Ende der Erntezeit – eine verdiente Belohnung für die fleißigen Hopfenzupfer, die wochenlang in den Hopfengärten geschuftet haben. Dazu gibt es einige süffige Bierspezialitäten, wie etwa das naturtrübe Emmerbier, das aus Urgetreide hergestellt wird und aus dem Riedenburger Brauhaus kommt. Auf den Tischen liegen auch Broschüren auf Englisch aus. Die sind für die englischsprachigen Besuchergruppen, die meist im Rahmen einer Donau-Kreuzfahrt einen Tagesausflug ins Bierparadies der Hallertau machen.

Da die Hopfenbetriebe immer größer werden, schrumpft auch die Zahl der Hopfenbauern in der Hallertau. Bei den Stiglmaiers scheint in Sachen Nachfolge alles in trockenen Tüchern. Der zweitälteste Sohn Andreas will den Hof übernehmen, obwohl er bei Audi in Ingolstadt als IT-Spezialist eine ganz andere Karriere anstreben könnte. Seine Ausbildung zum Landwirt hat er erfolgreich absolviert, und bis zur Übernahme in ferner Zukunft bleiben die Eltern noch im Einsatz.

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