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Inka-Kult und fauler Zauber - Der Hexenmarkt von La Paz


Bolivien
Inka-Kult und fauler Zauber - Der Hexenmarkt von La Paz

22.10.2014Lesedauer: 4 Min.
Der Hexenmarkt von La Paz lockt mit okkulten Angeboten.Vergrößern des BildesDer Hexenmarkt von La Paz lockt mit okkulten Angeboten.
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Wer die bolivianische Millionenstadt La Paz in über 3200 Metern Höhe besucht, der sollte sich den "Mercado de Hechicería" anschauen. Das erst recht, wenn er sich für Okkultes und Spirituelles interessiert, denn dieser Hexenmarkt strotzt nur so vor allerlei obskuren Dingen, Mittelchen und käuflicher Zauberkunst.

In La Paz, dem Sitz der bolivianischen Regierung, versteckt sich der Hexenmarkt mitten in der Stadt. Wer den Plaza San Francisco mit der gleichnamigen Kirche gefunden hat, braucht nur die daran angrenzende Straße "Calle Santa Cruz" hinaufzulaufen. Bald sieht man die "Chiflerías", wie die farbenfrohen Läden heißen, die auf verheißungsvolle Namen wie "Angel de la Guarda" (Schutzengel) hören und unter anderem "Salud, Dinero y Amor“ (Gesundheit, Reichtum und Liebe) versprechen.

Für den Besuch des Hexenmarktes genügt eine Stunde, damit man sich in Ruhe umschauen kann. Damit passt dieser Programmpunkt gut in ein umfangreicheres Tagesprogramm.

Reichhaltiges Angebot obskurer Waren

Wer sich den Läden nähert, wird bald einen sehr strengen Geruch in der Nase haben, der von einigen der feilgebotenen Waren herrührt. Die "Doñas" genannten Frauen, die die Läden meist betreiben, bieten alles an, was für Zauberei, okkulte Riten und traditionelle Heilkunst nötig und nützlich ist. Natürlich sind sie auch in diesen Künsten bewandert und stellen den Kunden gerne entsprechende "Rezepte" zusammen.

K’oa bittet um Pachamamas Gunst

Wer "Pachamama", also Mutter Erde um eine gute Ernte bitten will oder Glück und Segen für ein neu erbautes Haus erflehen möchte, dem stellen die Hexenmeisterinnen maßgeschneiderte Mixturen für ein "K'oa" genanntes Brandopfer zusammen. Auf einem großen Bogen Papier werden zunächst Kräuter kreisförmig ausgestreut. Darauf arrangiert die Doña weitere Zutaten.

Dazu gehören Zuckertäfelchen, auf denen okkulte Symbole als Relief oder in bunter Farbe gemalte Bilder zu sehen sind. Die Bilder symbolisieren die Wünsche der Kunden. Mal ist es Geld, mal Macht, mal Gesundheit, Liebe oder Schönheit. Bunt gefärbte Wollfetzen werden ebenso auf der Mischung drapiert wie Silber- oder Goldpapier. Für Glück und Segen für das neue Eigenheim muss auch noch ein getrockneter Lama-Fötus auf die Mischung gepackt werden.

Freitags ist Pachamama besonders empfänglich

Ist die Mischung fertig, wird alles in das Papier eingeschlagen. Der Kunde bekommt meist den Rat mit auf den Weg, das Brandopfer freitags darzubringen, denn dann "hat Pachamama den Mund offen", sprich, sie ist besonders empfänglich für den Zauber und die damit verbundenen Wünsche. Wer ein Brandopfer für ein neues Haus nutzt, der gräbt die Asche der Mixtur in das Fundament ein.

Natürlich mischen die Doñas nicht nur die K'oas zusammen. Sie bieten auch, Kräuter, Pülverchen, Tinkturen und Elixiere aber auch getrocknete oder eingelegte Organe von Tieren an, die gegen alle möglichen Krankheiten oder Gebrechen helfen sollen. Mit Wissen und Rat empfehlen sie den Kunden, was gegen Rheuma, Fieber und andere Leiden hilft, zumindest wenn man daran glaubt.

Böser Zauber ist auch im Angebot

Doch die Hexen in der Calle Santa Cruz und den Nebenstraßen beherrschen auch die dunklen Zauberkünste, mit denen es möglich sein soll, Menschen zu beeinflussen. Ehefrauen, die sich betrogen fühlen, kaufen oft Kerzen in Tiergestalt. In eine wird der Namen des treulosen Ehemannes eingeritzt, in eine andere der Namen der Nebenbuhlerin. Bei Nacht in einer Kirche entzündet, begleitet von Beschwörungen, soll dieser Zauber den Ehemann wieder an den heimischen Herd und vor allem ins heimische Bett bringen.

Dass viele an Macht und Kraft der Hexen glauben, zeigt sich daran, dass es in den Chiflerías nur äußerst selten Ladendiebstähle gibt. Keiner will den Unmut einer der Hexenmeisterinnen auf sich laden und die Konsequenzen böser Zauberkunst tragen.

Touristen werden ebenfalls verzaubert

Doch die Händler des Mercado de Hechicería haben auch Touristen als Einnahmequelle entdeckt und wissen, wie man ihnen das Geld aus der Tasche zaubert. So bieten die Läden den ausländischen Besuchern ebenfalls Waren und Dienstleistungen an. Da wird dann aus Tarotkarten, Tabakrauch oder auf den Boden gespucktem Alkohol die Zukunft gelesen, obwohl das nichts mit den Ursprüngen der bolivianischen Hexenkunst zu tun hat, die ihre Wurzeln in der Inkakultur hat.

Viele der Besucher aus dem Ausland kaufen auch gerne kleine Skulpturen, Amulette und Talismans als Souvenir, ohne sich um deren Bedeutung und angebliche Wirkung zu scheren. Deshalb ist selbstverständlich auch dieses Angebot sehr reichhaltig vorhanden.

Weitere Informationen

La Paz bietet sich auch für einen Stadtbummel entlang der Hauptstraße an, die sich durch die ganze Stadt zieht und deren Zentrum bildet. Wer von einem der Hügel über die Stadt schaut, hat den Eindruck, dass sich eine Lawine aus Backsteinen über die Hänge ergießt, denn viele Berge sind vom Tal bis auf das Hochplateau hinauf bebaut. Sehenswert ist auch das "Valle de la Luna", die "Mondlandschaft" im Süden der Stadt. Die bizarren Steinformationen haben diesem Tal seinen Namen gegeben.

La Paz ist von Deutschland gut über seinen internationalen Flughafen Aeropuerto Internacional El Alto zu erreichen. Die Einreise nach Bolivien und seine Nachbarstaaten wie Peru ist für deutsche Staatsbürger ohne Visum möglich, es genügt ein gültiger Reisepass.

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