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Banda-Inseln: Geheimtipp in Indonesien


Insel-Tipp
Indonesiens vergessene Inseln

dpa, Florian Sanktjohanser

15.10.2014Lesedauer: 4 Min.
Entlegen und einzigartig: Die Banda-Inseln in IndonesienVergrößern des BildesEntlegen und einzigartig: Die Banda-Inseln in Indonesien (Quelle: dpa-tmn-bilder)
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Einst lieferten sich die europäischen Mächte einen Wettlauf um die Bandas, dann wurden die Eilande vergessen und versanken in einem Bürgerkrieg. Die Bewohner hoffen nun, mehr als zehn Jahre nach Ende des Konflikts, dass die Touristen zurückkehren auf die vielleicht faszinierendste Inselgruppe Indonesiens. Doch wer auf die entlegenen Inseln will, muss einen weiten Weg auf sich nehmen. Sehen Sie die Banda-Inseln auch in unserer Foto-Show.

Auf der Landkarte sind die Bandas nur ein Punkt inmitten des Archipels der Molukken. Doch vor 500 Jahren kämpften Portugiesen, Niederländer und Engländer um die zehn Eilande. Denn sie waren der einzige Ort auf der Welt, wo Muskatbäume wuchsen. Und deren Nüsse waren damals eines der wertvollsten Handelsgüter der Welt.

Ferdinand Magellan, Bartolomeu Dias, Vasco da Gama - sie alle segelten los, um die Molukken zu finden. Ein bisschen dürfen sich auch heutige Reisende als Entdecker fühlen, wenn sie morgens an die Reling treten und die sagenhaften Inseln zum ersten Mal am blassblauen Horizont sehen. Wenn die Fähre in die Meerenge zwischen der Hauptinsel Banda Neira und dem Vulkan Gunungapi biegt, hat man das Gefühl, am Ende der Welt angekommen zu sein.

Durch die engen Gassen Banda Neiras schlendern freundliche Bandanesen. Kanonen rosten am Straßenrand vor den verfallenden Kolonialvillen. Die flinke Tropennatur hat längst die Festungen der Portugiesen und Niederländer gestürmt. Auf der Brüstung von Fort Nassau grasen Kühe, im Innenhof spielen Jungs Fußball. Treppen führen durch blühende Frangipani und Bougainvillea hinauf zum Fort Belgica, das als einzige Festung renoviert wurde. Der Ausblick von den Mauern ist eine einzige Pirateninsel-Fantasie: Kanonen zielen hinaus auf die Bucht, wo früher Dreimaster ankerten und heute bunte Fischerboote tuckern.

Bürgerkrieg um die Jahrtausendwende

"Hier möchte ich irgendwann abends Dinner geben, mit Fackeln und Musik", sagt Abba, der eigentlich Rizal Bahalwan heißt. "Aber Abba können sich die Touristen leichter merken." Abba ist Besitzer eines Guesthouses und so etwas wie der oberste Tourismus-Botschafter der Bandas. Er hat als Fremdenführer gearbeitet, seit er 15 Jahre alt war. "Von 1990 bis 1998 kamen viele Touristen", erzählt er. "Eine Airline flog dreimal pro Woche von Ambon zu den Bandas." Auch damals erlebten die beschaulichen Inseln keinen Massentourismus, in den besten Jahren kamen 1500 Besucher. Dann brach der Bürgerkrieg aus.

Von 1999 bis 2002 massakrierten sich Muslime und Christen auf den Molukken zu Tausenden. Muslimische Fanatiker brannten eine Kirche aus der Kolonialzeit nieder, die christlichen Bandanesen flohen. Als der Spuk vorbei war, traute sich jahrelang kein Tourist mehr auf die Bandas.

Abba setzte trotzdem auf den Tourismus. 2007 eröffnete er das "Mutiara Guesthouse", das mit Antiquitäten und Büchern voll gestopft ist "Anfangs kam ein Gast pro Monat", erzählt Abba. Jetzt ist der Tisch jeden Abend voll. Die Gäste laden sich Barrakuda, Thunfisch-Buletten und Gemüse mit Erdnusssoße auf die Teller. Dazu säuselt traditionelle Molukken-Musik.

Bandas sind Paradies für Taucher

Heute scheinen die Wunden des Bürgerkriegs verheilt. Die Kirche ist wieder aufgebaut, jeden Sonntag versammelt sich hier eine Handvoll Christen zur Messe. Im Rumah Budaya ahnt man, wie die einstigen Kolonialherren lebten. Das kleine Museum ist meist geschlossen, aber Abba hat den Schlüssel aufgetrieben. In der früheren Moschee wurde alles zusammengetragen, was mit der Geschichte der Bandas zu tun hat: niederländische Silbermünzen, Säbel und Musketen, Möbel aus Tropenholz, ein Grammophon und eine der Glocken, mit denen die Plantagenarbeiter zum Essen gerufen wurden.

Bisher sind die Kulturtouristen allerdings eine Minderheit am Tisch von Abba. Die meisten Besucher sind Taucher. Denn die Korallenriffe der Bandas gehören zu den schönsten und gesündesten auf der ganzen Welt. Riesige Fächerkorallen und Schwämme wachsen auf den Steilhängen unter Wasser. Selbst der Lavafluss vom letzten Ausbruch des Gunungapi im Jahr 1988 ist schon wieder lückenlos von Korallen überwuchert.

Wer die Unterwasserwelt sehen will, braucht aber keinen Tauchschein. Es genügt, die 11-Uhr-Fähre nach Pulau Ai zu nehmen. Wenn man vorher eine SMS geschickt hat, wartet Yusuf Madja am Pier und führt zu seiner Pension. Anrufen kann man den hageren 65-Jährigen nicht. Es gibt kein Handynetz auf Ai. Nur an der Spitze des Piers leuchtet auf dem Display ein Balken. Also geht Madja zweimal pro Tag hinaus und schaut, ob sich Gäste angekündigt haben.

Die Ruhe auf den Inseln kann mancher schwer ertragen

Ai ist so ruhig, dass es mancher Besucher nicht erträgt und nach einem Tag wieder abreist. Frauen sitzen auf den Veranden vor den pastellbunten Bungalows und hacken mit Macheten Kenari, die indonesischen Mandeln. Am Wegesrand trocknen Muskatnüsse. Wer lange genug spazieren geht, kommt auf Ai immer an einen Strand.

Der schönste ist der Pantai Sebila oder Long Beach. Er ist schmal und menschenleer. Weißer Sand, Palmen, tropisch dichtes Grün - und unter Wasser Korallen-Kathedralen, um die Schwärme von Fischen strömen. Über Wasser geht derweil die Sonne hinter Pulau Run unter. Auf der Insel hatten die Engländer einst eine Festung. Bis sie Run mit den Niederländern gegen eine andere Insel tauschten: Manhattan. Schlechter Deal, denkt man in diesem Moment.

Weitere Informationen

Anreise: Flug nach Jakarta, dann mit einer indonesischen Airline weiter nach Ambon. Von dort bietet die Airline Aviastar montags und donnerstags Flüge nach Banda Neira. Viermal pro Monat gibt es Fähren.

Reisezeit: Während der Monsunzeiten im Januar sowie im Juni und Juli wehen starke Winde, die Überfahrt aus Ambon ist dann nicht immer möglich, das Tauchcenter schließt. Die Bedingungen zum Tauchen und Schnorcheln sind am besten von Ende März bis Mitte Mai und von Oktober bis Mitte Dezember.

Unterkunft: Ein Zimmer im Hotel Maulana kostet ab 275.000 Rupiah inklusive Frühstück (rund 18 Euro). Pensionen verlangen rund 150.000 Rupiah pro Nacht (10 Euro), zum Teil inklusive Mahlzeiten.

Informationen: Visit Indonesia, Tel. 069/ 17 53 71 038, www.tourismus-indonesien.de.

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