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Warum ist Diesel so viel teurer als Benzin?


Bilanz des Tankrabatts
Warum ist Diesel so viel teurer als Benzin?


Aktualisiert am 04.11.2022Lesedauer: 4 Min.
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Zapfsäule einer Tankstelle (Symbolbild): Der Unbekannte hatte versucht mehrere hundert Liter Diesel zu stehlen.Vergrößern des Bildes
Zapfpistole für Diesel an einer Tankstelle: Der Kraftstoff ist deutlich teurer als Super-Benzin. (Quelle: Future Image/imago-images-bilder)

Wer günstig fahren will, tankt Diesel – so war es einmal. Warum der Kraftstoff inzwischen teurer ist als Benzin und was der Tankrabatt gebracht hat.

Mindestens bis zum großen Diesel-Betrugsskandal bei VW 2015 hieß es: Wer Diesel fährt, fährt sparsam und sogar sauber. Jahrelang galt der Kraftstoff als günstige Alternative zum Benzin. Noch im Januar 2021 kostete ein Liter Super E10 1,35 Euro, der Liter Diesel hingegen 1,23 Euro. Zwölf Cent weniger.

Doch das Verhältnis hat sich umgekehrt: Im August 2022 kostete Super E10 1,73 pro Liter, Diesel hingegen lag bei durchschnittlich 1,96 Euro. Differenz: 23 Cent. Mit Ende des Tankrabatts stiegen die Preise noch einmal; bei Super E10 laut ADAC um rund 25 Cent, bei Diesel um 10 Cent. Super E10 liegt jetzt im Schnitt bei mehr als zwei Euro, Diesel sogar bei mehr als 2,10, teils bei 2,30 Euro. Woran liegt es, dass Diesel so teuer ist?

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  • Erster Grund: Die Besteuerung während des Tankrabatts. Vor dem Start der Steuersenkung wurden auf Benzin 65,45 Cent Energiesteuer pro Liter erhoben, bei Diesel 47,04 Cent. Dieser Unterschied, der den Absatz von Dieselfahrzeugen ankurbeln sollte, wurde mit dem Tankrabatt jedoch eingeschmolzen: Die Energiesteuer auf Benzin sank um knapp 30 Cent – bei Diesel jedoch lediglich um 14 Cent. Deshalb war Diesel in den vergangenen Monaten ungewöhnlich teuer. Ein wenig könnte sich das Verhältnis wieder ausgleichen, doch Diesel dürfte weiter teuer bleiben.
  • Der zweite Grund: Aus Rohöl lässt sich immer nur ein bestimmtes Verhältnis an verschiedenen Treibstoffsorten und anderen Erzeugnissen produzieren. In Europa ist der Verbrauch an Super deutlich höher als die Menge, die der Erzeugungsprozess in den Raffinerien ermöglicht, schreibt "n-tv". Differenzen wurden durch Importe aus Russland aufgefangen, die nun weggebrochen sind. Ersatz ist schwierig, das Angebot schrumpft – der Preis steigt.
  • Dritter Grund: Die hohe Ölnachfrage. In Ölheizungen wird ein Produkt verfeuert, das dem Diesel-Kraftstoff sehr ähnlich ist. Durch die Preisentwicklungen haben viele Hausbesitzer ihre Tanks bereits jetzt für den Winter gefüllt, die Nachfrage stieg, und somit auch der Preis. Und auch viele Unternehmen nutzen nun häufiger Öl statt Gas, was Diesel noch teurer macht.

Wie erfolgreich war der Tankrabatt?

Mit dem Start des Tankrabatts am 1. Juni sanken die Preise kurzzeitig, um dann für fast drei Wochen nach oben zu klettern – beinahe auf das Niveau vor den Vergünstigungen (Diesel: 2,06 Euro). Ab dem 20. Juni sanken die Preise kontinuierlich und erreichten Mitte August ihr Tief (Super E10: 1,67 Euro; Diesel: 1,86 Euro). Danach kletterten die Preise sprunghaft nach oben. Besonders Diesel verteuerte sich bis zum 31. August erneut auf 2,06 Euro. Fazit: Für Super E10 hat sich der Rabatt gelohnt, für Diesel nur wenig.

Für die enormen Preissteigerungen der vergangenen Tage und Wochen gebe es aus Sicht des ADAC in dieser Höhe keine Grundlage – "selbst dann nicht, wenn man Sonderfaktoren herausrechnet wie Transportschwierigkeiten oder Lieferengpässe", kritisierte der Autofahrerclub. Der ADAC berichtete zudem von Fällen, in denen Tankstellenbetreiber in den vergangenen Tagen Zapfsäulen gesperrt hätten, um nun zu höheren Preisen abzukassieren. Das sei "besonders unverschämt".

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Wie setzt sich der Spritpreis zusammen?

Bei der Preisgestaltung hängt ein Drittel vom Ölpreis, den Kosten für Verarbeitung und der Gewinnmarge der Tankstellen ab. Beim Ölpreis spielt auch der Umrechnungskurs von Euro zu US-Dollar eine Rolle: Öl wird in Dollar gehandelt.

Der Zusammenhang zwischen Ölpreis und Benzin- oder Dieselpreis ist also eng, aber nicht allein entscheidend: "Wir sehen, dass der explosionsartige Anstieg der Kraftstoffpreise mittlerweile quasi entkoppelt ist vom Rohölpreis", so ein ADAC-Sprecher. Die zwei weiteren Drittel des Preises werden durch Steuern und Abgaben bestimmt.

Haben die Tankstellenbetreiber den Rabatt weitergegeben?

Tankstellenbetreiber und Mineralölkonzerne können im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Preis selbst bestimmen. Zur Weitergabe der Steuersenkung waren sie nicht verpflichtet.

Laut RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung kam der Rabatt in den drei Monaten Dauer fast vollständig bei den Kunden an.

Dem widerspricht der ADAC: In der Praxis hat der Tankrabatt zwar dazu geführt, dass die Preise gesunken sind. "Dabei ist die Steuersenkung allerdings insgesamt nicht vollständig an die Verbraucher weitergegeben worden", kritisiert ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand: Mitte August lag der Rohölpreis etwa ein Drittel niedriger als zwei Monate zuvor. Der Preis an der Zapfsäule sank jedoch nur um rund 16 Prozent bei E10.

Seit Kurzem ist der Ölpreis etwas gestiegen, der Euro im Vergleich zum Dollar gesunken. Die Preise für Sprit sind jedoch im Verhältnis deutlich stärker nach oben geklettert. Laut ADAC habe sich die Mineralölwirtschaft bereits so wieder ein Preispolster verschafft.

Werden die Preise künftig besser kontrolliert?

Das Bundeskartellamt soll mit seiner Markttransparenzstelle für Kraftstoff in Zukunft genauer prüfen, wie die Mineralölgesellschaften ihre Preise setzen. Auslöser hierfür waren die hohen Preissprünge bei Benzin und Diesel nach Ausbruch des Ukraine-Krieges, als die Rohölpreise bereits deutlich gesunken waren. Damals beauftragte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das Kartellamt mit einer genauen Beobachtung der Lage. Man habe das Monitoring "noch einmal intensiviert", sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt.

Wie werden sich die Preise entwickeln?

Das lässt sich aktuell noch nicht absehen. Tankstellenbetreiber haben bis Mittwoch noch zum gesenkten Steuersatz eingekauft und könnten Benzin und Diesel daher zunächst weiter günstiger abgeben. Bis die Aufhebung der Steuersenkung voll auf die Kunden durchschlägt, könnte es also noch etwas dauern.

Verwendete Quellen
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