Eltern in Berlin üben Kritik Probetag fürs Gymnasium: Fast alle Kinder durchgefallen

Viele Eltern sehen die neuen Regeln für den Wechsel aufs Gymnasium für Kinder ohne entsprechende Empfehlung skeptisch. Die Elternvertretung stellt eine Reihe von Forderungen.
In Berlin sorgt der neue Probetag für Schüler ohne Gymnasialempfehlung für Aufsehen und Kritik. Mit einer "extrem niedrigen" Bestehensquote von nur 2,6 Prozent haben die Ergebnisse viele Eltern schockiert, wie der Landeselternausschuss (LEA) bekannt gab. "Auch wir als LEA sind vom Ergebnis sehr überrascht", erklärte ein Sprecher des Gremiums.
Heißt im Klartext: 97,4 Prozent der Kinder sind durchgefallen.
Der neue Probetag betrifft vor allem Schüler, die eine Empfehlung für die Integrierte Sekundarschule oder Gemeinschaftsschule erhalten haben. Diese Schüler konnten früher das Probejahr am Gymnasium absolvieren, was nun durch den Probetag ersetzt wurde. Aufgrund der geringen Bestehensquote bleibe vielen dieser Schüler nun der Zugang zum Gymnasium verwehrt. "Bei einer höheren Bestehensquote wäre die Situation anders," so der LEA.
Kritik an hohem Druck auf Schüler
Die Elternvertreter kritisieren den enormen Druck, dem die Kinder während des Probetages ausgesetzt seien. Es stelle sich die Frage, ob selbst Schüler mit Gymnasialempfehlung den Test unter diesen Bedingungen bestanden hätten. Die Prüfungssituation erzeuge zudem starken Stress, was sich negativ auf die Leistung der Kinder auswirken könne. Der LEA äußerte auch Zweifel daran, ob alle abgefragten Kompetenzen und das notwendige Wissen tatsächlich im Schulunterricht vermittelt wurden.
Der Landeselternausschuss fordert daher eine eingehende Analyse des Testverfahrens. Dabei solle untersucht werden, welche Testteile besonders problematisch waren und welche Schlüsse daraus gezogen werden können. Zudem müsse geklärt werden, ob das abgefragte Wissen tatsächlich notwendig sei, um am Gymnasium erfolgreich zu sein.
Bildungssenatorin soll transparent handeln
Zusätzlich möchte der LEA von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch erfahren, wer die angekündigte Evaluation des Testverfahrens übernehmen wird. Aus Sicht der Elternvertreter ist es notwendig, auch den Inhalt der Tests sowie die Bewertungsmaßstäbe öffentlich zu machen.
Für angehende Siebtklässler gilt eine Empfehlung für das Gymnasium nur noch bei einem Durchschnitt bis 2,2. Ab einem Schnitt von 2,3 erhalten sie eine Empfehlung für die Integrierte Sekundarschule oder Gemeinschaftsschule. Dies war grundsätzlich auch bisher so geregelt. Schulen hatten jedoch bei einem Notenschnitt von 2,3 bis 2,7 Ermessensspielraum für eine Gymnasialempfehlung.
Schüler konnten trotz nicht ausreichender Noten ein Probejahr am Gymnasium absolvieren, wenn ihre Eltern darauf bestanden. Dieses Modell wurde nun durch den Probetag ersetzt. Der Probetag umfasst schriftliche Leistungen in Deutsch und Mathematik sowie die Überprüfung von fächerübergreifenden Kompetenzen wie selbstständiges Arbeiten, Problemlösung oder Teamfähigkeit.
- Nachrichtenagentur dpa
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